- Biogen-Aktie erhält nach erfolgreichen Studienergebnissen für die neueste Alzheimer-Therapie positive Bewertungen
- Lecanemab ist Biogens neuester Therapieansatz, nachdem die Einführung eines anderen Medikaments im vergangenen Jahr gescheitert war
- Diesmal scheint Biogen bessere Chancen zu haben, den Durchbruch zu schaffen
Wer sich im letztjährigen Boom-and-Bust-Zyklus die Finger verbrannt hat, wird wahrscheinlich zögern, noch einmal in Aktien von Biogen (NASDAQ:BIIB) einzusteigen. Die Erholung der letzten zwei Monate, die die Aktie um rund 50 % klettern ließ, scheint dieses Mal besser zu verlaufen.
Der aktuelle Aufwärtstrend begann, nachdem das japanische Unternehmen Eisai Co (OTC:ESALY) und Biogen Ende September bekannt gaben, dass ihr experimentelles Alzheimer-Medikament das Fortschreiten der Erkrankung im Rahmen einer großen Studie deutlich verlangsamt hat.
Die Unternehmen gaben an, dass ihr Medikament "Lecanemab" in einer Phase-3-Studie an 1.800 Patienten mit Alzheimer im Frühstadium den kognitiven und funktionellen Abbau im Vergleich zu einem Placebo über 18 Monate um 27 % reduzieren konnte. Das Medikament wurde zwar mit höheren Raten von Hirnschwellungen und kleinen Blutungen in Verbindung gebracht, diese waren nach Angaben des Unternehmens jedoch selten symptomatisch.
Lecanemab ist der jüngste Versuch des in Massachusetts ansässigen Unternehmens Biogen, die Alzheimer-Krankheit zu heilen, nachdem die Einführung eines anderen experimentellen Medikaments, "Aduhelm", im vergangenen Jahr nicht erfolgreich war. Trotz der Zulassung durch die US-amerikanische Food and Drug Administration musste Aduhelm mehrere Rückschläge hinnehmen.
Die externen wissenschaftlichen Berater der Behörde erklärten, dass die Daten aus den klinischen Studien nicht eindeutig nachweisen konnten, dass das Medikament wie beabsichtigt wirkte. Auch die Versicherungen weigerten sich, die Kosten zu übernehmen, und die USA schlugen strenge Beschränkungen vor, wer für eine Kostenübernahme durch Medicare qualifiziert wäre.
Im gesamten Jahr 2021 erzielte Biogen mit Aduhelm lediglich Einnahmen in Höhe von 3 Mio. USD, nachdem die Vermarktung des Medikaments enorm teuer war. Infolgedessen stürzte der Kurs von Biogen im Mai auf ein 10-Jahres-Tief.
Dieses Mal scheint das Unternehmen jedoch bessere Chancen auf einen Durchbruch zu haben. In dieser Woche erklärte ein potenzieller Konkurrent, Roche (OTC:RHHBY), dass die eigene experimentelle Alzheimer-Behandlung den kognitiven Verfall nicht signifikant verlangsamen konnte. Nach diesem Misserfolg ist der einzige verbliebene Konkurrent auf dem Markt Eli Lillys (NYSE:LLY) "Donanemab", für das die Ergebnisse der klinischen Studien im nächsten Jahr veröffentlicht werden sollen.
Der geringere Wettbewerb und die enormen Umsatzmöglichkeiten haben viele Analysten in den letzten Wochen dazu veranlasst, die Biogen-Aktie hochzustufen. Im Rahmen einer aktuellen Umfrage auf Investing.com stuften die meisten Analysten Biogen mit "Buy" ein.
Quelle: Investing.com
In einer kürzlich veröffentlichten Anlegernotiz hob Goldman Sachs das Kursziel für die Aktie auf 370 USD an, was einem Aufschlag von 23 % gegenüber der Mittwochssitzung entspricht. Die Investmentbank hob auch ihre Umsatzschätzungen für das Medikament auf 14 Mrd. USD im Jahr 2035 an, verglichen mit früheren Schätzungen von 2 Mrd. USD.
In der Notiz von GS heißt es außerdem:
"Nach den jüngsten Ergebnissen von Lecanemab Ph3 (CLARITY-AD) ist das Unternehmen nun bereit, den Markt für Alzheimer im Frühstadium ab dem Jahr 2023 anzugehen.
Unsere Gespräche mit führenden Neurologen und der Unternehmensleitung lassen uns glauben, dass die Ergebnisse klinisch aussagekräftig sind (wegen der Vorzüge bei mehreren Endpunkten, des positiven Trends im Zeitverlauf und des Sicherheitsprofils)."
Biogens japanischer Partner Eisai plant, die vollständige Zulassung in den USA, der Europäischen Union und Japan im ersten Quartal des nächsten Jahres zu beantragen. Goldman Sachs (NYSE:GS) geht davon aus, dass der Antrag erfolgreich sein wird.
Trotz dieses Optimismus gibt es immer noch zahlreiche Risiken, die Anleger berücksichtigen sollten. Es ist zwar recht wahrscheinlich, dass die FDA das Medikament nach der Zulassung von Aduhelm im vergangenen Jahr genehmigen wird, dennoch gibt es keine Garantie dafür, dass Medicare die Kosten für das Medikament übernimmt, da die Behörde restriktive Erstattungsbedingungen für alle Anti-Amyloid-Medikamente festgelegt hat, die auf eine ungewöhnliche Anhäufung des Proteins im Gehirn der Patienten abzielen.
Doch selbst wenn alles reibungslos verläuft, gibt es wenig Konsens darüber, welche Einnahmen Biogen und sein japanischer Partner mit dieser Behandlung erzielen werden. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge reichen die Schätzungen der Analysten für den Spitzenumsatz des Medikaments von einigen hundert Millionen bis zu Milliarden US-Dollar.
Fazit
Nach den Erfolgsmeldungen aus den jüngsten Studien zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit bietet die Biogen-Aktie ein deutlich besseres Chance-Risiko-Verhältnis. Der Kurssprung von 50 % in den letzten zwei Monaten ist Ausdruck für den Optimismus, dass die Therapie von der FDA zugelassen wird und die Versicherungsgesellschaften die Kosten erstatten werden.
Trotzdem ist die Biogen-Aktie aufgrund eines möglichen negativen Ausgangs bei den Zulassungen eine Aktie, die sich nur für sehr risikofreudige Anleger eignet.
Offenlegung: Der Verfasser besitzt derzeit keine in diesem Bericht erwähnten Aktien. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.