Nach der fulminanten Rally im Jahr 2021 scheint es so, als hätte den Aktien von Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD) das Glück verlassen. In diesem Jahr verlor der in Kalifornien ansässige Chiphersteller bisher rund 22 % seines Börsenwerts.
Der drastische Rückgang wirft jedoch die Frage auf: Ist dieser Ausverkauf zu stark ausgefallen?
Es besteht kein Zweifel, dass AMD nicht gerade zu den beliebtesten Aktien gehört, wenn das Umfeld für wachstumsstarke Unternehmen zunehmend ungünstiger wird.
Die Fed ist gerade dabei, ihre expansive Geldpolitik zu einem Zeitpunkt zurückzufahren, an dem die Inflation auf dem höchsten Stand seit vier Jahrzehnten angelangt ist. Zudem stellt die russische Invasion in der Ukraine und deren Auswirkungen auf das globale Rohstoffangebot einen weiteren Schock dar, der die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen und die generalle Nachfrage dämpfen könnte.
Doch die gute Nachricht für AMD-Bullen ist, dass der Chiphersteller ungeachtet dieser Makrorisiken fest auf Wachstumskurs ist und seinem größten Konkurrenten, Intel (NASDAQ:INTC), kontinuierlich Marktanteile abringt.
Die Umsatzaussichten des Chipherstellers für das 1. Quartal sind ausgesprochen optimistisch, was darauf hindeutet, dass AMD kurz davor steht, Intels Rentabilitätsniveau zu erreichen - etwas, das noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
AMD teilte den Investoren im Februar mit, dass seine Bruttomarge - der Prozentsatz der Umsätze, der nach Abzug der Produktionskosten übrig bleibt - in diesem Jahr etwa 51 % betragen wird. Das ist fast gleichauf mit Intels Schätzung von 53 %. Es ist auch eine deutliche Trendwende im Vergleich zu vor fünf Jahren, als Intel eine Marge von mehr als 63 % und AMD eine Marge von 31 % vorweisen konnte.
Darüber hinaus fördern die Fortschritte bei Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM), das Chips im Auftrag von AMD fertigt, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in den Bereichen Computer, Spielkonsolen und Rechenzentren, wodurch Intels langjährige Führungsposition weiter in Frage gestellt wird.
Starke Nachfrage nach Rechenzentren
Diese Outsourcing-Strategie erwies sich für AMD als äußerst vorteilhaft, als Intel mehrfach Rückschläge in der Produktion erlitt und bei der Einführung neuer Chips wiederholt in Verzug geriet. Aus dem Unternehmensbericht des letzten Monats ging hervor, dass Lisa Su, Chief Executive Officer von AMD, gegenüber Analysten sagte, ihr Unternehmen sei auf dem besten Weg, Marktanteile zu gewinnen. Grund dafür sei, dass neue Produkte immer beliebter würden.
Der Umsatz mit Rechenzentren, einschließlich Chips, die von Unternehmen wie Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Amazon (NASDAQ:AMZN) verwendet werden, verdoppelte sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020, sagte AMD.
AMD ist auch der zweitgrößte Hersteller von Grafikchips, die in Add-on-Karten für PC-Spieler zum Einsatz kommen. Das Unternehmen liefert Grafikchips, die in Microsofts Xbox und Sonys PlayStation eingebaut werden. Die Nachfrage nach den beiden Spielkonsolen "übertrifft weiterhin alle vorherigen Generationen", wie AMD auf Folien im Rahmen des Earnings Call angab.
Diese Stärke hat in den letzten Wochen viele Analysten dazu veranlasst, ihre Prognosen für die AMD-Aktie heraufzusetzen. In einer von Investing.com durchgeführten Umfrage unter 40 Analysten stuften 26 die Aktie mit "outperform" ein. Ihr 12-Monats-Kursziel weist ein Kurssteigerungspotenzial von 36,15 % auf.
In einer kürzlich veröffentlichten Notiz stufte die Investmentfirma Bernstein den Chiphersteller von "market perform" auf "outperform" hoch und bezeichnete die Aktie als zu attraktiv, um sie zu ignorieren.
"Mit der Kombination aus fortgesetzter herausragender operativer Ausführung, zunehmender Ertragskraft und einem kürzlich erfolgten deutlichen Kursrückgang, der die Bewertung geradezu attraktiv macht, schlagen wir zum ersten Mal seit fast einem Jahrzehnt zu."
Bernstein hielt sein Kursziel für AMD bei 150 USD pro Aktie, was fast 43 % über dem Schlusskurs der Aktie am Dienstag liegt, und fügte hinzu:
"Die Schätzungen für den zu erwartenden Gewinn je Aktie sind seit dem Höchststand vor einigen Monaten um fast 30 % gestiegen. Dabei sind mehr als 100 % des Kursrückgangs der Aktie auf die Kompression der Multiples zurückzuführen."
Fazit
Ungeachtet der Makrorisiken scheint sich für AMD alles andere gut zu entwickeln. Unserer Ansicht nach eröffnet die aktuelle Kursschwäche langfristigen Anlegern die Gelegenheit, sich stärker in der Aktie zu engagieren. Allerdings dürfte die Aktie nicht die gleichen hohen Renditen bieten wie im vergangenen Jahr, als sich die Weltwirtschaft noch in eine andere Richtung entwickelte.