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Überschuldung durch Buy Now Pay Later: „Nur die Spitze des Eisbergs“

Veröffentlicht am 08.09.2023, 08:24
PYPL
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Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

97,9 % der Verbraucherkredite in Deutschland werden ordnungsgemäß bedient. Der Anteil der Verbraucher mit weichen Negativmerkmalen stieg 2022 trotz der Inflation nur marginal. Auffällig ist das Wachstum bei Kleinkrediten, deren Zahl um 90 % zulegte. Der SCHUFA Kreditkompass 2022 ist da.

Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge im SCHUFA-Datenbestand ist 2022 um 30 % auf 9,1 Mio. laufende Verträge gestiegen. Dies berichtet die Auskunftei unter Berufung auf den „Kreditkompass“, einen jährlich erscheinenden Bericht zur Situation auf dem deutschen Markt für Verbraucherkredite.

Der wesentliche Trend: Verbraucher schließen mehr kleine Kredite ab. „Rund 42 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite in Deutschland sind mittlerweile Kredite unter 1.000 Euro. Diese legten 2022 um 90 Prozent von 2 auf 3,8 Millionen zu“, heißt es in der Pressemitteilung.

Die SCHUFA führt diesen Trend auf das rasante Wachstum der „Buy Now Pay Later“-Angebote (BNPL) von Zahlungsdienstleistern wie PayPal (NASDAQ:PYPL) oder Klarna zurück. Tatsächlich haben diese Akteure ihr Angebot in den vergangenen Jahren ausgebaut – und scheinen damit eine Nachfragelücke entdeckt zu haben. Kleinkredite werden besonders häufig in den jüngeren Altersgruppen von 20 bis 39 Jahren und hier wiederum am stärksten im Alter von 20 bis 24 Jahren aufgenommen.

Die Zahlen der SCHUFA beziehen sich auf den Teil des BNPL-Marktes, der für die Auskunftei sichtbar ist. PayPal und Klarna greifen in der Regel auf Wiesbadener Datenbestand zurück. Zum Marktsegment gehörten jedoch auch „Kleinkredite unter 200 Euro, die bislang meist ohne Bonitätsprüfung vergeben und damit auch nicht von der SCHUFA erfasst“ würden.

SCHUFA will auch Kleinkredite vollständig regulieren

Ole Schröder, Vorstandsmitglied der SCHUFA Holding AG, warnt deshalb vor Überschuldungsrisiken für Verbraucher: „Auch die Rückzahlung von vielen kleinen Krediten kann schnell zu finanzieller Überlastung führen. Die Nutzung von BNPL-Angeboten erfordert also von Verbraucherinnen und Verbrauchern ein gewisses Maß an Finanzkompetenz und Zahlungsdisziplin und von den Anbietern eine verantwortungsvolle Kreditvergabe“.

Die Auskunftei verfolgt mit ihrer Haltung auch eigene Interessen: Dass ein wachsender Teil des Kreditmarktes den Wiesbadener Augen verborgen bleiben könnte, passt nicht zum Selbstverständnis. Die SCHUFA hatte sich deshalb bereits in der Vergangenheit dafür ausgesprochen, auch bei kleineren Krediten die vollständigen Auflagen des Verbraucherschutzes anzuwenden. § 491 (2) BGB nimmt Nettodarlehensbeträge unterhalb von 200 EUR bislang davon aus.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie in Wiesbaden gut ankommt. Die Richtlinie „sieht zukünftig auch bei BNPL-Produkten, Nullprozentfinanzierungen und Krediten unter 200 Euro eine verpflichtende Kreditwürdigkeitsprüfung vor“, stellt die Auskunftei erfreut fest. Dadurch könnte „eine Lücke bei Kleinkrediten geschlossen und Verbraucher besser vor Überschuldung geschützt“ werden.

Leichter Anstieg bei weichen Negativmerkmalen

Das Interesse der Verbraucher an Finanzierungen beschränkt sich indes nicht auf Kleinkredite. 2022 stieg erstmals seit zwei Jahren auch die Anzahl der Darlehen ab 1.000 EUR wieder an – von 5,0 auf 5,3 Millionen. In diesem Bereich stiegen auch die Kreditsummen von 17.086 EUR auf 17.630 EUR.

Die Zahlungsmoral bleibt weiter auf einem hohen Niveau. „Wie in den beiden Vorjahren wurden auch im Jahr 2022 97,9 Prozent der Kredite ordnungsgemäß bedient“, heißt es in dem Bericht. Die durch Schröder angesprochenen Überschuldungsrisiken scheinen sich also zumindest in dem Bereich, der der SCHUFA gemeldet wird, noch nicht zu materialisieren.

Lediglich ein geringer Anstieg der sogenannten weichen Negativmerkmale wurde verzeichnet. So stieg der Anteil der Personen mit ausschließlich so genannten weichen Negativmerkmalen im Datenbestand von 4,7 % auf 4,8 %. Bei einem Pool mit 68 Millionen Verbrauchern entspricht dies einem Anstieg von 3,196 Mio. auf 3,264 Mio. Personen. Weiche Negativmerkmale sind solche, die durch SCHUFA-Vertragspartner bei anhaltendem Zahlungsverzug an die Auskunftei gemeldet werden. Demgegenüber stehen harte Negativmerkmale wie z.B. Informationen über Verbraucherinsolvenz.

Die Inflation hat sich laut Schröder aber durchaus bemerkbar gemacht. „Vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2022 konnten wir einen Anstieg der Personen beobachten, die zu diesem Zeitpunkt in finanzielle Schwierigkeiten gerieten und daraufhin Zahlungen nicht mehr leisten konnten“. Der Anstieg sei in Richtung des Jahresendes aber wieder zurückgegangen.

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