90-tägige Zollpause: Erst „Fake-News“, dann Realität

Veröffentlicht am 11.04.2025, 09:57

Es ist deutliche Entspannung in die Zoll-Problematik gekommen. Die Europäische Union (EU) hat gestern ihre ersten Gegenmaßnahmen ausgesetzt, nachdem Präsident Donald Trump vorgestern selbiges für die „reziproken“ Zolle angekündigt hatte – weniger als 24 Stunden nachdem diese in Kraft getreten waren. Dieses Hin und Her ist wirklich atemberaubend, was auch für die Kurskapriolen an den Börsen gilt.

Trump verkündet eine 90-tägige Zollpause

In der Wochenausgabe des Börsenbriefs „Börse-Intern Premium“ war gestern bereits zu lesen, dass der DAX vorgestern nach Ende des Xetra-Handel um mehr als 9 % zulegen konnte, als Trump höchstpersönlich verkündete, dass er seine Zölle für 90 Tage auf Eis legen werde.

Zunächst war dabei allerdings unklar, ob dies nur die reziproken oder auch die Basiszölle in Höhe von 10 % betreffen würde. Klar war allerdings, dass die Pause ab sofort gelten würde, allerdings nicht für China. Für die Volksrepublik erhöhte er die Zölle auf 125 %.

Trump-Administration bezeichnete eine 90-tägige Zollpause als Fake-News

Kurioserweise hatten die Aktienmärkte am Montag bereits eine ähnliche Rally hingelegt, als der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, in einem Interview sagte, Trump ziehe eine 90-tagige Zollpause in Betracht. Der DAX erholte sich daraufhin im Xetra-Handel vom Tagestief bis zum Tageshoch um fast 12,5 %, nachdem er zuvor mit einem Minus von mehr als 10 % in die neue Woche gestartet war.

Doch gegen 16 Uhr drehten die Kurse genauso schnell und stark wieder nach unten, nachdem das Weiße Haus den Bericht dementiert hatte. Von Seiten der Trump-Administration war von „Fake-News“ die Rede. Der DAX verlor vom Tageshoch bis zum Schlusskurs des Xetra-Handels fast 5 %.

Der absolute Irrsinn!

Fazit in der Wochenausgabe des Börse-Intern Premium: „Das sind die (irrsinnigen) Realitäten an der Börse, mit denen wir uns derzeit herumplagen müssen.

Unser Depot scheint dafür allerdings gerade hervorragend aufgestellt. Vor allem, weil es nach Gewinnmitnahmen über eine geringe Investitionsquote von weniger als 50 % verfügt. Hinzu kommt eine Strategie der ruhigen Hand. Keine hektischen Käufe oder Verkäufe in panischen oder euphorischen Marktmomenten.

Ergebnis: Während der Nasdaq 100 seit Jahresbeginn -12,87 % im Verlust liegt (aktueller Punktesstand: 18.320), kommt unser Depot auf einen Zuwachs von +6,05 %. Wir erzielen also aktuell eine Outperformance gegenüber den US-Technologieaktien von fast 18 % (!).

Die starke Erholung des DAX macht Hoffnung

Zurück zum DAX: Nach einem Kurseinbruch von -21,24 % seit dem kleinen Doppeltop hat sich der DAX um mehr als 50 % von den Kursverlusten erholt.

Aber was ist diese Kurserholung wert? Ich wiederhole mal, was gestern zum Kursverlauf des DAX im Chartanalyse-Dienst „Target-Trend-Spezial“ steht: „Und welche Erkenntnisse können wir nun aus diesem Kursverlauf gewinnen? Gar keine!

Nun ja, ganz stimmt das nicht. Die extreme Kurserholung zeigt zumindest, dass eine starke Kaufbereitschaft unter den Anlegern herrscht, wenn die Zölle wegfallen, die in dieser Höhe zuvor nicht erwartet worden waren. Und das macht Hoffnung für die Zukunft. Es besteht die Chance, dass wir die Korrekturtiefs gesehen haben.

Nur eine Schonfrist?

Allerdings: Dem US-Präsidialamt zufolge bleibt es beim Basiszollsatz. Auch die 25 % auf Autos, Stahl und Aluminium gelten demnach weiter. Das Wirtschaftswachstum wird also aller Voraussicht nach weiterhin schwächer ausfallen als ohne Zölle. Neue Rekordhochs wird man daher bei den Aktienindizes wohl auf absehbare Zeit nicht zu sehen bekommen. Zumal unsicher ist, was nun während der 90-Tage-Pause und vor allem danach passiert. Es besteht die Gefahr, dass sich dann die Zoll-Eskalationsspirale wieder zu drehen beginnt.

Immerhin ist nun Zeit für Verhandlungen. Und auch diesbezüglich gibt es aktuell positive Nachrichten. Der US-Regierung liegen laut Kevin Hasset Angebote von 15 Ländern zu Zollabkommen vor, von denen einige kurz vor dem Abschluss stünden. Hasset sagte, er erwarte in den nächsten 3 oder 4 Wochen viel Bewegung bei den Handelsabkommen. Hoffen wir, dass ihm die Trump-Administration nicht erneut widerspricht.

Und es bleibt zu hoffen, dass die 90-Tage-Frist nicht nur ein kurzzeitiges Ergebnis der Börsenturbulenzen ist. Da es aber der erklärte Plan ist, Zölle einzuführen, um Steuersenkungen zu finanzieren, muss man auf das Schlimmste gefasst sein.

Wie nachhaltig trauen sich die Käufer in den Markt?

Ich bin jedenfalls froh, rechtzeitig das Bärenfell abgelegt zu haben. Die Short-Positionen hätten kaum ein besseres Ende finden können (siehe vorgestrige Börse-Intern). Und die Erstinvestition in US-Aktien kam genau zum richtigen Zeitpunkt (siehe „US-Aktien: Vom Bären zum Bullen“). Damit ist ein günstiger Markteinstieg gelungen. Jetzt kann man die weitere Entwicklung erst einmal ein paar Tage beobachten. Dann wird man sehen, wie nachhaltig sich die Käufer wieder in den Markt trauen.

Aktuell trüben sich die Chartbilder schon wieder ein. Und wenn die aktuelle Kurserholung sehr schnell vollständig verloren geht, rücken neue Korrekturtiefs doch wieder näher. Danach sieht es derzeit aus – der DAX gibt im Späthandel immer weiter nach und hat schon den halben Weg der gestrigen Kurserholung hinter sich.

Bleiben Sie also sehr vorsichtig!

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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