Internetfirmen haben den Corona-Rückschlag an den Aktienmärkten besser weggesteckt als der breite Markt – und sich anschließend kräftiger erholt. Kein Wunder: Sie verfügen über starke Bilanzen mit niedrigem Verschuldungsgrad, kurze Produktzyklen und relativ schlanke Mitarbeiterzahlen. Mit alledem lässt sich beweglicher durch schwierige Zeiten navigieren. Und das Beste kommt noch. Wir stellen die Einschätzung von Nikko Asset Management für die Südseiten der Börse München vor. Wir empfehlen als Basisinvestment folgende Turbo-Zertifikate mit Hebel 3 auf die Aktien: Alibaba (HZ45TD), Jd.Com (UD7UAW) und Baidu (KA0JKN).
In drei Bereichen sehen wir Quantensprünge voraus:
E-Commerce
Unternehmen, die den Großteil ihrer Einnahmen aus dem E-Commerce beziehen: Alibaba (NYSE:BABA), Amazon (NASDAQ:AMZN), JD.com (NASDAQ:JD), eBay (NASDAQ:EBAY), Baidu (NASDAQ:BIDU), Pinduoduo (NASDAQ:PDD) und Z Holdings (ehemals Yahoo Japan).
Enormes Wachstumspotenzial für E-Commerce ergibt sich, wenn Firmen es schaffen, Konsum auf Online-Kanäle zu verlagern. Die Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Lynch schätzt, dass die globale Durchdringung langfristig von 11 Prozent auf über 25 Prozent steigen kann. In China und Südkorea ist man bereits auf diesem Niveau angelangt. Die folgenden Treiber stehen hinter diesem Trend:
- Bequemlichkeit und Schnelligkeit. Bequemlichkeit war schon immer ein Argument für den elektronischen Handel. Einzelpersonen können Waren und Dienstleistungen überall und jederzeit kaufen, ohne ihre Wohnung verlassen zu müssen. Mit optimierten Lieferketten werden E-Commerce-Unternehmen in der Lage sein, ihre Kunden noch schneller zu erreichen.
- Umfang der Online-Angebote. Die Zahl der Waren und Dienstleistungen, die ausschließlich im stationären Handel erhältlich sind, nimmt ab. Immer mehr dieser Artikel können bequemer und schneller online gekauft werden.
- Annäherung von Vor-Ort- und Online-Erfahrungen. Mit dem Aufkommen von Tools zur Online-Nutzerbindung wie Augmented Reality schwindet der Unterschied zwischen Einkäufen im Laden und Online.
- Erhöhte Kundenbindung im E-Commerce. Die Zunahme von Abonnement-Modellen, die bei E-Commerce-Unternehmen vorherrschen (z.B. Amazon’s Prime), dürfte zu langfristiger Kundentreue und -bindung führen.
Online-Werbung
Beispiele für Unternehmen, die den Großteil ihrer Einnahmen aus Online-Werbung beziehen: Alphabet (NASDAQ:GOOGL) (Google), Facebook (NASDAQ:FB), Twitter (NYSE:TWTR) und Naver (KS:035420).
- Für Werbung in sozialen Medien (z.B. Facebook, Twitter) und Suchmaschinen (z.B. Google) sehen wir reichlich Wachstumspotenzial. Diese Plattformen können mittels Nutzerdaten-Analyse Werbung zielgenau steuern, was sich in höheren Konversionsraten niederschlägt. Im Vergleich zu traditionellen Medien können sie zudem reichhaltigere Inhalte (z.B. interaktive Werbung) anbieten und das Engagement der Verbraucher erhöhen. Ein kurzfristiger Einnahmetreiber wird die US-Präsidentschaftswahl 2020 sein: Ein großer Teil der voraussichtlich 6 Mrd US-Dollar Gesamtausgaben für politische Werbung wird auf Online-Werbung bei Facebook, Google, Twitter & Co. entfallen.
- Dieses Wachstum wird durch empirische Belege gestützt. Citi Research geht davon aus, dass die weltweiten Werbeausgaben auf absehbare Zeit weiter steigen und zunehmend auf digitale Werbeflächen entfallen werden.
- Darüber hinaus wird auf traditionellen Werbeplattformen (Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften usw.) anteilmäßig mehr ausgegeben als deren Anteil am Medienkonsum entspricht. Daraus ergibt sich Spielraum, Marketingbudgets weltweit stärker auf die digitale Sphäre zu verlagern.
Internet der Dinge
Investitionen in die Verbindung und den Datenaustausch unterschiedlicher Geräte über das Internet sollen laut McKinsey bis 2022 um 13,6 Prozent jährlich steigen. Nutzer werden bis 2025 weltweit 1.567 Milliarden US-Dollar dafür ausgeben, angetrieben von:
- Entwicklungen in der 5G-Technologie, die das Wachstum aufgrund verbesserter Internetverbindungen, größerer Bandbreiten und einer besseren Netzwerkleistung (auch über große Entfernungen) ankurbeln werden.
- Immer ausgefeilterer und kosteneffizienterer Sensortechnologie, die in den Geräten die Daten erfasst.
- Einer Rechenleistung, die sich in den letzten 15 Jahren verhundertfacht hat. Dies ermöglicht die Verarbeitung und Analyse der gesammelten Daten in Echtzeit, um verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen.
Großer Sprung der digitalen Revolution dank Covid-19
Die Covid-19-Pandemie hat mittels neuer Gewohnheiten und „Social Distancing“ der Digitalisierung zu einem Niveau verholfen, das sie sonst erst in 10 oder 20 Jahren erreicht hätte. Covid-19 hat die digitale Revolution einfach vorverlegt. Internet-Unternehmen gehören zu den Hauptprofiteuren dieses Wandels.
- Verbraucher haben die Umstellung auf Online-Einkäufe beschleunigt, um der Ansteckungsgefahr in den Läden zu entgehen. Kredit- und Debitkartendaten aus den USA lassen darauf schließen, dass die E-Commerce-Durchdringung in der letzten Aprilwoche auf einen Spitzenwert von 35 Prozent gestiegen ist, gegenüber 15 Prozent zu Jahresbeginn.
- Die Pandemie könnte die Art und Weise, wie Verbraucher Waren online kaufen, längerfristig verändern. Insbesondere könnten wir eine höhere Marktdurchdringung bei demografischen Gruppen sehen, die sich bisher mit dem Online-Einkaufen schwer taten, sowie in bestimmten Produktkategorien, die in der Vergangenheit eine geringere Marktdurchdringung hatten, wie Lebensmittel, Haushaltsartikel und Verbrauchsgüter. Entsprechend kündigte Amazon jüngst an, 100.000 Mitarbeiter einzustellen und sich mehr auf medizinische Hilfsgüter, Lebensmittel und Haushaltsartikel zu konzentrieren.
- Darüber hinaus können wachsende E-Commerce-Plattformen Netzwerkeffekte nutzen. Alibaba, das sich zu einem wichtigen Anbieter für mobile Zahlungen entwickelt, und Amazon, das seine eigenen Musikangebote erstellt, sind ein Beleg dafür.
- Der Aufstieg neuer Social-Media-Plattformen wie TikTok und der erhöhte Konsum digitaler Medien während der Pandemie dürfte Werbetreibende dazu veranlassen, ihre Budgets in Richtung digitaler Werbung zu verlagern.
- Schließlich dürfte Covid-19 die Akzeptanz des Internets der Dinge weiter beschleunigen. Um die Pandemie einzudämmen, würden Behörden vermutlich am liebsten individuelle Gesundheitsdaten in Echtzeit sammeln, verarbeiten und auf Ergebnisse so schnell wie möglich reagieren. Genau dafür scheint das Internet der Dinge geeignet. Singapur entwickelt bereits für jeden Bürger ein tragbares Tracing-Gerät, und Forscher auf der ganzen Welt prüfen, ob tragbare Geräte (z.B. Fitbit oder Apple (NASDAQ:AAPL) Watch) modifiziert werden können, dass sie Anzeichen von Covid-19 erkennen, bevor Symptome auftreten.