Die 10-jährige US-Staatsanleihe hat sich zu einem Barometer der Covid-Ängste entwickelt, denn der Kurs steigt und fällt mit den Covid-Sorgen.
Am Freitag fiel die Rendite unter 1,5 %, als der Dow angesichts der Sorgen über die neue Omikron-Variante abstürzte. Am Montag stieg sie wieder über 1,5 %, als die Sorgen nachließen und sich die Aktienmärkte erholten.
Der Einbruch am Freitag betrug mehr als 15 Basispunkte, während der Anstieg am Montag weniger als 5 Basispunkte davon wieder wettmachen konnte. Das Unbehagen der Investoren über das Aufkommen des neuen Virenstamms und seine möglichen Folgen ist also eindeutig weiter vorhanden. Die Mutationskette selbst ist ebenfalls beunruhigend, denn Wissenschaftler können derzeit nicht sagen, wie wirksam die Impfstoffe diese Infektionen abwehren.
Die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihe brach am Freitag ebenfalls ein, stieg aber am Montag um etwa 3 Basispunkte auf rund 1,86 %.
Die Reaktion am Freitag war zweifellos von Panik geprägt, denn es handelte sich um einen historisch gesehen von niedriger Liquidität geprägten Handelstag nach dem Thanksgiving-Feiertag am Donnerstag. Doch obwohl die Alarmstimmung am Montag etwas nachließ, reichte die Unsicherheit aus, um den Optimismus der letzten Wochen über eine robuste Konjunkturerholung zu dämpfen.
Die Positionen zum Monatsende und die Erwartung des US-Beschäftigungsberichts am Freitag werden die Anleger zur Vorsicht anhalten. Im Moment scheint die 1,5 %-Marke der 10-jährigen Staatsanleihe die Trennlinie zwischen Optimismus und Pessimismus zu sein.
Einige Zentralbanker spielen möglichen Schaden herunter
Die reflexartige Reaktion der Regierungen mit der Verhängung von Reiseverboten wird nicht zwangsläufig zu neuen Lockdowns eskalieren. Einige Regierungsvertreter haben dies bereits ausgeschlossen. Ob die bisherigen Impfstoffe auch gegen Omikron wirksam sind, wird man wahrscheinlich erst in ein paar Wochen wissen, und es dürfte eine gewisse Volatilität geben, wenn Berichte dazu erscheinen.
Manche Analysten erwarten leichte Lockdowns, wie sie es nennen. Das dicht besiedelte Europa hat eine erhebliche Anfälligkeit für Infektionswellen gezeigt und der politische Druck hin zu erneuten Restriktionen baut sich bereits auf. Die Schweizer stimmten indes in einem Referendum am Sonntag den Covid-Beschränkungen der Regierung mit einer soliden Mehrheit von über 60 Prozent zu.
Erste Berichte deuten darauf hin, dass Impfstoffe, einen gewissen Schutz bieten und die Symptome mild sind, obwohl die neue Variante hochgradig übertragbar ist. Diese Zugeständnisse erlaubten es den Anlegern, die Panik vom Freitag hinter sich zu lassen – vorerst.
Einige Zentralbanker spielten die Auswirkungen von Omikron schnell herunter. Der französische Zentralbankgouverneur François Villeroy de Galhau, ein Mitglied des EZB-Rats, sagte am Montag, dass sich aufeinanderfolgende Wellen von Covid als immer weniger schädlich erwiesen hatten.
Seine Äußerungen stimmten mit denen von Raphael Bostic, dem Chef der Regionalniederlassung der Federal Reserve in Atlanta, überein. Er sagte am Freitag, dass die Letalität bei den neuen Varianten zurückgegangen ist.
Aber der Fed-Vorsitzende Jerome Powell zeigte sich am Dienstag vor dem Kongress zurückhaltender:
„Die Omikron-Variante von Covid-19 und ein jüngster Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen stellen eine Bedrohung für die US-Wirtschaft dar.“
Die Rendite der deutschen 10-jährigen Bundesanleihe, die als Benchmark für die Europäische Union dient, blieb am späten Montag mit minus 0,3150% niedrig, nachdem sie am Freitag von minus 0,2525 eingebrochen war und sich gestern nur leicht erholen konnte.
Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer drängen die noch amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren designierten Nachfolger Olaf Scholz, landesweit einheitliche Covid-Beschränkungen anzuwenden, nachdem das Verfassungsgericht am Dienstag positiv über die Umsetzung der sogenannten Notbremse restriktiver Maßnahmen entschieden hatte.