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Rückblick
Nachdem in den letzten drei Monaten nicht nur die Edelmetallpreise (Gold +19,3%, Silber +39,7%), sondern auch die Aktienmärkte (DAX +28,7%, S&P500 +18,7%) eine deutliche Erholung verzeichneten, war es nur noch einer Frage der Zeit bis auch der Bitcoin wieder ein Lebenszeichen senden würde.
Schon ab Mitte November hatten die Bitcoin-Preise kaum noch auf die Flut an schlechten Nachrichten aus dem Krypto-Sektor reagiert, während viele Altcoins auf neue Tiefststände fielen. Gleichzeitig war die Stimmung so niedergeschlagen wie noch nie und Bitcoin war verhasst und wurde verhöhnt. Genau das war jedoch die beste antizyklische Ausgangslage, die wir seit langer Zeit gesehen haben.
So überrascht es nicht, dass der Bitcoin pünktlich zum Start ins neue Jahr mit einer fulminanten Rally von 16.358 USD bis auf 21.445 USD in Windeseile um 31% emporgeschossen ist. Wer nicht investiert war, läuft den Kursen nun hinterher. Wer den Bitcoin gar geshortet hat, hofft jetzt verzweifelt auf einen deutlichen Rücksetzer. Doch trotz des deutlichen Anstiegs ist die Stimmung unter den Marktteilnehmern weiterhin skeptisch.
Bitcoin 2019 in USD, Wochenchart vom 16.Januar 2023. Quelle: Tradingview
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dem Bitcoin, ziemlich ähnlich wie in 2019, nach einem brutalen Bärenmarkt und einer mehrmonatigen Scheintodphase plötzlich wieder Leben eingehaucht wurde. Damals konnte der Bitcoin von 3.200 USD bis auf rund 13.800 USD um 328% ansteigen. Größere Rücksetzer zum Einstieg lieferte die viereinhalb Monate währende Rally nicht! Vielmehr wurden ohne große Umwege mehr als 61,8% des vorangegangenen Bärenmarkts aus dem Stand zurückerobert. Sollte der Bitcoin aktuell etwas ähnliches vorhaben, wären bis zum Sommer Kurse im Bereich um 48.500 USD denkbar! Selbst wenn der Bitcoin es im Jahr 2023 etwas gemütlicher angehen lassen sollte, wäre eine Erholung bis zum 38,2% Retracement bis in den Bereich um 35.900 USD problemlos vorstellbar.
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Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar
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Wochenchart: Oberkante des Abwärtstrendkanals als 1.Ziel
Bitcoin in USD, Wochenchart vom 17.Januar 2023. Quelle: Tradingview
Historisch gesehen hat ein Wochenschluss mit einem Plus von 20 % nach einem längeren Bärenmarkt mit einem Verlust von 75 % oder mehr immer dazu geführt, dass der Boden beim Bitcoin erreicht war.
Auf dem Wochenchart hat der Bitcoin mit dieser großen grünen Wochenkerze nun schon fast die Oberkante des Abwärtstrendkanals erreicht. Grundsätzlich kann daher aus dem Bereich zwischen 22.000 und 23.500 USD ein Rücksetzer erfolgen. Die Wochen-Stochastik liefert allerdings ein Kaufsignal und hat bis zur überkauften Zone noch Luft. Das obere Bollinger Band (22.268 USD) steht weiteren Anstiegen vorerst nicht im Wege. Übergeordnet wird der Bitcoin vermutlich zumindest eines der orangenen Retracement-Levels anlaufen.
Insgesamt ist der Wochenchart aktuell klar bullisch und lässt weitere Kursanstiege erwarten. Sollte der Abwärtstrendkanal die Bullen um 22.500 USD stoppen, dürfte die Unterstützungszone zwischen 18.000 und 20.000 USD den ersten Rücksetzer auffangen.
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Tageschart: 200-Tagelinie jetzt Unterstützung
Bitcoin in USD, Tageschart vom 17.Januar 2023. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart gelang dem Bitcoin am 13.Januar mühelos der Sprung über die 200-Tagelinie (19.527 USD). Nun agiert dieser wichtige Durchschnitt als Unterstützung. Zuletzt handelte der Bitcoin im Dezember 2021 oberhalb seiner 200-Tagelinie. Damit ist klar, dass ein neues Kapitel am Bitcoin-Markt aufgeschlagen wurde.
Nächstes Ziel ist offensichtlich die Oberkante des Abwärtstrendkanals (aktuell ca. 22.450 USD). Sollte es angesichts einer klar überkauften Tages-Stochastik zu einem Rücksetzer bzw. einer Konsolidierung kommen, warten im Bereich zwischen 18.000 und 20.000 USD jede Menge starke Unterstützungen.
Zusammengefasst ist der Tageschart bullisch. Die momentan oberhalb von 80 eingebettete Stochastik zurrt den steilen Aufwärtstrend bis auf weiteres fest. Größere Rücksetzer sind also erstmal nicht zu erwarten. Vielmehr dürfte die große Mehrzahl der Marktteilnehmer von dem impulsiven Befreiungsschlag völlig überrascht worden sein. Angesichts des brutalen 14-monatigen Bärenmarkets und der Tatsache, dass man den Bitcoin mittlerweile mittels zahlreicher Instrumente bzw. Derivate handeln kann, dürfte die Zahl der Leerverkäufer am Tief im November höher als je zuvor gewesen sein. Diese Leerverkäufer geraten nun schrittweise immer weiter unter Wasser und werden diejenigen Käufer sein, die die Bitcoin-Notierungen durch die erzwungene Eindeckung ihrer Leerverkaufspositionen schnell in Richtung 35.000 USD und eventuell bis zum Frühsommer sogar in Richtung von 50.000 USD treiben könnten.
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Sentiment Bitcoin – Stimmung normalisiert sich
Crypto Fear & Greed Index vom 15. Januar 2023. Quelle: Lookintobitcoin
Erstmals seit dem Beginn des Bärenmarktes im November 2021 hat sich die Stimmung im Krypto-Sektor wieder deutlich erholt. Mit 52 Punkten misst der „Crypto Fear & Greed Index“ aktuell ein ausgewogenes bzw. neutrales Sentiment.
Crypto Fear & Greed Index vom 15.Januar 2023. Quelle: Lookintobitcoin
Die antizyklische Kauf-Chance ist somit erstmal vorbei. Bis zu einem euphorischen Sentiment dürfte es jedoch noch deutliche Kursanstiege benötigen.
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Saisonalität Bitcoin – Positiv bis Anfang Juni 2023
Bitcoin Saisonalität vom 15. Januar 2023. Quelle: Seasonax
Laut dem saisonalen Muster steht der Bitcoin vermutlich vor vier bis sechs positiven Monaten, so dass der Trend bis zum Sommer nach oben zeigen sollte.
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Bitcoin gegen Gold
Bitcoin/Gold-Ratio, Wochenchart vom 17. Januar 2023. Quelle: Tradingview
Bei Kursen von derzeit knapp 21.100 USD für einen Bitcoin und rund 1.910 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 11 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,09 Bitcoin.
Der Bitcoin hat sich also in Windeseile um fast 25% gegen das Gold verteuert. Das Bitcoin/Gold-Ratio hat in den letzten zwei Wochen daher klar nach oben gedreht und ist bereits über die Abwärtstrendlinie der letzten 14 Monate ausgebrochen. Die Wochen-Stochastik liefert ein neues Kaufsignal für den Bitcoin. Eine normale Erholung bzw. Gegenbewegung könnte das Ratio in den kommenden Monaten bis auf Wert von fast 20 führen. Damit würde man doppelt so viel Gold wie aktuell für seine Bitcoins bekommen! Erstes Kursziel auf Sicht der kommenden Wochen wäre das obere Bollinger Band auf dem Wochenchart (13,20).
Zusammengefasst hat das Bitcoin/Gold-Ratio gedreht und eine größere Erholung bzw. Gegenbewegung ist zu erwarten. Ratio-Werte zwischen 13 und 14 wären dabei das Minimalziel. Es empfiehlt sich den Bitcoin wieder deutlich höher zu gewichten.
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Makro-Update – Stagflation und Kalter Krieg 2.0
PwC´s 26th annual Global Survey vom 16. Januar 2023. Quelle: Holger Zschaepitz
Die hohen Inflationszahlen und der daraus resultierende deutliche Anstieg der Zinsen, die Bilanzreduzierungen seitens der Notenbanken, der Krieg in der Ukraine sowie das Platzen der China-Blase machten 2022 zu einem der schwierigsten Börsenjahre überhaupt. Nach einem monatelangen Ausverkauf in fast allen Assetklassen kam es seit Mitte Oktober jedoch schrittweise zu einer deutlichen Gegenbewegung an den Aktienmärkten. Der schwächere US-Dollar begünstigte zudem eine starke Erholung der Edelmetallpreise. Trotzdem ist die Stimmung unter den Top-Managern extrem pessimistisch.
Bruttoinlandsprodukt China vom 17. Januar 2023. Quelle: Holger Zschaepitz
Seit einigen Wochen sorgt nun das Ende der von der Regierung forcierten Null-Covid-Politik in China für zusätzlichen Inflationsdruck. Zwar dürfte sich der chinesische Immobiliensektor weiterhin schwierig gestalten, insgesamt sollte sich das Wachstum im Reich der Mitte jedoch normalisieren und damit Nachfragedruck auf die weltweiten Rohstoffpreise ausüben.
Gleichzeitig lauern massive geopolitische Herausforderungen, denn ein Ende des Dramas in der Ukraine bzw. eine Befriedung zwischen dem Westen (USA & EU) und dem Osten (China & Russland) sind nicht absehbar. Über Jahrzehnte hinweg spielten geopolitische Risiken an den Börsen nur eine untergeordnete Rolle. Nun jedoch bricht die unipolare Weltordnung („pax americana“) auseinander und die Welt wird sich in den nächsten Jahren neu sortieren und ausbalancieren müssen.
Die besseren Karten hält dabei China in der Hand, denn es treibt geschickt über die OPEC+, die BRICs und auch mittels CBDCs die Entdollarisierung der weltweiten Handelsströme voran. So hat der US-Dollar in den letzten zwei Monaten rund 10% gegen den Chinesischen Renminbi verloren. Aktuell zieht das Wachstum in China an, während es sich in den USA verlangsamt. Insbesondere der zunehmende Trend, Öl- und Gasverkäufe in Renminbi zu fakturieren, muss den Amerikanern ein Dorn im Auge sein. Den USA bleibt, wenn überhaupt, vermutlich nicht mehr viel Zeit, um sich gegen das aufstrebende Reich der Mitte doch noch durchzusetzen.
Angesichts all dieser Entwicklungen könnte die Notenbankpolitik daher in den kommenden Jahren an Einfluss auf die Finanzmärkte verlieren und stattdessen die Geopolitik die Finanzmärkte dominieren.
Ungeachtet der kurzfristigen Erholungen bleibt die geld- und fiskalpolitische Lage im Westen jedenfalls äußerst kompliziert und der fundamentale Ausblick ungünstig. Stagflation wird wohl das wahrscheinlichste Ergebnis sein. Das Ende der restriktiven Geldpolitik seitens der US-Notenbank sowie der EZB ist derzeit noch nicht absehbar. Wir erwarten jedoch im weiteren Jahresverlauf ein Umschwenken. Für harte Assets wie Aktien und Edelmetalle aber eben auch den Bitcoin wären das mittel- bis längerfristig sehr gute Nachrichten. Kurzfristig stehen den schlechten fundamentalen Aussichten immer noch ein zu hoher Pessimismus und zu viele zittrige Hände entgegen. Die Märkte könnten sich daher bis zum Frühling oder Frühsommer an einer „wall of worry“ entlang zunächst weiter erholen.
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Fazit: Bitcoin – Deutliche Erholung zu erwarten
Mit dem starken Jahresauftakt (+30%) im Rücken stehen die Chancen für eine große Erholung beim Bitcoin sehr gut. Alle schwachen Hände und unprofitablen bzw. unseriöse Firmen bzw. Spieler dürften mit der Korrektur (-77,5%) zunächst aus dem Markt gespült worden sein. D.h. nicht, dass dieser Akteure ausgerottet worden wären, aber sie werden wohl erst bei deutlich höheren Kursen in den Bitcoin-Markt zurückkommen.
Die Achilles-Sehne für den Krypto-Sektor und den Bitcoin bleibt hingegen die absehbare Regulierung durch die Politik. Das FTX-Desaster hat das Vertrauen in den Sektor erschüttert und nun wirklich alle Politiker und Regulatoren auf den Plan gerufen. Technisch betrachtet ist das Bitcoin-Netzwerk nicht zu stoppen, aber mit Strafen und Unterlassungen werden die Börsenaufsichten dem Sektor in den kommenden Monaten und Jahren stark zusetzen.
Wir sind trotzdem bullisch und halten eine größere Erholung mit Kursen von 35.000 USD bis sogar 50.000 USD bis zum Frühsommer durchaus für möglich.