Growth-Investoren, die am Donnerstag einen Blick in ihr Depot warfen, sahen eine Menge Rot: Am 16. Dezember 2021 fielen die Aktien großer Wachstums- und Technologieunternehmen wie Apple (NASDAQ:AAPL) (WKN: 865985), Nvidia (NASDAQ:NVDA) (WKN: 918422) und Tesla (NASDAQ:TSLA) (WKN: A1CX3T) um mehrere Prozent. Die großen Wachstumsaktien schafften es sogar, den marktbreiten S&P 500 ins Minus zu drücken, obwohl viele kleinere Nebenwerte im Plus notierten.
Was steckt hinter dem Crash bei Wachstumsaktien?
Wachstumsaktien leiden unter steigenden Zinsen In erster Linie ist die US-Zentralbank Federal Reserve (kurz „Fed“) für den Mini-Crash der Wachstumsaktien verantwortlich. Denn sie kündigte am Mittwochabend einen schneller als erwarteten Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik an.
Was bedeutet das konkret? Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die Fed zu Beginn der Coronakrise damit begonnen, massiv Staatsanleihen und andere verzinsliche Wertpapiere zu kaufen. Schon seit einiger Zeit fährt die US-Zentralbank das Volumen der Käufe wieder zurück. Auf einer Sitzung am 15. Dezember gaben die Zentralbanker dann bekannt, dass die Anleihekäufe früher enden könnten als bisher vermutet. Damit ebnet die Fed den Boden für Erhöhungen der Zinsen im kommenden Jahr. Derzeit werden drei Anhebungen um jeweils 0,25 % erwartet.
Den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik könnte man als optimistisches Signal werten. Die Fed scheint der Überzeugung zu sein, dass die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt auch ohne extrem billiges Geld auskommen. Viele Aktien aus traditionellen Value-Branchen wie Finanzen und Energie folgten diesem Optimismus und sprangen an. Bei Wachstumsaktien überwogen die Sorgen vor den steigenden Zinsen, weil diese in der Vergangenheit oft schlechter abschnitten als Value-Aktien, wenn die Zinsen stiegen.
Was das für Aktionäre von Apple, Nvidia, Tesla und Co. bedeutet Kurzum: keine Panik!
Immer wieder wird der Aktienmarkt von den verschiedensten gesamtwirtschaftlichen Daten hin- und hergeschüttelt. Oft scheinen die Kurse auch zu tun, was sie wollen, da die Börse von Emotionen und Psychologie dominiert wird. Auch in solchen Tagen hat die Finanzpresse sofort eine einleuchtend klingende Erklärung parat. Heute machen die Wachstumsaktien dies, morgen machen die Value-Aktien jenes, und übermorgen könnte alles wieder ganz anders sein.
Aber wichtig ist das alles nicht. Der langfristig einzige entscheidende Treiber eines Aktienkurses ist das Gewinnwachstum des zugrunde liegenden Unternehmens. Alle anderen „Einflussfaktoren“ werden über Jahrzehnte gesehen zu Hintergrundrauschen. Das gilt für Value-Aktien wie für Wachstumsaktien, und es gilt unabhängig vom Zinsniveau.
Ich jedenfalls werde keine einzige meiner Nvidia-Aktien oder Tesla-Aktien verkaufen, nur weil sich die Zinsen im kommenden Jahr anders entwickeln könnten, als das irgendwelche Analysten und Fondsmanager in Frankfurt, London und New York bisher vermutet hatten. Und während sich die Profis über solche Fragestellungen den Kopf zerbrechen, kannst du als Investor von großartigen Unternehmen – egal ob Value- oder Wachstumsaktien – einfach entspannt einen Tee oder ein sonstiges Getränk zu dir nehmen.
Christoph Gössel besitzt Aktien von Nvidia und Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple, Nvidia und Tesla. The Motley Fool empfiehlt die folgenden Optionen: Long March 2023 $120 Calls auf Apple und Short March 2023 $130 Calls auf Apple.
Motley Fool Deutschland 2021