Vorgestern hatte ich mit Torsten Ewert folgenden kurzen Dialog per Skype:
Torsten: „Sag mal, rechnest du auch damit, dass die Fed heute gleich einen Doppelschritt macht?“
Ich: „Ne, ich gehe von nem kleinen aus.“
Torsten: „Jo, ich auch, aber das wäre dann ja fatal für die Märkte, wenn die einen großen erwarten.“
Ich: „Ich bin jedenfalls sehr gespannt. Aktuell würde ich eher sagen, die Märkte nehmen alles entspannt auf. Die Stimmung ist derzeit recht bullish. Aber ich würde mich über einen Einbruch und eine neue Korrektur freuen - von wegen Saisonalität bis Mitte Oktober und so.“
Torsten: „Schon, aber etwas merkwürdig ist das alles ...“Ich: „Jo, definitiv schon seit Wochen und Monaten.“
Die Märkte haben die Zinsentscheidung entspannt aufgenommen
Inzwischen haben die Märkte die große Zinssenkung der US-Notenbank, den sie zuletzt mehrheitlich erwartet hatten. Und statt geschockt zu sein, dass überhaupt eine derartige Maßnahme nötig ist, was ja eigentlich auf größere Probleme der US-Wirtschaft hindeutet, auch wenn die Fed dies natürlich dementiert, nahmen die Märkte dies wie erwartet entspannt auf. Nach dem Dow Jones ist vorgestern auch der S&P 500 schon auf ein neues Allzeithoch geklettert.
Das irre Auf und Ab geht weiter
Und der Nasdaq 100 arbeitet mit großen Schritten daran, es ihnen gleichzutun. Immerhin: Nach dem Kursrückgang um -7,71 % konnte der Technologieindex inzwischen schon wieder um mehr als 8 % zulegen.
Derartige Kursschwankungen in so kurzer Zeit sind alles andere als normal. Sie sind stattdessen immer noch Teil der Übertreibung (bzw. KI-Blase), in der wir uns schon seit geraumer Zeit befinden, eben schon „seit Wochen und Monaten“.
Gerade erst hatte sich abgezeichnet, dass etwas mehr Ruhe in den Markt einkehrt und sich die Kurse etwas auspendeln, vor allem beim Nasdaq 100. Ich verweise dazu auf den längerfristigen Chart aus der vorgestrigen Analyse:
Im Rahmen der möglichen Dreiecksformation (blaue Linien) wurde die Länge der Auf- und Abwärtsbewegungen deutlich kleiner. Doch mit dem nun erfolgten Ausbruch nach oben droht das Tempo wieder zuzunehmen und die Übertreibung in eine neue Runde zu gehen. Bestätigt wird dies, wenn das 76,40%-Fibonacci-Retracement überwunden wird, welches allerdings auch im aktuellen Anlauf seine Funktion als Widerstand zunächst erfüllt hat (roter Pfeil).
Sollten die Kurse stattdessen in das Dreieck zurückfallen, droht der bullishe Ausbruch zu scheitern. Das könnte dann bearishe Konsequenzen nach sich ziehen. Dann gilt die Aussage aus der vorgestrigen Analyse: „Bricht [..] die Aufwärtslinie und rutschen die Kurse unter das Tief vom 6. September bei 18.400,97 Zählern, wird das Chartbild bearish. Dann könnte die Saisonalität wieder zu deutlich tieferen Kursen führen.“
DAX ebenfalls auf neuem Rekordhoch
Übrigens: Neben dem Dow Jones und dem S&P 500 ist auch der DAX bereits auf ein neues Rekordhoch geklettert, wenn auch noch nicht nachhaltig (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart).
Zuvor hatte der deutsche Leitindex seinen extrem starken Kursanstieg, mit dem er binnen nur 22 Handelstagen um sagenhafte 11,55 % explodiert war, um 38,20 % korrigiert (grüner Pfeil). Damit hatte er das Mindestziel einer Gegenbewegung abgearbeitet. Und daher kann sich der Aufwärtstrend nun auch durchaus fortsetzen.
Der DAX folgt einem bullishen Elliott-Wellen-Szenario
Leser des Chartanalyse-Dienstes „Target-Trend-Spezial“ waren auf dieses Szenario bereits vorbereitet. Denn in den regelmäßigen DAX-Analysen ist dort (insbesondere seit dem 19. August) auch folgende Elliott-Wellen-Analyse zu finden.
Dieses Szenario passt sehr gut zum Dow Jones:
Aber wie ich am Dienstag dazu schrieb, bestehen immer noch Zweifel daran, dass der Dow Jones tatsächlich noch soweit steigen kann (siehe „Dow Jones auf Rekordhoch – Was sagen jetzt die Elliott-Wellen?“). „Dies auch vor dem Hintergrund, dass wir uns eigentlich in der saisonal schwachen Börsenphase befinden“, hieß es unter anderem. Allerdings schrieb ich auch: „Trade nicht, was du denkst, sondern was du siehst!“ Und aktuell sind die Signale eben klar bullish. Mal sehen, wie lange noch.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus