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Amerikanischer Rückenwind, 128 Mrd. USD Liquidität und der Untergang der Investment Influencer: Berkshire Hathaway-Legende Warren Buffett hat seinen jährlichen Investorenbrief verschickt.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert verschickt die Investmentlegende Warren Buffett einmal jährlich einen Brief an die Aktionäre seiner Holdinggesellschaft Berkshire Hathaway (NYSE:BRKa). Am vergangenen Wochenende war es wieder einmal so weit (wer den „Shareholder Letter“ im Original lesen möchte: Hier gibt es den 2022er Brief ebenso wie die Versionen der früheren Jahre und Jahrzehnte).
„Gutes Jahr für Berkshire“: Rekordgewinn von 30,8 Mrd. USD
2022 war laut Buffett ein „gutes Jahr“ für Berkshire Hathaway. Der Betriebsgewinn der Holding stieg auf einen Rekordwert von 30,8 Mrd. USD. Über diesen berichtet Buffett erklärtermaßen nur widerwillig. Es handelt sich um einen operativen Gewinn, in dem verschiedene Verluste aus Geschäften mit Aktien und Derivaten nicht enthalten sind.
Gemäß den US-GAAP Ergebnissen erlitt Berkshire Hathaway im vergangenen Jahr einen Verlust von 22,8 Milliarden USD. Darin enthalten waren Bewertungsverluste von 67,9 Milliarden USD.
Buffett vertritt den Standpunkt, dass operative Ergebnisse die Entwicklung der Vermögensverwaltung deutlich besser widerspiegeln als die Vorschriften der Rechnungslegung. Diese verlangt, nicht realisierte Gewinne und Verluste aus dem aktuell knapp 330 Mrd. USD schweren Anlageportfolio in die Gewinn- und Verlustrechnung mit einzubeziehen. Im vergangenen Jahr hatte die Holding gemäß US GAAP noch einen Gewinn von 90,8 Milliarden USD ausgewiesen.
Kursgewinne seien für Berkshire in den vergangenen Jahrzehnten zwar „enorm wichtig“ gewesen. „Aber ihre vierteljährlichen Schwankungen, die regelmäßig und gedankenlos von den Medien überschrieben werden, informieren die Anleger völlig falsch“, kritisiert Buffett in dem Brief.
„Nie sinnvoll eine Wette gegen Amerika einzugehen“
Buffett glaubt unverändert an den anhaltenden Erfolg der US-Wirtschaft. In den 80 Jahren seiner Investitionstätigkeit habe er noch nie erlebt, dass es „sinnvoll gewesen wäre, eine langfristige Wette gegen Amerika einzugehen“.
An makroökonomische Analysen glauben er und sein engster Partner Charlie Munger dagegen nicht. Zinssätze, Ölpreise und andere Faktoren und deren Entwicklung stehen nicht Mittelpunkt der Überlegungen.
Er und Munger „plädierten auf Unwissenheit“ und glaubten fest daran, dass kurzfristige Wirtschafts- und Marktprognosen „schlimmer als nutzlos „seien. Vielmehr wolle Berkshire Geld so anlegen, dass im Laufe der Zeit ein „akzeptables Ergebnis“ erzielt werde.
Außerdem würden Investitionen unter dem Gesichtspunkt getätigt, dass das unübertroffene Durchhaltevermögen des Unternehmens bewahrt werde, dass in „Finanzpaniken“ und schweren weltweiten Rezessionen sehr wertvoll sei.
Diese Haltung spiegelt sich auch bei der verfügbaren Liquidität wider. Ende 2022 verfügte die Holding über liquide Mittel in Höhe von 128,6 Milliarden USD. Dies dürfte immer noch ausreichen, um schwierige Zeiten zu überstehen und nach Kursrückgängen günstiger einzukaufen - wenngleich Ende 2021 mit 146,7 Milliarden USD ein größeres Polster zu Buche stand.
Berkshire investierte 2022 8 Mrd. USD in sein Aktienrückkaufprogramm – im Vorjahr waren es 27 Milliarden USD. Der politischen Kritik an Aktienrückkäufen will sich die Legende aus Omaha nicht anschließen.
„Wenn Ihnen gesagt wird, dass alle Rückkäufe den Aktionären oder dem Land schaden oder den CEOs besonders zugute kommen, hören Sie entweder auf einen wirtschaftlichen Analphabeten oder einen silberzüngigen Demagogen“.
Investment Influencer verlieren an Vertrauen
Der mittlerweile 92-jährige Buffett gilt auch deshalb als Legende, weil er stets mit einem langfristigen Zeithorizont investiert und spekulative Umtriebe gänzlich ablehnt. Damit steht er im scheinbaren Widerspruch zur „Generation Z“, die über Plattformen wie Robin Hood und Co. den kurzfristigen Handel entdeckt hat.
Doch dieser Trend scheint sich zu drehen, wie unter anderem das Wall Street Journal berichtet. Das Blatt verweist auf zahlreiche Beispiele, in denen Newcomer-Investoren und Influencer in schwierigen Marktlagen ausgesprochen schlecht abgeschnitten hätten. Auch die Handelsaktivität unter Privatinvestoren hat demnach im vergangenen Monat ihren niedrigsten Stand seit Januar 2020 erreicht.
Das WSJ zitiert etwa Tim Ferriss, den Autor des Buches „4-Stunden-Arbeitswoche“, der seinen Lesern (Jüngern?) angeraten hatte, „sich den neuen Reichen anzuschließen“. Dieser hatte Buffett auf der Jahreshauptversammlung von Berkshire im Jahr 2008 gefragt, wie er als 30-jähriger seine erste Million anlegen solle. Buffett empfahl einen „günstigen Indexfonds“. Ferriss ignorierte den Rat damals weitgehend, würde laut dem Blatt einem heute 30-jährigen aber empfehlen: Folge Buffetts Rat.