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Anleiherenditen auf 14-Jahreshoch: Ein Game Changer für die Wirtschaft?

Veröffentlicht am 24.08.2023, 07:15
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Das letzte Mal, als man mit inflationsbereinigten Staatsanleihen (TIPS) eine reale (inflationsbereinigte) Rendite erzielen konnte, war die Welt noch damit beschäftigt, das Chaos der Finanzkrise aufzuräumen. Seitdem hat sich viel verändert, aber die aktuellen Renditen für 5- und 10-jährige TIPS haben den Kreis geschlossen.

Der sprunghafte Anstieg der realen Renditen ist für die Wirtschaft, die Finanzmärkte und die Anleger in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung. Hier ein kurzer Überblick über den Stand der Dinge und darüber, wie einige Analysten den jüngsten Anstieg der inflationsbereinigten Zinssätze sehen.

Beginnen wir mit den 5- und 10-jährigen TIPS-Renditen. Die Rendite 5-jähriger inflationsgeschützter Anleihen erreichte am 21. August mit 2,21 % den höchsten Stand seit 2008, die Rendite 10-jähriger TIPS liegt derzeit bei 2,0 % und damit auf einem 14-Jahres-Hoch.

TIPS - Tageschart

Der Anstieg der Realrenditen ist nicht unbemerkt geblieben, und das aus gutem Grund. Mark Rzepczynski, ein erfahrener Finanzanalyst, stellt in seinem Blog 'Disciplined Systematic Global Macro Views' fest:

Durch höhere reale Zinsen steigen die tatsächlichen Kapitalkosten. Verschuldete Unternehmen werden darunter leiden. Neue Investitionsprojekte werden verschoben. Der Wohnungsmarkt wird noch angespannter. Die Wirtschaftstätigkeit wird sich verlangsamen, allerdings ist das Ausmaß dieser Verlangsamung unklar. Die Bewertungen an den Aktienmärkten werden sinken..

Die zentrale Aussage ist, dass sich die Normalisierung der realen Zinsen auf die übrige Wirtschaft und die Asset-Preise auswirken wird. Die Neubewertung der Anlageklasse Anleihen kann nicht isoliert betrachtet werden.

David Waddell, CEO und Chef-Anlagestratege von Waddell & Associates, sagte zu Yahoo Finance, dass höhere reale Renditen auch die Entscheidungen der Fed beeinflussen werden:

Denken Sie daran, dass die Fed zwar den Leitzins kontrolliert, dass aber der reale Zinssatz für die Wirtschaft entscheidend ist, und der geht durch die Decke, wenn die Inflation zurückgeht und die Leitzinsen steigen. Ich bin mir also nicht sicher, ob die Fed wirklich noch viel mehr tun muss [was die Anhebung der Zinssätze betrifft]. Meines Erachtens wird Powell erkennen, dass beim letzten Mal an diesem Punkt die Silicon Valley Bank (OTC:SIVBQ) untergegangen ist. Wenn er sich also extrem hawkisch zeigt, könnte das schlimme Folgen haben.

Die Rendite der 10-jährigen Treasury ist gestiegen, damit erledigt der Markt einen großen Teil der Verschärfung am Kreditmarkt. Ich glaube nicht, dass er mehr tun muss. Ich gehe also davon aus, dass er in Jackson Hole etwas zurückhaltender auftreten wird.

Sage Advisory stellte Anfang des Monats fest, dass "die realen Zinssätze die Kapitalkosten der US-Wirtschaft reflektieren und nun die Lücke zum US-BIP geschlossen haben. Eine negative Lücke zwischen dem BIP und den Realrenditen hat in der Vergangenheit immer zu einer Konjunkturabschwächung geführt - wird es dieses Mal anders ausgehen?"

BIP vs Reale Renditen

Steigende Realrenditen haben auch negative Auswirkungen auf den Preis von Gold - darauf weist Matthew Weller von Forex.com (via Investing.com) hin:

Die realen Zinssätze sind einfach die Opportunitätskosten des Besitzes von Gold. Wenn die Realzinsen niedrig sind, erwirtschaften Anlagealternativen wie Bargeld und Anleihen in der Regel eine niedrige oder negative Rendite, was die Anleger dazu veranlasst, sich nach alternativen Möglichkeiten umzusehen, mit denen sie den Wert ihres Vermögens schützen können.

Andererseits sind bei relativ hohen Realzinsen hohe Renditen bei Anlagen in Cash und Anleihen möglich, und die Attraktivität eines gelben Metalls, das industriell kaum genutzt wird, nimmt ab. Abgesehen von den Opportunitätskosten des Goldbesitzes spielen bei den Kapitalkosten auch die Zinssätze eine Rolle, wenn man Gold auf Marge kauft, was viele Händler tun.

Zachary Griffiths, Senior Fixed-Income-Stratege bei CreditSights erklärt:

"Der Anstieg der Kurve in den letzten Wochen fand ausschließlich bei den realen Renditen statt, eine Verschiebung, die mit einem höheren Leitzins der Fed oder besseren Wachstumserwartungen zusammenhängt, während sich die Breakeven-Inflationserwartungen kaum verändert haben."

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