Investing.com - Trotz erfreulicher Unternehmensnachrichten steht der Aktienkurs von Xiaomi (HK:1810) seit Jahresanfang unter Druck. Ausgehend vom Hochpunkt am 4. Januar ist die Aktie des chinesischen Smartphone-Herstellers um mehr als 25 Prozent eingebrochen. Mit 23,80 Hongkong-Dollar erreichte das Papier heute Morgen im Asia-Handel sogar den tiefsten Stand seit Anfang Dezember. Und der Rückgang unter die 100-Tage-Linie (akt. bei 27,34 Hongkong-Dollar) lässt für die nahe Zukunft nichts Gutes ahnen.
Die nächste relevante Unterstützung aus dem 50% Fibonacci-Retracement des gesamten Aufwärtsimpulses seit dem Corona-Tief im März 2020 bis Anfang Januar 2021 (22,56 Hongkong-Dollar) sowie die Glättung der letzten 200 Tage (akt. bei 22,02 Hongkong-Dollar) gilt es jetzt zu beachten. Bei einem Abgleiten unter diese Haltezone müssten Xiaomi-Anleger von einer deutlichen Ausdehnung des Korrekturbedarfs ausgehen. Entwarnung für die Xiaomi-Aktie kann dagegen erst gegeben werden, wenn es dem Papier gelingt, die 100-Tage-Linie bei 27,34 Hongkong-Dollar zurückzuerobern. Für eine Wiederaufnahme der Aufwärtsdynamik wäre jedoch ein Anstieg über die 50-Tage-Linie (29,84 Hongkong-Dollar) sowie dem Hoch vom 19. Februar bei 32,30 Hongkong-Dollar nötig.
Für die jüngsten Kursverluste bei der Xiaomi-Aktie waren wohl eher externe als interne Faktoren verantwortlich. So sorgte Chinas Finanzregulierer in dieser Woche für Schlagzeilen, als er sagte, die wachsenden Blasen in internationalen Finanzmärkten und in Chinas Immobiliensektor seien sehr beunruhigend. Früher oder später würden diese platzen. Dem Hang Seng bescherten diese Aussagen am Dienstag ein kräftiges Minus von 1,21 Prozent.
Zudem mehren sich die Anzeichen, dass die chinesische Zentralbank angesichts der Sorge vor möglichen Asset-Bubbles dem Markt allmählich Liquidität entzieht.
Die Zentralbanken auf der ganzen Welt reagierten auf die Corona-Krise mit viel billigem Geld. Das ließ die Geldmenge deutlich nach oben schießen, was natürlich auch die Aktienkurse mit nach oben zog.
Anzeichen für eine Liquiditätsverknappung und/oder einen Zinsanstieg könnte die Aktienkurse, insbesondere der von Tech-Aktien, allerdings wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
"Wir müssen jetzt genau auf die Liquiditätspolitik und die institutionellen Zuflüsse achten", sagte Huang Hongwei, ein Analyst bei Chasing Securities. "Die Stampede-Wetten haben den Aktien extrem hohe Bewertungen beschert und Gewinne für die nächsten drei oder vier Jahre eingepreist. Ein Zinsanstieg könnte zu einem deutlichen Rückgang dieser Bewertungen führen."
Xiaomi kommt derzeit auf ein KGV von 38,47. In der Spitze lag die Bewertungskennzahl bei 51,84. Im Schnitt lag das KGV des Smartphone-Herstellers seit der Erstnotiz im Juli 2018 bei 25,96. Auch im Vergleich zu Aktien aus der gleichen Industrie (33,09) ist Xiaomi derzeit ebenfalls höher bewertet. Ausgehend vom aktuellen KGV-Wert bestünde für den Aktienkurs also durchaus noch Spielraum auf der Unterseite, sollte es tatsächlich zu einer nachhaltigen Bewertungsanpassung kommen.
"Da die Zentralbank bereits am ersten Handelstag im neuen Jahr Liquidität abzieht, nimmt die Erwartung am Markt an eine Normalisierung der Geldpolitik zu", zitierte die SCMP Xu Fei, Analyst bei Wanlian Securities. "Aktien, deren Kurse mit den Bewertungen im Einklang stehen, dürften favorisiert werden, während die 'Stampede'-Wetten mit übergroßen Gewinnen unter Druck geraten dürften."
Auch in den USA sorgte der zuletzt beobachtete Renditeanstieg für Turbulenzen an den Aktienmärkten, denn dieser bringt die günstigen Finanzierungsbedingungen für die gesamte Wirtschaft in Gefahr. Fed-Chef Jerome Powell äußerte sich gestern in einem Interview mit dem Wall Street Journal recht zurückhaltend zu dem jüngsten Anstieg der Kapitalmarktzinsen. Anleger hatten gehofft, dass der US-Notenbankchef Maßnahmen in Aussicht stellt, um den Anstieg der Renditen zu stoppen. Das war aber nicht der Fall und so schloss die Zehnjahresrendite der USA auf dem höchsten Stand seit einem Jahr.
Ob der Renditeanstieg nachhaltig ist, bleibt fraglich. Guggenheim Investments zufolge befindet sich die 10-jährige US-Rendite nach wie vor in einem intakten langfristigen Abwärtstrend und könnte irgendwann in naher Zukunft aufgrund des Übermaßes an Liquidität, das die Finanzmärkte seit Jahren überschwemmt, in den negativen Bereich rutschen.
Scott Minerd, Global Chief Investment Officer von Guggenheim Investments, glaubt, dass Rendite US-amerikanischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit Anfang 2022 mit minus 0,5 Prozent ihren Tiefpunkt erreichen könnte.
Aber solange die Renditen weiter nach oben streben, bleibt die Gefahr einer größeren Bewertungsanpassung bei Aktien, insbesondere bei Tech-Aktien (zu dieser Kategorie zählt auch Xiaomi), bestehen.
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