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Weltbörsen im Crash-Modus. Was kann den Ausverkauf stoppen?

Veröffentlicht am 09.03.2020, 12:33
Aktualisiert 09.03.2020, 12:39
© Reuters.
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Von Robert Zach

Investing.com - Die Weltbörsen sind am Montag weiter abgestürzt. Sorgen vor einer Coronavirus-Pandemie, die die Weltwirtschaft in eine Rezession treiben könnte, lösten Angst und Schrecken unter den Anlegern aus. Hinzu kam nun noch der Ölpreiskollaps, der den für dieses Segment relevanten Kreditmarkt einfrieren und Investitionsstaus auslösen wird. Der DAX fiel 6,47 Prozent auf 10.804 Punkte. Seit seinem Rekordhoch hat das deutsche Aktienbarometer damit nun bereits mehr als 21 Prozent eingebüßt. Für den Euro Stoxx 50 ging es um 6,64 Prozent nach unten auf 3.017 Punkte, so tief wie zuletzt im Dezember 2018. Auch die Futures auf den Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq mussten schwere Verluste hinnehmen. Wegen des hohen Kursminus kam es sogar zu einem Limit Down. Die Anleiherenditen in Europa und in den USA erreichten neue Rekordtiefs, während der Goldpreis kurzzeitig so teuer gehandelt wurde, wie seit Dezember 2012 nicht mehr.

Nun stellt sich für viele Anleger die Frage, was den aktuellen Ausverkauf überhaupt stoppen kann, schließlich hat die Not-Zinssenkung der Federal Reserve letzte Woche mehr Schaden als Gutes angerichtet. Der Deutsche Bank-Stratege George Saravelos geht genau dieser Frage nach. In einer aktuellen Notiz beschreibt er, was für eine Bodenbildung nötig ist und was die politischen Entscheidungsträger tun können, um das Vertrauen in den Markt wiederherzustellen.

Laut George Saravelos bedarf es massive fiskalische Impulse, um die aktuelle Krise zu bewältigen. Zwar gab es am Wochenende mehr und mehr Gerede über mögliche fiskalpolitische Maßnahmen. Diese seien aber unzureichend, weil diese nur auf die unmittelbaren Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs abzielen.

"Wir brauchen eine koordinierte fiskalische Reaktion in der Größenordnung der Lehman-Krise, die bei über 1 Prozent des globalen BIP liegt", erklärte der Experte. "Dadurch werden nicht nur die unmittelbaren Auswirkungen der Viruskrise behandelt, sondern man setzt auch starkes Signal, dass die Regierungen einspringen, wenn es gilt, Lücken zu schließen, die durch den eingeschränkten geldpolitischen Spielraum der Zentralbanken entstanden sind", fügte er hinzu.

Die größte fiskalpolitische Reaktion auf das weltweit grassierende Coronavirus hat bislang Australien gezeigt. Am Mittwoch legt Großbritannien seinen ersten Haushaltsplan seit dem Brexit vor. Das Land, welches insbesondere in Europa den größten fiskalischen Impuls geben könnte, Deutschland, weigert sich bislang, Geld in die Hand zu nehmen, um die Wirtschaft nicht absaufen zu lassen.

Die Zentralbanken haben dank ihrer massiven Kaufprogramme wohl die größte Vermögenspreisblase der Geschichte geschaffen. Damit diese Blase nicht unkontrolliert zu platzen beginnt, sondern nur langsam Luft aus dem Ballon gelassen wird, müssen die Zentralbanken laut Saravelos sowohl ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen als auch risikoreichere Vermögensanlagen wie Aktien und Unternehmensanleihen kaufen, "zumindest kurzfristig" und "am besten noch in dieser Woche", betonte er.

Schlussendlich sieht der Deutsche Bank-Analyst aber den Schlüssel zum Erfolg in der "Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit" der Zentralbanken. "Die Zentralbanken müssen transparent und ehrlich darüber sein, was sie tun können und was nicht", sagte er. "Aussagen, dass im Werkzeugkasten noch ausreichend geldpolitischer Spielraum vorhanden ist, sind nicht glaubwürdig und erschüttern das Vertrauen", fügte er hinzu.

Am Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank über die Höhe ihrer Leitzinsen. Am Geldmarkt hatten zuletzt die Wetten auf eine aggressive Senkung des Einlagensatzes zugenommen. Saravelos glaubt jedoch, dass ein solcher Schritt mehr Schaden als Gutes mit Blick auf das Finanzsystem anrichten werde.

"Es ist besser, die Grenzen des bestehenden geldpolitischen Instrumentenkastens offen zu akzeptieren, um die Glaubwürdigkeit am Markt wiederzuerlangen, und bei Bedarf Liquidität bereitzustellen", so der Marktstratege weiter. Die EZB könnte zum Beispiel ihr Kaufprogramm für Unternehmensanleihen aufstocken und erneut die Regierungen auffordern, endlich ihren fiskalpolitischen Spielraum zu nutzen.

Letzte Woche hatte bereits die Federal Reserve ihre Zinsen überraschend um 50 Basispunkte gesenkt. Den Markt stabilisiert hat dieser Schritt aber nur sehr kurz. Schließlich hat die US-Notenbank damit offenbart, dass sie viel besorgter ist als gedacht und hat zugleich noch wichtige Munition im Falle einer ausgewachsenen Rezession verbrannt.

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