Ich bin im Februar zuletzt auf die Aktie von Zooplus (WKN: 511170) eingegangen. Für mich stellt das Geschäftsmodell eine starke Kombination aus Digitalisierung und dem wachsenden Markt für Heimtierprodukte dar. Deshalb bin ich auch selbst bei dem Unternehmen eingestiegen.
Inzwischen ist auch Hellman & Friedman bei Zooplus auf den Geschmack gekommen. Der Finanzinvestor hat ein freiwilliges Übernahmeangebot in Höhe von 390 Euro je Aktie gemacht. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 50 % plus einer Zooplus-Aktie. Das Angebot liegt damit 40 % über dem letzten Schlusskurs am 12.08.2021 vor Bekanntgabe der Ankündigung.
Was gegen das Angebot spricht Bei der aktuellen Unternehmensbewertung liegt das Verhältnis zu den in 2021 erwarteten Umsätzen bei 1,29. Bei dem US-Konkurrenten Chewy (NYSE:CHWY) (WKN: A2PL6S) liegt das gleiche Verhältnis trotzdem mit 4,13 um ein Vielfaches höher. Hier deutet auf den ersten Blick vieles darauf hin, dass Hellman & Friedman trotz der hohen Prämie mit Zooplus eher ein Schnäppchen macht.
Außerdem wurden dem Finanzinvestor erst 17 % der Zooplus-Anteile zugesichert. Es ist damit äußerst unwahrscheinlich, dass das Unternehmen direkt von der Börse verschwindet. Damit ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass Hellman & Friedman die Aktionäre noch höher abfinden muss, um ein Delisting von der Börse zu ermöglichen.
Auch wenn der große Konkurrent Fressnapf aktuell schneller wächst und vor allem online Marktanteile gewinnt, ist Zooplus weiterhin der Onlinemarktführer in Europa. Das Unternehmen steigerte seine Umsätze im ersten Halbjahr mit 16 % gegenüber dem Vorjahreswert. Mit dem Fokus auf langfristiges Wachstum und darauf, das Investitionstempo durch die Übernahme zu beschleunigen, könnte Zooplus noch mal einen Schub erhalten.
Wieso ich meine Zooplus-Anteile eher verkaufe Ich habe meine Überlegungen noch nicht abgeschlossen, aber aktuell tendiere ich trotzdem eher dazu, das Angebot anzunehmen. Die erwartete Free-Cashflow-Rendite liegt für das Geschäftsjahr 2021 durch die Firmenbewertung zum Angebotspreis um die 2 %. Nur weil Chewy relativ noch höher bewertet wird, ist die Bewertung absolut betrachtet nicht günstig. Die geplanten Investitionen werden sich in den nächsten Jahren zudem negativ auf den Free Cashflow von Zooplus auswirken.
Und dann gibt es noch wie in fast jeder Branche die große Bedrohung durch Amazon (NASDAQ:AMZN) (WKN: 906866). In Deutschland dominiert der US-Riese im Jahr 2020 mit einem Anteil von 53 % am gesamten Onlinehandel. Für Amazon wird aktuell in Bezug auf die Free-Cashflow-Rendite eine ähnliche Bewertung wie bei Zooplus aufgerufen.
Angesichts der höheren Bewertung ist schlicht und einfach meine Sicherheitsmarge bei Zooplus ausgeschöpft. Da das Übernahmeangebot so schnell nach meinem Einstieg erfolgte, trat dieses viel schneller als von mir erwartet ein. Ich werde die frei werdenden Mittel wahrscheinlicher lieber noch einmal in Amazon investieren und mich nach einem anderen Investment für den boomenden Haustiermarkt umsehen.
Florian Hainzl besitzt Aktien von Zooplus und Amazon. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und empfiehlt Chewy, sowie die folgenden Optionen: Long January 2022 $1920 Call auf Amazon und Short January 2022 $1940 Call auf Amazon.
Motley Fool Deutschland 2021