von Tanzeel Akhtar
Das englische Original des Artikels erschien am Donnerstag, dem 25. Januar 2018, unter dem Titel '5 Things To Know Before Investing In An Initial Coin Offering' auf Investing.com.
Der Kryptowahn treibt weiter Investoren in digitale Währungen, auch wenn einige Hedge-Fonds im Hinblick auf die Anlageklasse vorsichtig geworden sind. Bitcoins extreme Volatilität mag einige Investoren ermüdet haben, aber andere nutzen die derzeitige Delle als Kaufgelegenheit—wenn auch nicht notwendigerweise für Bitcoin.
Obwohl Bitcoin das bekannteste Gesicht des Phänomens ist, haben nach Forbes in 2017 Erstausgaben digitaler Münzen (initial coin offerings, ICO) ihren Durchbruch gehabt, als insgesamt fast 5 Mrd USD an Fonds über das Instrument eingesammelt wurden.
Einige dieser Angebot geben den Investoren einen Weg zu echten Gewinnen, vielleicht sogar einen profitablen Einstieg in diese neue und häufig nicht besonders gut verstandene Anlageklasse, ohne die große Investitionen, die ein einzelner Bitcoin erfordert. Unglücklicherweise hat die Popularität und wachsende Bekanntheit von Alt-Coins auch eine Vielzahl von Betrügereien und schlicht kriminellen Handlungen geführt.
Am Kryptomarkt sind eine wachsende Anzahl von “Pump and Dump” Schwindeleien, die dem naiven oder unbedarften Investor eine Chance bieten, ein neues digitales Angebot in einem frühen Stadium zu kaufen. Marktmanipulation ist nichts Neues, sogar in einer Anlageklasse in den Kinderschuhen. Anfang dieser Woche auf einem Rechtsseminar in Kalifornien, warnte der Chef der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) Jay Clayton, dass einige Anwälte, die Unternehmen zu ICOs beraten, ihre Anwaltspflichten verletzten und sich Disziplinarverfahren gegenüber sehen könnten.
IPO, ICO oder ITO
Für diejenigen, die nicht mit ICOs vertraut sind—die ein beliebter Weg für Jungunternehmen geworden sind, um Gelder aufzunehmen, ohne von Vermittlern wie Wagniskapitalgebern und Banken abzuhängen—ein ICO ist im wesentlichen ein digitales Aktienzertifikat. Man könnte es als die Krypto-Version einer Aktienerstemission (initial public offering, IPO) ansehen. ICOs werden manchmal auch ITOs, initial token offering, genannt.
Wie können Investoren den Unterschied zwischen legitimen und möglicherweise profitablen ICOs oder relativ neuen Kryptomünzen gegenüber anderen Angeboten, von denen besser Abstand genommen werden sollte, erkennen? Hier sind fünf Dinge, die in Betracht zu ziehen sind:
1. Die Frage, wie die Gelder verwendet werden sollen
Trace Schmeltz, Partner in der Chicagoer Niederlassung der Anwaltskanzlei Barnes & Thornburg LLP, erklärt, dass jegliche Kaufprüfung mit einschließen sollte, ob die Verwendung der Gelder klar und präzise geregelt ist. Er führt aus:
“Letztlich, wenn ein Geschäftsplan oder die erwartete Verwendung der Gelder keinen Sinn ergeben, dann sollte ein Investor das Weite suchen. Zweitens, jedes Geschäftsmodell sollte den folgenden Fragen standhalten: (i) wird diese Produkt oder Dienstleistung benötigt und (ii) wie viele andere Unternehmen bieten dieses Produkt oder Dienstleistung an? Drittens, nicht alles kann "gestückelt" werden. In den frühen 2000ern behauptete Enron es könne aus allem einen Markt machen. Das erwies sich als unwahr—es gibt keinen liquiden Markt für alles unter der Sonne und es gibt auch keinen liquiden Markt für elektronische Tokens, die eine Möglichkeit repräsentieren, seine Beine enthaart zu bekommen.”
2. Verständnis der Risiken
Genau wie bei Erstemissionen von Aktien, sollte man gewarnt sein, dass viele ICOs ihre versprochenen Ziele verfehlen, warnt Eddy Travia, Vorstandschef von Coinsilium, einer Londoner Firma, die Blockchain-Unternehmen berät und in sie investiert.
”Viele ICOs werden ihre Ziele nicht erreichen, [die] häufig eher ambitioniert sind und die Überlebenschancen von Jungunternehmen im Allgemeinen (über alle Sektoren hinweg) ist niedrig, aber im Fall von Angeboten elektronischer Münzen ist meine Hauptsorge, dass Unternehmen und Stiftungen diese an die Allgemeinheit verkaufen, wo viele Menschen häufig nicht die Risiken im Zusammenhang mit diesen Projekten verstehen.”
3. Gehen Sie ein ICO in gleicher Weise an, wie eine traditionelle Anlage
Gil White ist Kopf von E-Commerce und Krypto bei HFN, einer Anwaltskanzlei in Israel. Er hebt hervor, dass Sorgfalt kritisch ist:
“Investoren sollten eine Anlage in ein ICO genauso analysieren, wie eine Investition in eine traditionelle Wertanlage. Der Wertbestand eines Krypto-Tokens hängt von der Analyse des zugrundeliegenden Projekts ab und dem Token selbst, das ausgegeben wird. Die betriebswirtschaftliche Analyse eines Projekts basierend auf einer Kryptowährung sollte sein, dass dieses innovativ ist, aber auf althergebrachten Prinzipien beruht. Hat die Plattform in Entwicklung etwas, das Nutzer anziehen wird? Falls nicht, dann hat das Krypto-Token keinen Wert.
4. Lesen Sie aufmerksam das White-Paper
Ein Weißbuch ist wahrscheinlich die wichtigste Komponente jeden ICOs. Es wird von dem Anbieter vor der eigentlichen Ausgabe der Münze gestartet und sollte Details enthalten, die der Investor vor einem Kauf wissen muss, so unter anderem die kommerziellen Anwendungen der Währung, ihre technologische Spezifikation, sowie finanzielle Einzelheiten rund um das Angebot und die Verwendung der eingesammelten Gelder. Das White-Paper ist das kritische Dokument, um Investoren zu gewinnen.
Gil White hebt hervor:
“In der Analyse eines Projekts ist die Fähigkeit einer Firma das vorgeschlagene Projekt in kommerzieller und technologischer Hinsicht umzusetzen, der Dreh- und Angelpunkt. Das White-Paper sollte das Projekt klar beschreiben, die Rechte, die mit dem Token einhergehen und die Risiken, denen das Projekt ausgesetzt ist. Ein gut geschriebenes, schlüssiges Weißbuch ist ein guter Leitfaden zum Unternehmen, seinem Management und der Wahrscheinlichkeit von langfristigem Erfolg.”
Travia merkt an, dass Blockchain-Technologie Zeit braucht, um verstanden zu werden und Weißbücher lang und technisch sein können. Zudem ist es immer noch der Wilde Westen ohne den Rechtsschutz der älteren Anlageformen, wie Aktien.
“Es gibt derzeit keine Rechtsvorschriften für Offenlegungspflichten oder spezifische Richtlinien für den Inhalt eines White-Papers und Rechte für Token-Besitzer sind weitgehend nicht-existent. Daher unterstützen wir Initiativen wie den regulatorischen Rahmen DLT in Gibraltar und die Gibraltar Blockchain Exchange (GBX), die zum Ziel hat, die erste regulierte Börse mit Tokenverkäufen zu werden.”
5. Nicht alle Jurisdiktionen erlauben ICOs
Dr. Jeppe Stokholm ist Partner und Justiziar von Black Swan, einer in Zürich ansässigen Wagniskapitalfirma. In einem neueren Blogbeitrag warnte er:
“Nicht alle Jurisdiktionen erlauben ICOs/TGEs [Token Generation Events]: Am 4. September 2017 hat die chinesische Zentralbank Initial Coin Offerings (ICOs) für illegal in China erklärt und gefordert, alle mit China verbundenen Einwerbungen von Fonds unverzüglich einzustellen. Die Notenbank sagte, dass diejenigen, die schon Gelder über chinesische ICOs eingesammelt hätten, diese zurückzahlen sollten oder mit “schweren Strafen” nach dem Gesetz rechnen müssten.”
Auch wenn nicht alle Regierungen gegen Kryptowährungen mit der Härte Chinas vorgehen, so haben auch andere Regulierungsbehörden in Asien und dem Rest der Welt begonnen, dem Phänomen größere Aufmerksamkeit zu schenken.
Vielleicht die Regel Nummer Eins für Kryptoinvestoren ist auch die einfachste: es ist ein neuer Markt, der noch nicht durchreguliert ist. Daher sind die Risiken weiterhin hoch. Gewährleistung ausgeschlossen.
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