von Robert Zach
Investing.com - Die Furcht vor einer globalen Epidemie aufgrund des chinesischen Coronavirus hat an den Märkten zu einer dramatischen Neubewertung geführt. Der Dax stürzt um mehr als 2,5 Prozent ab. Der deutsche Aktienindex steuert damit auf den größten Tagesverlust seit dem 2. Oktober 2019. Damals war der Leitindex um 2,8 Prozent abgestürzt, als die Welthandelsorganisation (WTO) US-Strafzölle für Importe aus der Europäischen Union genehmigte.
Der Dax am Montag rauscht bislang um 2,69 Prozent nach unten. Damit viert der Leitindex heute rund 360 Zähler. Der MDax sackte um 2,1 Prozent auf 25.118 Stellen ab. Der TecDax fällt um 2,73 Prozent auf 3.137 Punkte. Der Euro Stoxx 50 kollabiert um 2,62 Prozent auf 3.679 Punkte. Im Dax notieren heute alle Werte im Minus. Schlusslicht sind Wirecard (DE:WDIG) mit einem Abschlag von 4,98 Prozent, gefolgt von Lufthansa (DE:LHAG) mit 4,92 Prozent und Adidas (DE:ADSGN) mit 3,76 Prozent. Die beiden Versorger RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) verlieren lediglich 0,60 Prozent bzw. 1,30 Prozent.
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In China stieg die Zahl der Toten laut dem chinesischen Fernsehsender CGTN (China Global Television Network) auf 80. Mit dem Coronavirus infiziert haben sich bisher mindestens 2.761 Menschen in China und 37 in Übersee.
Die chinesische Regierung hat mittlerweile radikale Maßnahmen zur Eindämmung des Virus unternommen. Ganze Städte wurden abgeriegelt, Vergnügungsparks wurden geschlossen und die Neujahresfeiertage wurden verlängert. Das kann die Sorgen der Anleger vor den negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft jedoch nicht negieren.
"Der Ausbruch des Corona-Virus und die daraus resultierenden Reisebeschränkungen treffen die chinesische Wirtschaft in einer Zeit, in der sie ohnehin eher schwach erscheint. Aufgrund der globalen Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft könnte dies weiterreichende Konsequenzen haben", schreibt Mark Downing, Partner und Chief Investment Officer von BlueBay. "Grundsätzlich glauben wir aber nicht, dass der Corona-Virus die generell positive Stimmung für die Weltkonjunktur eintrüben kann, solang er schnell eingefangen wird".
Viele Anleger vergleichen den grassierenden Coronavirus mit dem SARS-Erreger, der in den Jahren 2002/2003 eine weltweite Epidemie verursacht hatte. Damals kostete die Krise der chinesischen Wirtschaft 1 Prozentpunkt, doch größere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft gab es nicht.
Für Anleger hat Mark Downing daher den folgenden Tipp: "Was wir aus dem früheren Fall ableiten können ist, dass die Marktsorgen sich schnell auflösten, nachdem die Zahl der Neuinfektionen wieder abgenommen hatte."
Noch vor der Abriegelung der Elf-Millionen-Metropole Wuhan am vergangenen Donnerstag sollen aber bereits 5 Millionen Einwohner die Stadt Wuhan verlassen haben, so dass die Zahl der Neuinfizierten auch in den kommenden Tagen weiter zunehmen dürfte, schließlich bestätigte die chinesische Regierung, dass das neuartige Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird. Damit wächst auch das Risiko, dass die Krankheit in die ganze Welt hinausgetragen wird, so dass das Sentiment in den nächsten Tagen weiterhin angeschlagen bleiben dürfte.
Durch die charttechnische Brille betrachtet ist der Dax aus seiner jüngsten Handelsspanne nach unten hin ausgebrochen. Allerdings hält sich das deutsche Aktienbarometer noch oberhalb seiner Schlüsselunterstützung aus einer primären Aufwärtstrendlinie und der Glättung der letzten 50 Tage bei 13.237 bis 13.200 Punkte. Gelingt den Bären der Durchbruch unter diese Haltemarke, drohen wohl weitere Verluste auf die nächste relevante Unterstützung, die sich aktuell im Dunstkreis der 100-Tage-Linie und den Dezember- und Januartiefs bei 12.964 bis 12.900 befindet. Negativ zu interpretieren sind nun auch die quantitativen Indikatoren wie MACD und RSI. Der MACD hat ein Verkaufssignal erzeugt, gleiches gilt für den RSI, der unter seine mittelfristige Trendlinie gefallen ist.
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