Eine erneute Dollar-Schwäche, dovishe Zentralbanken und stärkere Daten aus China haben dazu geführt, dass sich einige der wichtigsten Rohstoffe wieder erholt haben. Doch nach einer kräftigen fünfmonatigen Rallye befanden sich die Gold- und Silberpreise verständlicherweise über weite Teile des September in einem Konsolidierungsmodus.
Bereitet sich das grauweiße Edelmetall jedoch auf einen weiteren Aufwärtsimpuls vor?
Die Federal Reserve, die Bank of Japan und die Bank of England signalisierten alle die Notwendigkeit, ihren jeweiligen geldpolitischen Kurs in den nächsten Jahren außerordentlich locker zu halten. Denn die Weltwirtschaft bemüht sich gegenwärtig um eine Erholung von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, die keine Anzeichen einer Abschwächung zeigt. Weltweit wurden bereits mehr als 30 Millionen Fälle gemeldet.
Darüber hinaus wollen die Zentralbanken jede Schwäche ausgleichen, die sich aus der Unsicherheit beispielsweise im Zusammenhang mit Brexit und den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen sowie aus anderen Risiken wie der Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China ergeben könnte.
Angesichts der Tatsache, dass diese Zentralbanken für die absehbare Zukunft Nullzinsen und den Kauf von Anleihen versprochen haben, konnten die Anleiherenditen zurückgehalten werden. Theoretisch sollte dies dazu beitragen, den Appetit auf renditelose Rohstoffe wie Gold und Silber aufrechtzuerhalten.
Entscheidend für Silber und andere auf Dollar lautende Metalle ist, dass der US-Dollar wieder zurückgegangen ist. Nach einer zweiwöchigen Erholung ist der Dollar-Index nun im Vergleich zur vergangenen Woche gesunken. Und klassische Safe-Haven-Währungen wie der Yen erholten sich in dieser Woche, was ein zusätzlicher bullischer Faktor ist, der zu berücksichtigen ist.
Inzwischen sind, wie bereits erwähnt, einige Rohstoffpreise in dieser Woche wieder gestiegen, was darauf hindeutet, dass Gold und Silber folgen könnten. Zu den Rohstoffen, die relative Stärke gezeigt haben, gehört Kupfer, das heute einen neuen Jahreshöchststand erreichte und sein höchstes Niveau seit Juni 2018 markierte. Auch die Ölpreise sind in dieser Woche nach ihrer zweiwöchigen starken Korrektur wieder in die Höhe geschnellt.
Allerdings erlebten nicht alle Rohstoffe eine erfolgreiche Woche, wie z.B. Erdgas, das aufgrund eines übermäßigen Angebots und schwacher Nachfrage einbrach. Aber wenn es nach Kupfer geht, dann könnte auch Silber - das wie das rote Metall viele industrielle Verwendungsmöglichkeiten hat - bald ein neues Jahreshoch erreichen.
Wie die Korrelationstabelle unten zeigt, neigt Silber in der Tat zu einer starken positiven Korrelation mit Kupfer und zu einer negativen Korrelation mit dem USD/JPY:
Auch aus der charttechnischen Sicht gestaltet sich das Bild vielversprechend. So hat Silber am Donnerstag auf Tagesbasis eine so genannte Hammer-Kerze ausgebildet, nachdem es auf eine solide Unterstützung bei 26,30 Dollar getroffen ist und sich erneut über die 21-Tage-Linie (EMA) erholen konnte:
Silber notierte zuletzt vor seinem gewaltigen Breakout im Mai unter der Glättung der letzten 21 Tage. Dieser gleitende Durchschnitt sollte daher genau beobachtet werden, sowohl von Silber-Bullen als auch von Silber-Bären. Der 21-Tage-Durchschnitt ist recht hilfreich, um die Richtung des kurzfristigen Trends objektiv zu bestimmen. Da sich Silber weiterhin über ihm hält, bleibt der Weg des geringsten Widerstands objektiv nach oben gerichtet, bis er endgültig durchbrochen wird.
Vor diesem Hintergrund könnte Silber, wenn es über seinen kurzfristigen Korrektur-Trend und Widerstand im Bereich von 27,40 bis 27,55 Dollar steigen und sich halten kann, den Weg für einen Run auf die alten Höchststände um 29,24 Dollar und dann 29,92 Dollar ebnen. Das große Kursziel wäre die psychologisch wichtige Marke von 30 Dollar, die zufällig knapp über dem diesjährigen Hoch liegt.
Wenn jedoch die 21-Tage-Linie bei Börsenschluss zum Abschuss freigegeben oder Silber zunächst unterhalb seiner bullischen Trendlinie schließt, dann würde in diesem Szenario die kurzfristige bullische Ausgangslage außer Kraft gesetzt. Folglich wäre mit einem Rückgang auf mindestens 25 Dollar zu rechnen, bevor Silber über die nächste Richtung entscheidet. Dies ist jedoch das Alternativszenario und nicht mein Basisszenario.
Der Artikel wurde exklusiv für Investing.com verfasst