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Ölpreise für WTI und Brent im Crash-Modus, aber das rettende Ufer ist nah

Veröffentlicht am 27.01.2020, 13:20
© Reuters.
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von Robert Zach

Investing.com - Die Ölpreise setzen ihre Anfang letzter Woche gestartete Talfahrt in hohem Tempo fort. Als Belastungsfaktor erweist sich weiterhin der neuartige Coronavirus in China, der am Ölmarkt die Sorge vor einem Nachfrageeinbruch schürt, weil China der weltgrößte Importeure von Rohöl ist.

Der Preis für die US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) ist am Montag um mehr als 3 Prozent auf 52,16 US-Dollar je Barrel kollabiert. Zuletzt kostete ein Fass US-Öl 52,29 US-Dollar. Seit Montag letzter Woche hat der Preis für WTI über 11 Prozent an Wert eingebüßt.

Die Nordseesorte Brent verliert 2,87 Prozent oder 1,72 US-Dollar auf 58,17 US-Dollar je Barrel.

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Die Ölpreise waren Anfang Januar aufgrund von nachlassenden Handelsspannungen, der Eskalation im Iran und der Ankündigung der Opec, die Produktion weiter zu drosseln, deutlich gestiegen. Mit dem überraschenden Auftreten des Coronavirus hat sich das Blatt innerhalb weniger Tage dramatisch gewendet. Vor allem die Furcht vor einem Kollaps der Nachfrage an Öl drückt die Preise nach unten.

Am Sonntag bestätigten chinesische Behörden, dass es mehr als 2.700 Infizierte gibt, darunter 461 Menschen in kritischem Zustand. Die Zahl der Todesopfer sei auf 80 gestiegen. Das Virus, das in der chinesischen Stadt Wuhan seinen Ursprung hatte, hat sich auf andere Großstädte wie Peking, Shanghai, Macao und Hongkong ausgebreitet. Die Chinesen haben vor einer zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus gewarnt. Dies hat die Finanzmärkte verunsichert und zu einem starken Rückgang der Ölpreise geführt.

Saudi-Arabiens Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman sagte am Sonntag in einer Erklärung, er sei zuversichtlich, dass der Ausbruch eingedämmt werden könne. In einem Versuch, die Ängste der Energieteilnehmer zu mindern, sagte Abdulaziz in einem Reuters-Bericht, dass die Märkte "in erster Linie von psychologischen Faktoren und extrem negativen marktbasierten Erwartungen getrieben werden, die einige Marktteilnehmer trotz sehr begrenzter Auswirkungen (des Virus) auf die globale Ölnachfrage angenommen haben".

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Mit der Ausbreitung des Coronavirus nimmt Experten zufolge nicht nur die Unsicherheit über die Ölnachfrage zu, sondern auch die Sorge um die chinesische Wirtschaft und die damit einhergehenden Auswirkungen für die Weltwirtschaft. Die Danske Bank (CSE:DANSKE) vermutet, dass der sich abzeichnende Aufschwung in China aufgrund der Epidemie kurzfristig ausgebremst wird. Das Bruttoinlandsprodukt könnte im ersten Halbjahr um bis zu einem Prozentpunkt sinken, schreiben sie in einer Studie.

China ist hinter den USA die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Reich der Mitte sei aber weiterhin ein Entwicklungsland, wie Alexander Kuptsikevich vom Broker FXPro in einer Notiz schreibt. "D.h. ihr Ölverbrauch ist nicht so optimiert wie der in Europa oder Japan. Niedrigere Wachstumsprognosen sind für den weltweiten Energiemarkt daher viel besorgniserregender als beispielsweise eine Verlangsamung in den USA und Europa", erklärte er.

Allerdings befindet sich der Virus noch in einem frühen Stadium, und aktuell ist es schwierig zu beurteilen, wie weit es sich tatsächlich ausbreiten kann, bevor es unter Kontrolle gebracht wird. Die Regierung in Peking hat wesentlich schneller reagiert als zur SARS-Epidemie 2002-03 und zugleich drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen. Auf der anderen Seite erscheint das Virus ansteckender zu sein als es SARS war.

Unter den ganzen Pessimisten tummeln sich aber auch einige Optimisten, wie die von Capital Economics. "Unter der Annahme, dass das Virus schließlich unter Kontrolle gebracht wird, gehen wir davon aus, dass der Preis von Brent bis Ende 2020 auf 75 US-Dollar je Barrel steigen wird, weil der Markt in ein Defizit gerät", so die Experten.

CE erwartet, dass das Ölangebotswachstum aufgrund einer möglichen Verlängerung der Opec+ Förderbegrenzung bis Ende diesen Jahres gedämpft bleibt. Auch auf der Nachfrageseite sehen sie mit einer graduellen Erholung der Weltwirtschaft eine höhere Ölnachfrage.

"Das größte Aufwärtsrisiko für unsere Preisprognose ist eine Eskalation der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten zu einem umfassenden militärischen Konflikt", schreiben sie in ihrer Notiz.

Neben den Entwicklungen rund um den Coronavirus gilt es morgen die wöchentlichen Rohöllagerdaten des American Petroleum Institutes (API) auf dem Schirm zu haben. Tags darauf wird die US-Energiebehörde EIA die offiziellen Zahlen zu den US-Ölreserven veröffentlicht. Am Freitag steht die von Baker Hughes erhobene Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA auf der Agenda.

Aus charttechnischer Sicht hat WTI mit dem Rutsch unter die sekundäre Trendlinie bei 54,46 US-Dollar eine negative Weichenstellung vollzogen. Allerdings gilt es den Unterstützungsbereich aus mehreren relevanten Tiefpunkten aus dem Jahr 2019 bei 52,20 bis 50,70 Dollar nicht zu unterschätzen. Im Falle eines Abgleitens darunter rückt der primäre Aufwärtstrend bei aktuell 48,69 US-Dollar in den Vordergrund. Eine schnelle Rückeroberung über den sekundären Trend bei 54,46 US-Dollar würde indes den Grundstein für eine Pause im Ausverkauf legen.

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