Der Startschuss für die Berichtssaison zum 2. Quartal 2018 ist gefallen. Nun müssen uns die Gewinnzahlen in den kommenden Tagen und Wochen beweisen, dass der Kursanstieg der Aktienindizes gerechtfertigt war. Die Erwartungen sind nicht gerade gering und sollten daher lieber nicht enttäuscht werden.
So rechnen die Analysten für die Unternehmen aus dem S&P 500 mit einem Gewinnwachstum von 20% (siehe auch folgende Grafik). Zuvor gingen sie noch (nach dem Stand vom 8. Mai) von einem Anstieg von 18,8 % aus. Diese Erhöhung liegt vor allem an dem gestiegenen Ölpreis, der die Gewinne im Energiesektor nach oben treiben soll. Hier hat man die Gewinnerwartungen um satte 15,5 % nach oben angepasst.
Zuletzt wurden in den vorangegangenen Quartalen die Gewinnerwartungen regelmäßig übertroffen (siehe folgende Grafik). So lagen die gemeldeten tatsächlichen Erträge der S&P 500-Unternehmen in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt um 4,4% über den geschätzten Gewinnen.
Entsprechend rechnen diesmal manche Analysten bereits mit noch höheren Gewinnen für das 2. Quartal 2018 (+23,2%). Damit ergibt sich aber leider eher ein Überraschungspotenzial auf der Unterseite. Denn in den Aktienkursen wurden diese höheren Erwartungen wie immer schon eingepreist (siehe folgende Grafik). Man sieht wie der S&P 500 (gestrichelte blaue Linie) zusammen mit den steigenden Gewinnprognosen (dunkelblaue Linie) angestiegen ist. (Die Grafik ist etwas älter. Der S&P 500 steht inzwischen bereits bei 2.800 Punkten.)
In dem Fall, dass die Gewinne in der erwarteten Höhe ausfallen, muss man eher mit einem „sell the facts“ und somit leichten Gewinnmitnahmen rechnen. Wenn die Zahlen aber nicht erreicht werden, dürfte die Kursrückgänge heftiger werden. Dieses Muster war auch schon in der vorangegangenen Berichtssaison mehrfach zu sehen.
Fortsetzung der Seitwärtstendenz
Ich rechne also damit, dass die nachhaltigen Gewinne an den Aktienmärkten ausbleiben und bald wieder Abwärtsbewegungen einsetzen werden, die zu einer Fortsetzung der Seitwärtstendenzen führen. Zumal der Handelsstreit und die bereits beschlossenen und vielleicht noch folgenden Zölle für die ein oder andere Abwärtsrevision der Gewinnerwartungen für die kommenden Quartale sorgen dürften.
Insgesamt passiert an den Aktienmärkten also das, was schon vor Monaten hier in der Börse-Intern zu lesen war: Die restriktiver werdende Geldpolitik der Notenbanken belastet die Kurse, während diese zeitgleich vom anhaltenden Wirtschafts- und Gewinnwachstum von unten unterstützt werden. Daraus resultiert eine Seitwärtstendenz auf hohem Niveau.
Gewinne mitnehmen
Derzeit schein der Druck von unten noch zu überwiegen. So sieht man bei den US-Indizes seit dem Kursrutsch von Anfang Februar immer häufiger höhere Tiefs - und teilweise auch höhere Hochs (insbesondere im Nasdaq100, seit April auch im S&P 500 wieder). In der zweiten Jahreshälfte dürfte aber der Druck von oben durch die zunehmend restriktivere Geldpolitik der Notenbanken und dem Handelsstreit weiter steigen und so die Kurse letztlich in einer Seitwärtsbewegung halten.
Natürlich ist aber auch ein kurzzeitiges „Überschießen auf der Oberseite“ möglich und wurde auch bereits angekündigt (siehe u. a. Börse-Intern vom 16. Februar). Genau das sehen wir wohl gerade insbesondere im Nasdaq100. Hier wäre es vermutlich ratsam, langsam die Gewinne mitzunehmen, um dann die Positionen nach einem Rücksetzer günstiger zurückkaufen zu können.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus