Die US-Wirtschaft ist weiterhin auf Kurs, das Jahr mit einem moderaten Produktionswachstum abzuschließen. Laut der jüngsten Konsensprognose wird das reale BIP im vierten Quartal auf Jahresbasis um 2,0 % wachsen – etwas weniger als die 2,8 % im dritten Quartal. Sollte diese Prognose stimmen, wäre dies das zweite Quartal in Folge mit einer leichten Abschwächung. Trotzdem bleibt das Wachstum respektabel, und das Risiko einer Rezession ist kurzfristig nach wie vor gering.
Die aktualisierte Prognose, die am Dienstag veröffentlicht wurde, bestätigt die Schätzung vom 18. November. Diese Stabilität in den Daten deutet darauf hin, dass der bevorstehende Bericht zum vierten Quartal am 30. Januar voraussichtlich mit der aktuellen Schätzung übereinstimmen wird. Viele Analysten interpretieren dies als Zeichen einer Normalisierung der Wirtschaft nach den pandemiebedingten Turbulenzen, unterstützt durch ein Wachstum von über 2 %.
Die mittelfristigen Aussichten werfen jedoch größere Fragen auf, insbesondere in Hinblick auf mögliche drastische Änderungen der Wirtschaftspolitik ab 2025. Die angekündigte "Wirtschaftsagenda 2.0" von Trump könnte die Dynamik erheblich verändern. Zu den Kernpunkten zählen höhere Zölle, umfassende Deregulierungen, Steuersenkungen und Maßnahmen gegen Arbeitsmigranten.
Wirtschaftsexperten wie Alan Blinder, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve, warnen vor möglichen inflationären Effekten dieser Politik. Blinder prognostiziert, dass die Inflationsrate durch diese Maßnahmen über zwei bis drei Jahre um einen Prozentpunkt pro Jahr steigen könnte – insgesamt also um 2 bis 3 %.
Ein weiterer Risikofaktor: Die Staatsverschuldung, die unter beiden Parteien in den letzten Jahren nur wenig Beachtung fand. Sollte das Steuerkürzungsgesetz von 2017 verlängert werden, könnten nach Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) zusätzliche 4,6 Billionen USD an Schulden entstehen. Die Republikaner bezweifeln diese Zahlen und argumentieren, dass das neue Steuerpaket langfristig wachstumsfördernd sei.
Parallel dazu kündigte Trump am Dienstag an, zusätzliche Zölle auf China, Mexiko und Kanada zu erheben – ein Schritt, der bereits zu Beginn seiner Amtszeit umgesetzt werden soll. Diese Maßnahmen könnten zu Handelskonflikten führen und die makroökonomischen Bedingungen weiter verändern.
Indikatoren zur aktuellen Wirtschaftslage zeichnen unterdessen ein gemischtes Bild. Der Chicago Fed National Activity Index zeigt, dass die Wirtschaftstätigkeit im Oktober auf den niedrigsten Stand seit April gesunken ist. Gleichzeitig deuten die PMI-Erhebungen für November auf eine Beschleunigung des Produktionswachstums hin.
"Die Stimmung in den Unternehmen hat sich im November spürbar verbessert, und der Optimismus für das kommende Jahr hat ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch erreicht", erklärt Chris Williamson, Chefökonom bei S&P Global Market Intelligence.
Eine Aggregation verschiedener BIP-Nowcasts lässt darauf schließen, dass die 2 %-Prognose für das vierte Quartal plausibel ist. Was die Entwicklung im ersten Quartal 2025 und darüber hinaus betrifft, könnte jedoch eine neue Wirtschaftspolitik die Karten neu mischen.