Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1243 (06:21 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1217 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.12. EUR-CHF oszilliert bei 1,0694.
Dank guter Wirtschaftsdaten ergab sich zu Wochenbeginn an den Finanzmärkten etwas höhere Risikobereitschaft. Dabei bewegen sich die Märkte bisher weiter in bekannten Bandbreiten.
Der größte Vermögensverwalter der Welt, die US-Firma BlackRock, setzte gestern ungewohnte Akzente.
BlackRock sieht bei europäischen Aktien größeres Potential als bisher. Der europäische Aktienmarkt wurde auf "Übergewichten" hochgestuft. Europas Wirtschaft würde nach dem Auslaufen des Corona-Lockdowns wieder in Gang kommen, was zu einer zyklischen Aufwärtsbewegung führen werde, heißt es im Halbjahres-Ausblick von BlackRock. Hintergrund der Entwicklung seien entschlossene Maßnahmen der öffentlichen Gesundheitssysteme und eine stärkende Geldpolitik.
Wir stimmen BlackRock zu. Es sind aber auch die mittel- und langfristig aufgestellten Wirtschaftsprogramme. Um diese Programme mit Leben zu füllen, bedarf es traditioneller zyklischer Unternehmen. Genau die findet man in Europa. Es sind auch nicht nur die europäischen Programme, sondern weltweit homogen aufgesetzte Maßnahmenpakete, die dann der so genannten "Old Economy" Europas, die global aufgestellt ist, zugutekommen. Reale Wirtschaftsprogramme lassen sich eben nicht virtuell erstellen.
Durchaus erstaunlich ist, dass BlackRock (NYSE:BLK) US-Aktien auf "neutral" herabstufte. Nach Ansicht des Vermögensverwalters sei in den USA ein längerer Verlauf der Epidemie zu befürchten. Gleichzeitig drohe die Wirksamkeit von Konjunkturmaßnahmen zu schwinden. Zudem zeigten sich neue Spannungen zwischen den USA und China.
BlackRock umgeht das Thema der nicht selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft. Bestenfalls streift BlackRock das Thema indirekt, indem auf die Wirksamkeit und damit Dauerhaftigkeit der Konjunkturmaßnahmen abgehoben wird. Wir sekundieren: Per 26. Juni stellt sich das öffentliche US-Haushaltsdefizit laut US-Treasury auf 3.215 Mrd. USD oder 14,8% des US-BIP. Das latente Wegschauen der Finanzmärkte, allen voran der Devisenmärkte ob dieser Kalamität, die unter den bedeutenden westlichen Wirtschaftsräumen als einmalig negativ klassifiziert werden muss, mag politischer Korrektheit entsprechen. Mit sachlicher Diskontierung hat das nichts zu tun.
Für Schwellenländer zeigte sich der US-Vermögensverwalter pessimistischer: Hier wurden die Aktien dieser Länder auf "Untergewichten" abgestuft. Die Staaten hätten nach Ansicht BlackRocks wenig politischen Spielraum, um auf die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu reagieren.
Diese Sichtweise ist sehr grobschlächtig. Das mag für Schwellenländer gelten, die ihre Leistungsbilanz nicht im Griff haben. Der Blick in den euroasiatischen Raum bezüglich der Struktur- und Konjunkturdaten eröffnet Perspektiven, die mit der Einstufung „Untergewichten“ definitiv nicht im Einklang stehen. Individuelle Betrachtungsweisen sind hier angebracht.
Merkel/Macron ermutigend!
Kurz vor Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Macron einen Schulterschluss bei anstehenden EU-Reformen vereinbart.
Das Finanzpaket im Rahmen des von Deutschland und Frankreich vorgeschlagenen Aufbaufonds und der EU-Haushaltsrahmen bis 2027 sollen zeitnah geschnürt werden. Wichtig sei, dass das Paket substanziell sein müsse. Als Brücke für die Staaten, die die Zuschussvariante ablehnen, könnte der Vorschlag der EU-Kommission dienen, der die Hilfen mit einer Reformagenda verbindet.
Macron betonte darüber hinaus, dass der Klimaschutz eine moralische Verpflichtung sei. Die Klimaschutzagenda sei Teil der Bemühungen Europas, die eigene Souveränität wieder zu gewinnen. Diese Souveränität müsse die EU auch in anderen Bereichen stärken, beispielsweise bei Digitalem, Ernährung, Sicherheit und der Industrie.
Wir sind erfreut, dass Präsident Macron einerseits erkennt, dass die Souveränität Kontinentaleuropas derzeit unausgeprägt ist und andererseits, dass er dem hier regelmäßig bearbeiteten Thema des "IT-Airbus" Aufmerksamkeit schenkt. Nur der, der seine Daten kontrollieren und sichern kann, ist wirklich souverän.
Das Fazit lautet, dass die Zusammenarbeit der Achse Paris/Berlin wiederbelebt ist. Die Agenda geht in die richtige Richtung. Wir wünschen Kontinentaleuropa viel Erfolg!
Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:
Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität nur eine Annäherung an die reale Lage liefert. Insbesondere das fehlende Nachhalten diverser Länder bei den Genesungszahlen vermittelt eine Überzeichnung der Situation der aktiven Fälle. Die anfängliche Disziplin der Länder im Bemühen um eine transparente Darstellung der realen Lage ist nur noch in Teilen gewährleistet. Warum die Überzeichnung? "Food for thought!"
Das Thema der Exit-Strategien aus den Extremmaßnahmen bestimmt weiter grundsätzlich das Bild. Es gibt aber auch vereinzelt Verschärfungen der Maßnahmen, die aber weitgehend regionalen und nicht nationalen Charakter aufweisen.
In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 520 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 981. In Japan liegt sie bei 1.116. In Singapur sind es 5.650.
In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf ausgewählte Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 8.296. Österreich liegt bei 600 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 590. In Italien sind es noch 16.496. Irritierend sind u.a. die Genesungszahlen aus den Niederlanden (186!), Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden.
Die Problemländer sind vor allen Dingen die USA (1.759.209), Brasilien (552.070) und Indien (215.543) bezüglich Tendenz und Amplitude der Ausbreitung. In Russland beginnt sich die Situation zu beruhigen (228.316).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Erholungsmodus intakt
Der Economic Sentiment Index stieg per Berichtsmonat Juni von zuvor 67,5 auf 75,7 Punkte (Prognose 80,0).
In Deutschland legten die Verbraucherpreise per Juni laut vorläufiger Berechnung im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,3%) nach zuvor 0,1% zu. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 0,9% (Prognose 0,6%) nach zuvor 0,6%.
In Irland verzeichneten die Einzelhandelsumsätze im Monatsvergleich per Mai einen Anstieg um 29,5% nach zuvor -35,4%. Im Jahresvergleich ergab sich per Mai ein Rückgang um -26,6% nach zuvor -43,3%.
In den Niederlanden nahmen die Einzelhandelsumsätze im Jahresvergleich per Mai um 6,5% zu. Der Vormonatswert wurde von 0,0% auf +0,4% revidiert.
UK: BIP erwartungsgemäß schwach
Per 1. Quartal sank das BIP im Quartalsvergleich um 2,2% (Prognose -2,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,7% (Prognose 1,6%).
USA: Erholungsmodus intakt
Der Index anhängiger Hausverkäufe (Pending Home Sales) legte per Mai um 44,3% nach zuvor -21,8% zu. Der Dallas Fed Manufacturing Business Index nahm per Juni von zuvor -49,20 auf -6,1 Zähler zu.
China: PMIs indizieren soliden Wachstumspfad
Die von NBS ermittelten Einkaufsmanagerindices per Juni signalisieren den höchsten Wachstumspfad seit Juni 2018 (Composite Index). Der Index für das Verarbeitende Gewerbe legte von 50,6 auf 50,9 Punkte zu (Prognose 50,4). Der Dienstleistungsindex verzeichnete eine Zunahme von 53,6 auf 54,4 Zähler. In der Folge stieg der Composite Index von 53,4 auf 54,2 Punkte.
Japan: Noch im Fahrwasser der Lockdown-Folgen
Die Arbeitslosenrate legte per Mai von 2,6% auf 2,9% (Prognose 2,8%) zu. Per Mai sank die Aktivität im industriellen Sektor im Monatsvergleich um 8,4% (Prognose -5,6%) nach zuvor -9,8%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 - 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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