von Pinchas Cohen aus dem Englischen übersetzt
Der Börsentag von vor zwei Tagen verlief zunächst risikofreudig. Nach dem Bruch Katars mit der Koalition der benachbarten Golfstaaten allerdings avancierten Safe-Haven-Anlagen zu Helden, Aktien zu Bösewichten und Öl spielte das Lied vom Tod.
Der Schlusskurs in den USA lag vor zwei Tagen bei 47,40 $, an den weltweiten Börsen stieg der Preis um 20:00 Uhr EDT um 0,4 Prozent auf 47,58 $. Dann, innerhalb von nur zwei Minuten, zwischen 21:05 und 21:07 Uhr EDT, brach Öl um 0,7 Prozent auf ein Tief von 47,23 $ ein. Zwischen 21:07 und 21:12 Uhr rappelte sich der Rohstoff wieder auf. Zahlreiche Kontrakte wechselten ihre Besitzer.
Nach einer fünfminütigen Atempause und einer Erholung von mageren 0,17 Prozent wurde der Preis schließlich von Short-Positionen überwältigt und brach um 21:16 Uhr innerhalb von nur einer Minute um 0,38 Prozent ein. Der Tiefststand wurde um 22:24 Uhr mit 46,94 $ erreicht. Danach brauchte Öl zwei Stunden und elf Minuten, um bis 00:35 Uhr EDT 0,7 Prozent des nahezu einprozentigen Tagesverlusts auszugleichen.
Zu diesem Zeitpunkt stagnierte der Preis bis 02:04 Uhr und schnellte dann um 1,05 Prozent hoch. Die Trendwende brachte eine 0,75-prozentige Erholung, auf die ein erneuter Absturz um 1,4 Prozent auf 47,07 $ folgte. Dieser erfuhr infolge des extrem aufgestauten Preises keinen bullishen Widerstand.
Seitdem steigt der Preis wieder stetig, um 06:17 Uhr EDT lag er um 0,9 Prozent höher bei 47,50 $.
Zahlreiche Grundvariablen
Gegenwärtig beeinflussen selbst angesichts unterschiedlicher Einschätzungen der neuesten Entwicklungen am Golf zahlreiche Grundvariablen die Preisentwicklung von Öl: Es wird Lieferunterbrechungen geben; nein, wird es nicht; Die Krise wird OPEC destabilisieren; nein, wird sie nicht, weil Katar kein wichtiger Akteur ist; steigende US-Produktion wird die Bestände zum Überlaufen bringen; eine potenzielle Flaute der chinesischen Wirtschaft wird den Ölpreis weiter drücken. Wer weiß.
Wenn so viele Variablen berücksichtigt werden müssen, gibt es etwas, was wir mit Sicherheit sagen können?
Ausschlaggebend ist der Preis
Wir wissen von einem Augenblick auf den nächsten, wie sich der Markt verhalten wird. Dadurch erfahren wir die Summe des Marktangebots (potenzielle Verkäufer) und der Marktnachfrage (potenzielle Käufer). Die Signale sind Volatilität, Dynamik und Verlauf.
Seit der Preisspitze im März, nach dem Verpuffen der Trump-Reflation und infolge der abnehmenden Risikobereitschaft der Anleger, ging die Volatilität wieder zurück.
Der obige Öl-Volatilitätsindex zeigt eine Preisspitze im November, nach dem historischen Übereinkommen zu Produktionskürzungen zwischen OPEC-Staaten und unabhängigen Produzenten. Seitdem hat sich der Kurs, abgesehen von ein paar Versuchen am Anfang des Jahres, zu seiner Abwärtstrendlinie zurückzukehren, vollständig beruhigt.
Tatsächlich könnte der Preis in einem Rounding Bottom seinen Boden gefunden haben. Ein Anstieg über die schwarze Abwärtstrendlinie, die jetzt bei 40 liegt, wäre das erste Anzeichen für eine Kehrtwende. Ein Anstieg über die rote Widerstandslinie bei 44, dem Widerstand seit der OPEC-/NOPEC-Spitze, wäre das zweite Signal. Sollte Öl die 56-$-Marke erklimmen, wäre der Teufel los, denn dies wäre ein erneuter Test für die OPEC-/NOPEC-Spitze.
Der Dynamik folgen
Seit dem neuen OPEC-Deal am 25. Mai, bei dem der russische Vorschlag einer Option auf eine zusätzliche dreimonatige Verlängerung abgelehnt und keine tieferen Produktionseinschnitte beschlossen wurden, sank der Ölpreis um über 10 Prozent.
In dem obigen Fünf-Minuten-Diagramm lässt sich erkennen, wie die weiße Trendlinie mit einem abwärts neigenden symmetrischen Dreieck übereinstimmt. Ein symmetrisches Dreieck wird als ein Fortsetzungsmuster interpretiert, da sowohl das Angebot zu niedrigeren Preisen zu verkaufen bereit als auch die Nachfrage zu höheren Preisen zu kaufen bereit ist. Damit signalisieren beide Gruppen, dass sie auf ihrem Handelspfad bleiben möchten. Da dieses symmetrische Dreieck auf der Nachfrageseite viel steiler ist, deutet es auf größere Bereitschaft seitens der Verkäufer hin. Stellt also ein symmetrisches Dreieck ein Fortsetzungsmuster dar, selbst wenn beide Seiten des Dreiecks gleich steil verlaufen, dann hat dieses hier eine ausgeprägtere Angebotsseite und ähnelt damit eher einem bearishen Abwärtsdreieck.
Damit das Muster vervollständigt werden kann, bedarf es eines entscheidenden Durchbruchs, der von dieser Perspektive aus ein Durchbruch nach unten sein würde. Das würde auf eine Wiederaufnahme des Abwärtstrends, möglicherweise unter 46,75 $, hindeuten. Ein Durchbruch nach oben wäre gemäß diesem Winkel 47,75 $. Bedenken Sie, dass, sollte der Preis weiterhin über der Spitze stagnieren, sich die gesamte Wirksamkeit des Musters auflösen würde.
Ölhandel in Euro
Sollten Sie sich jedoch Sorgen machen, dass die Aussage von James Comey am Donnerstag zum Absturz des US-Dollars führen könnte, können Sie Öl auch in Euro handeln.
Gestern fiel der deutsche iShares STOXX Europe 600 Oil & Gas UCITS (DE:SXEPEX), der europäische Öl- und (DE:Gas)werte nachverfolgt, unter seinen Steigekanal und hat damit womöglich das berüchtigte Abwärtsdreieck vervollständigt. Ein Schlusskurs unter 30 wäre allerdings ein deutlicherer Durchbruch.
Beachten Sie die Nachfragespitze, die diesen Durchbruch begleitet hat. Sie ist sehr wichtig, da sie die Teilnahmewirkung des Preisrückgangs vorausberechnet. Sollte dies einbrechen, so läge die Zielimplikation gemäß der Musterhöhe bei 27.