Die Stimmung der Aktionäre von Airbnb (NASDAQ:ABNB) (WKN: A2QG35) hat sich in der vergangenen Woche deutlich verschlechtert. Nach dem Kursrückgang von 17 % auf 103,72 US-Dollar (Stand aller Daten: 23. September 2022) wird die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 44 gehandelt. Zum Vergleich: Das durchschnittliche KGV im Gastgewerbe in den USA liegt bei 15. Unterm Strich verlor die Aktie seit Jahresanfang mehr als 37 %.
Quelle: TIKR.com
Läuft sich das Geschäftsmodell von Airbnb tot? Als lange Jahre begeisterter Nutzer hat Airbnb für mich mittlerweile keinen wirklichen Vorteil mehr gegenüber Hotels. Früher habe ich immer zuerst bei Airbnb geschaut, um ein Zimmer zu finden. Aber preislich macht das jetzt keinen Unterschied mehr und es gibt zu viele überteuerte Buden.
Ich denke, vor allem die vielen Get-Rich-Fast-Online-Kurse und billigen Immo-Kredite haben das Geschäftsmodell von Airbnb beschädigt. Viel zu viele Menschen haben Wohnungen auf Pump gekauft und einfach über Airbnb vermietet. Und genau diese Leute versuchen jetzt, das Maximale aus ihren Buden herauszuholen. Es ist eben als Vermieter doch kein Selbstläufer. Reinigungsdienste beispielsweise fahren auf dem Trittbrett mit. Sie erhöhen die Gebühren. Auch das treibt die Mieten hoch.
Aber auch nichtgewerbliche Vermieter fangen in einschlägigen Foren an zu meckern. Airbnb will, dass die Mieter so schnell wie möglich buchen können. Eine vorherige Abstimmung zwischen Mieter und Vermieter wird immer schwieriger. Und Vermieter, die nicht lange im Voraus planen können oder wollen, müssen dann Stornogebühren zahlen.
Schnelles Geld mit Billigbuden scheint das neue Leitmotto bei Airbnb zu sein. Sympathisch ist das nicht. Das schadet der Marke enorm.
Und jetzt kommt auch noch die Rezession Noch gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die Reiseausgaben verlangsamen. Tatsächlich war das zweite Quartal 2022 die erste Saison, in der die Reisetätigkeit wieder das Level von vor der Pandemie erreichte. Der Umsatz von Airbnb überstieg das Niveau des zweiten Quartals 2019 um 78 %. Die Zahl der Zimmerbuchungen stieg um 24 %. Der Gewinn pro Aktie kletterte um 57 %, das EBITDA um 46 %.
Aber in Krisenzeiten sinken insbesondere auch Ausgaben für Reisen. Airbnb wird mit Sicherheit daran zu knabbern haben. Und wenn du die Aktie hältst, solltest du auf der Hut bleiben.
Airbnb kann nicht einfach so die Kosten senken Ein solches Tech-Unternehmen benötigt viel Kapital. Marketing und Plattformentwicklung kosten Geld.
Positiv: Airbnb konnte seine Verluste zuletzt auf 68 Mio. US-Dollar begrenzen. Und schauen wir uns den Zeitraum zwischen Juli 2021 und Juni 2022 an, dann arbeitet die Plattform sogar profitabel. Hier bleiben unterm Strich 1,2 Mrd. US-Dollar Gewinn hängen.
Ist die Airbnb-Aktie einen Kauf wert? Das Unternehmen wird derzeit mit dem Neunfachen des geplanten Umsatzes und dem 44-Fachen des Kurs-Gewinn-Verhältnisses gehandelt. Die Aktie ist damit deutlich teurer als andere Papiere aus der Branche. Mit Blick auf die Zahlen der jüngsten Vergangenheit sieht das Paket zwar gar nicht so schlecht aus. Aber langfristig mache ich mir ernsthaft Sorgen um das Geschäftsmodell von Airbnb und die Marke. Deshalb kommt mir die Aktie nicht ins Depot.
Der Artikel Was ist denn jetzt bei Airbnb los? ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Airbnb.
Motley Fool Deutschland 2022