An der Wall Street begann diese Woche die Berichtssaison für das dritte Quartal. Den Anfang machte gestern der Bankenriese JPMorgan Chase (NYSE:JPM). Es folgen die Bank of America (NYSE:BAC), Citigroup (NYSE:C), Wells Fargo (NYSE:WFC), Goldman Sachs (NYSE:GS) und Morgan Stanley (NYSE:MS), die alle in den kommenden Tagen ihre neuesten Finanzergebnisse veröffentlichen werden.
Analysten erwarten laut FactSet-Daten einen Anstieg der Unternehmensgewinne im S&P 500 um 27,6 % gegenüber dem Vorjahr, was vor allem auf die nachlassenden Auswirkungen der Covid 19-Pandemie auf mehrere Branchen zurückzuführen ist. Sofern sich dies bestätigt, hätte das dritte Quartal 2021 das dritthöchste Gewinnwachstum im Jahresvergleich seit dem dritten Quartal 2010. Damals stiegen die Gewinne um 34,0 %.
Auf Sektorebene wird für zehn der elf Sektoren ein Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr prognostiziert, allen voran in den Bereichen Energie, Grundstoffe, Industrie und Informationstechnologie.
Auch die Umsatzerwartungen sind vielversprechend: Im Vergleich zum Vorjahr soll der Bruttoumsatz um 14,9 % steigen. Das wäre das zweithöchste Umsatzwachstum im Jahresvergleich für den Index, seit FactSet 2008 mit der Erfassung dieser Kennzahl begonnen hat. Der aktuelle Rekord stammt aus dem zweiten Quartal 2021, als der Umsatz um 25,3 % zunahm.
Alle 11 Sektoren werden voraussichtlich ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr verzeichnen, allen voran der Energie- und Grundstoffsektor.
Im Folgenden schauen wir uns drei Sektoren genauer an, deren Finanzergebnisse sich im aktuellen Marktumfeld im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert haben dürften.
1. Energy: Steigende Ölpreise sorgen für sprudelnde Gewinne
- Q3-Prognose für das Umsatzwachstum: +53,1% im Jahresvergleich
Für den Energiesektor wird für das dritte Quartal ein Gewinn von 20,5 Milliarden Dollar prognostiziert, viel besser als der Verlust von 1,5 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum, als die Covid-19-Gesundheitskrise auf ihrem Höhepunkt die Weltwirtschaft lahmlegte.
Da die Energiebranche von höheren Rohölpreisen profitiert - der Durchschnittspreis von WTI lag im dritten Quartal 2021 bei 70,52 Dollar pro Barrel und damit 72 % über dem Durchschnittspreis von 40,92 Dollar im dritten Quartal 2020 - dürfte sie laut FactSet-Zahlen im Jahresvergleich mit 53,1 % das höchste Umsatzwachstum aller elf Sektoren verzeichnen.
Bei den Einzelunternehmen dürften ExxonMobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX) die größten Beiträge zum Gewinnanstieg im Sektor leisten. Zusammen machen die beiden Ölgiganten 10,9 Milliarden Dollar der prognostizierten Ertragsverbesserung um 22,0 Milliarden US-Dollar für den Sektor aus.
Die beiden anderen wichtigen Werte, die eine deutliche Verbesserung ihrer Finanzergebnisse erwarten lassen, sind Occidental Petroleum (NYSE:OXY), das voraussichtlich einen Gewinn pro Aktie von 0,58 Dollar erzielen wird, nach einem Verlust von 0,84 Dollar pro Aktie im Vorjahreszeitraum, und Diamondback Energy (NASDAQ:FANG), dessen Gewinn pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr um stolze 330 % gestiegen sein dürfte.
Der Energy Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLE), der einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Branchenindex von US-Energieunternehmen aus dem S&P 500 abbildet, ist seit Jahresbeginn um 48,8% gestiegen, während beim S&P 500 im gleichen Zeitraum nur 15,8% Gewinn zu Buche stehen.
Neben Exxon und Chevron zählen ConocoPhillips (NYSE:COP), EOG Resources (NYSE:EOG), Schlumberger (NYSE:SLB), Marathon Petroleum, Pioneer Natural Resources (NYSE:PXD), Phillips 66 (NYSE:PSX), Kinder Morgan (NYSE:KMI) und Williams Companies (NYSE:WMB) zu den größten Beteiligungen im XLE-ETF.
2. Grundstoffindustrie: Metalle und Bergbau als Motor für Gewinn- und Umsatzwachstum
- Q3-Prognose für das Gewinnwachstum: +90,4% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q3-Prognose für das Umsatzwachstum: +28,9% im Jahresvergleich
Der Sektor Grundstoffe soll laut FactSet den viertgrößten Gewinnsprung aller 11 Sektoren gegenüber dem Vorjahr machen. Demnach dürfte der Gewinn je Aktie im zweiten Quartal gegenüber dem turbulenten Vorjahreszeitraum um rund 90 % gestiegen sein.
Gestiegene Metallpreise, z.B. für Kupfer, Nickel, Platin, Palladium und Gold helfen dem Sektor, sodass auch der Umsatz im Jahresvergleich mit einem Anstieg von fast 29% das zweithöchste Wachstum aller Sektoren hingelegt haben dürfte.
Es überrascht daher nicht, dass für alle vier Branchen des Sektors im dritten Quartal ein explosives Gewinn- und Umsatzwachstum erwartet wird. Für die Teilsektoren Metals & Mining erwarten Analysten einen Gewinn- und Umsatzsprung von 200 % bzw. 65 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Der Materials Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLB), der einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Teilindex von US-amerikanischen Grundstoffunternehmen im S&P 500 abbildet, ist 2021 um rund 12,3% gestiegen.
Die 10 größten Beteiligungen von XLB sind Linde (NYSE:LIN), Sherwin-Williams (NYSE:SHW), Air Products & Chemicals (NYSE:APD), Freeport-McMoRan (NYSE:FCX), Ecolab (NYSE:ECL), Newmont Mining (NYSE:NEM), DuPont de Nemours (NYSE:DD), Dow (NYSE:DOW), PPG Industries (NYSE:PPG) sowie International Flavors & Fragrances (NYSE:IFF).
Innerhalb der Branche stechen zwei Unternehmen durch ihr Potenzial hervor, beeindruckende Ergebnisse zu liefern. Erstens Nucor (NYSE:NUE), das voraussichtlich einen Gewinn je Aktie von 6,81 Dollar ausweisen wird, also fast 1.000% mehr als das GpA von 0,63 Dollar im Vorjahreszeitraum. Das zweite Unternehmen ist Mosaic (NYSE:MOS), für das ein Gewinn je Aktie von 1,57 Dollar prognostiziert wird, was eine Verbesserung des Gewinns um 580% gegenüber den 0,23 Dollar im Vorjahreszeitraum darstellen würde.
3. Industrie: Fluggesellschaften und Maschinenbau kurbeln Wachstum an
- Q3-Prognose für das Gewinnwachstum: +61,7% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q3-Prognose für das Umsatzwachstum: +17,0% im Jahresvergleich
Der Industriesektor, der letztes Jahr zu dieser Jahreszeit zu den am stärksten von Corona-Lockdowns betroffenen Sektoren zählte, wird laut FactSet mit einem beeindruckenden GpA-Anstieg von 61,7 % im dritten Quartal den zweitgrößten Gewinnzuwachs aller 11 Sektoren im Jahresvergleich verzeichnen.
Tatsächlich sollen alle 12 Branchen des Sektors eine deutliche Ertragsverbesserung im Jahresvergleich verzeichnen, angeführt von den Teilbranchen Airlines und Maschinenbau, deren Gewinne gegenüber dem Vorjahr um zusammengerechnet 86% bzw. 25% gestiegen sein sollen.
Der Sektor, der vielleicht am empfindlichsten auf die Wirtschaftslage reagiert, dürfte auch das fünftstärkste Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen, denn für das dritte Quartal wird ein Anstieg von 17,0 % erwartet.
Bei den Einzelunternehmen sollte man General Electric (NYSE:GE) und United Airlines (NASDAQ:UAL) im Auge behalten. GE dürfte im dritten Quartal 0,45 Dollar pro Aktie verdient haben, was einer Steigerung von 650 % gegenüber dem letztjährigen Gewinn von 0,06 Dollar entspräche, während für United ein Umsatz von 7,63 Milliarden Dollar erwartet wird, etwa das Dreifache der 2,49 Milliarden Dollar im Q3 2020.
Der Industrial Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLI), ein ETF, der den nach Marktkapitalisierung gewichtete Teilindex des Industriesektors aus dem S&P 500 abbildet, ist seit Jahresbeginn um 12,7% gestiegen.
Zu seinen zehn größten Beteiligungen gehören Honeywell International (NASDAQ:HON), United Parcel Service (NYSE:UPS), Union Pacific (NYSE:UNP), Boeing ( NYSE:BA), Raytheon Technologies (NYSE:RTX), Caterpillar (NYSE:CAT), General Electric (NYSE:GE), 3M Company (NYSE:MMM), Deere (NYSE:DE) und Lockheed Martin (NYSE:LMT).