Und es scheint auch dieses Mal wieder so zu sein: Wenn die Welt am dunkelsten scheint, bilden die Aktienmärkte einen (ersten) Boden aus.
Wer liefert die dunkelsten Prognosen?
Auf die Frage, wer eine noch düstere Prognose hat, gingen jüngst wieder die Arme nach oben. Noch am vergangenen Donnerstag hatte ich berichtet, dass die US-Bank JP Morgan eine der pessimistischen Einschätzungen herausgegeben hat. Demnach soll es im 2. Quartal 2020 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in den USA von 14 % geben. Doch die Commerzbank (DE:CBKG) und Goldman Sachs (NYSE:GS) sahen sich genötigt, die Welt noch etwas schwarzer zu malen. Beide Geldhäuser rechnen im Frühjahrsquartal mit einem Einbruch der US-Wirtschaft um ein ganzes Viertel (ca. -25 % auf das Jahr hochgerechnet).
Erst auf neue Tiefs
Angesichts solcher Aussichten verwunderte es dann auch nicht, dass die Aktienmärkte sehr schwach in die neue Handelswoche starteten und es vorbörslich sogar wieder zu Handelsaussetzungen kam, weil die US-Futures um die maximal möglichen 5 % in die Tiefe rauschten (siehe auch rotes Rechteck im folgenden Chart des Dow Jones aus dem CFD-Handel der Comdirect). Der Grund dafür war aber wohl auch, dass der angekündigte Beschluss über ein Billionen-Paket der US-Regierung am Wochenende entgegen der ursprünglichen Ankündigung ausblieb. Bei einer ersten Abstimmung im Kongress scheiterte das bis zu zwei Billionen Dollar schwere Maßnahmenpaket am Sonntag am Widerstand der Demokraten.
Dann ein wildes Auf und Ab
Da half es zunächst auch nicht, dass zum Wochenbeginn das Hantieren mit Milliarden zur Stützung der Wirtschaft in der Corona-Krise weiterging. Die Bundesregierung schnürte ein ganzes Maßnahmenpaket, ebenso wie die US-Notenbank Fed. Diese kündigte mehrere Kredit-Programme für Unternehmen und Kommunen in dreistelliger Milliardenhöhe sowie unbegrenzte Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur an.
Nach eigenen Angaben wolle die Notenbank nun solange Staatsanleihen und auch Hypothekenpapiere (Mortgage Backed Securities, durch Immobilien gedeckte Wertpapiere) kaufen, bis die Märkte für diese Wertpapiere wieder eruptionsfrei funktionieren. Zudem wolle die Fed im Rahmen dieser Programme Exchange Traded Fonds (ETF) erwerben.
Torsten Ewert berichtete vorgestern bereits, dass die Aktienmärkte zunächst von dieser Meldung profitieren konnten. Der Dow Jones legte zum Beispiel ab kurz vor 13 Uhr von etwas mehr als 18.500 auf über 19.900 Punkte um satte 1.400 Punkte zu und drehte damit von fast -5 % ins Plus.
(Quelle: Comdirect)
Doch genauso schnell, wie die Gewinne gekommen waren, gingen sie auch wieder verloren. Die Märkte neigten damit weiterhin zur Schwäche.
Das wilde Auf und Ab erschwert das Trading
Das tückische dabei ist leider, dass durch das wilde Auf und Ab bullishe und bearishe Signale noch sehr nah beieinander liegen. Und da es nach starken Momenten immer wieder zu heftigen Rückschlägen kommt, müssen die Aktien(indizes) immer größere Distanzen zurücklegen, um neue bullishe Signale zu generieren. Das erschwert das Trading derzeit ungemein. Wer auf eine Kurserholung setzen wollte, musste ungemein aufpassen.
Im DAX hatten die Bullen am Freitag mit dem Sprung über den horizontalen Widerstandsbereich bei rund 8.700 Zählern (siehe unteres rotes Rechteck im folgenden Chart, grüne Ellipse) noch beste Chancen auf eine stärkere Kurserholung. Doch mit der vorgestrigen schwachen Handelseröffnung fiel der deutsche Leitindex wieder unter das Ausbruchsniveau zurück (rote Ellipse).
Und um nun wieder ein bullishes Signal zu senden, musste der DAX schon bis über den Widerstandsbereich bei rund 9.200 Punkten steigen (oberes rotes Rechteck) – und somit, wie oben geschrieben, eine deutlich größere Distanz zurücklegen.
Das gelang gestern durch den starken Handelsauftakt und eine große Aufwärtslücke. Doch auch dabei musste man noch höllisch aufpassen. Denn der DAX drohte erneut unter das Ausbruchsniveau zurückzufallen, konnte sich aber über die Hürde zurückarbeiten und diese dann Sicht der Bullen von oben erfolgreich testen (gelbe Ellipse). Anschließend legten die Kurse weiter zu.
Der DAX hat nun eine neue Chance
Somit liegt aktuell erneut ein bullishes Signal vor. Doch dieses wurde erst fast 1.000 Punkte oberhalb der Korrekturtiefs generiert. Als prozyklischer Trader musste man also auf einen Großteil der bisherigen Kursgewinne verzichten. Doch keine Sorge, es ist nun noch genug Erholungspotential vorhanden.
Denn bis zum Mindestziel einer Gegenbewegung, dem 38,20%-Fibonacci-Retracement der Crashbewegung bei 10.371,77 Punkten, sind es noch ca. 800 Zähler. – Los, Bullen, macht dieses Mal was draus!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus