- Die Schwäche des US-Dollar und Risikoappetit beflügeln das Währungspaar GBP/USD
- Nach einer beeindruckenden Erholung werden mehrere langfristige 200-Tage-Durchschnitte getestet
- Das Potenzial für eine Trendwende ist da, Bären brauchen dafür jedoch zuerst ein bärisches Signal
Eine Reihe von Finanzmärkten notieren entweder in der Nähe, an oder knapp über ihren langfristigen 200-Tage-Durchschnittswerten. Hier fallen einem insbesondere EUR/USD, der Dollar-Index, NZD/USD, der Russell 2000 und der S&P 500 auf. Ich habe jedoch bemerkt, dass der Kurs von GBP/USD auch sehr nahe an seinem eigenen gleitenden 200er-Durchschnitt (MA) knapp unter der 1,22er-Marke handelt, nachdem er seit dem Rekordtief von 1,0343, das vor etwas mehr als zwei Monaten erreicht wurde, um enorme 1800 Punkte bzw. um +17,5 % gestiegen ist. Der Grund dafür sind das Argumentationskonstrukt über das Erreichen eines Höchstwerts für die Inflation und damit der optimistischen Erwartung einer früher als erwarteten Pause bei den Zinserhöhungen.
Sind Risikoanalagen zu hoch und zu schnell gestiegen?
Das schiere Ausmaß der Erholung in allen Crosses (mit Ausnahme von China und Kryptowährungen) lässt vermuten, dass die Märkte sich möglicherweise zu weit vorgewagt haben. Immerhin strafft die Fed ihre Geldpolitik auch weiterhin und die großen makroökonomischen Risiken bleiben aufgrund der immer noch sehr hohen Inflation weltweit auf einem erhöhten Niveau, ganz zu schweigen vom schleppenden Wachstum. In der kommenden Woche wird der Fed-Vorsitzende Jerome Powell am Mittwoch eine Rede halten, und auch sonst erwartet uns eine Flut von Wirtschaftsdaten. Sollte Powell die Entschlossenheit der Fed bekräftigen, die Inflation durch weitere Zinserhöhungen zu senken und noch einmal darauf hinweisen, dass ein oder zwei optimistischere Inflationszahlen nicht ausreichen, um die Arbeit der Fed als getan zu erklären, könnte das eine Erholung des Dollar bewirken.
Was hat den Kurs von GBP zu USD in die Höhe getrieben?
Die Erholung des GBP/USD über die 1,20-Marke wurde größtenteils durch den Rückgang des US-Dollars auf breiter Front unterstützt, da im Markt eine gewisse Erwartung besteht, dass der Höhepunkt der Inflation erreicht ist und die Fed ihre Zinserhöhungen verlangsamen und schließlich aussetzen wird.
Betrachtet man jedoch eine Reihe von GBP-Crosses, ist bei der britischen Währung in letzter Zeit ebenfalls eine gewisse relative Stärke festzustellen gewesen. Möglicherweise haben die Anleger das Gefühl, dass Premierminister Rishi Sunak entschlossener als sein Vorgänger versucht, die steigenden Kreditkosten in den Griff zu bekommen, wobei er auch entschlossen scheint, den Druck auf die angeschlagene Wirtschaft an mehreren Fronten zu mildern.
Warum ist die 200-Tage-Linie überhaupt so wichtig?
Die 200-Tage-Linie ist ein klassisches Maß für den langfristigen Trend. In den meisten Fällen neigen die Kurse dazu, sich nach Perioden übermäßiger, in die gleiche Richtung verlaufender Bewegungen, in Richtung dieser Linie zu bewegen.
Im Falle von GBP/USD ist die Neigung der 200-Tage-Linie negativ, was bedeutet, dass der langfristige Trend trotz der starken Erholung objektiv pessimistisch bleibt. Es besteht also immer die Gefahr, dass sich der längerfristige Abwärtstrend jederzeit wieder durchsetzen kann.
Man muss also unbedingt auf den kurzfristigen Charts Ausschau nach Anzeichen für eine rückläufige Trendwende halten, da wir uns einem solchen Auslöser im Bereich des Widerstand von 1,2200 nähern.
Allerdings bedeutet die 200-Tage-Linie nicht zwingend, dass sich der Trend umkehren wird. Wir müssen erst einmal ein bärisches Umkehrsignal sehen, bevor wir unsere Bärenkappen wieder hervorholen.
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