Die jüngsten regulatorischen Ankündigungen der Regierung trafen den Markt unerwartet. Anleger sollten hierin jedoch nicht das Ende des Kapitalismus in China sehen, sondern die Änderungen vielmehr vor dem Hintergrund einer sich rasant wandelnden Technologielandschaft betrachten. Die Regulierungsbehörden sind zwar bestrebt, mit der Innovation Schritt zu halten, aber wir rechnen nicht in allen privaten Sektoren der „New Economy“ mit drastischen Eingriffen. Es darf nicht vergessen werden, dass die New Economy eine wichtige Rolle in Chinas Vision einer modernen, konsumorientierten Wirtschaft spielt. Wir stellen die Einschätzung der Experten von Aberdeen vor. Für Anleger gibt es bei Vontobel zwei spannende Basket-Zertifikate auf China-Aktien. Die WKNs lauten VP6CJ5 für den Solactive China Internet Performance-Index und VQ8SFS für den Vontobel China New Vision Index.
Auch der Privatsektor wird weiter entscheidend dazu beitragen, dass Chinas Wirtschaft innovativ bleibt und floriert und die Regierung ihr Ziel erreicht, das Land bis 2035 zu einer moderat prosperierenden Nation zu machen. China ist darauf angewiesen, dass seine Kapitalmärkte gut funktionieren, damit diese das Wachstum beflügeln. Wir halten die Marktreaktion auf die regulatorischen Maßnahmen für überzogen und aus den willkürlichen Verkäufen ergeben sich unseres Erachtens Anlagegelegenheiten. Unternehmen, die in der Lage sind, sich an das sich wandelnde regulatorische Umfeld anzupassen und an den politischen Zielen in Bereichen wie digitale Innovation, grüne Technologien, Zugang zu erschwinglicher Gesundheitsversorgung und bessere Sozialsysteme auszurichten, steht unseres Erachtens eine strahlende Zukunft bevor. Überdies dürften die Anleger ihren Fokus bei der bevorstehenden Berichtssaison wieder auf die zugrunde liegenden Stärken der Unternehmen verlagern, was unseren Engagements bei Qualitätsfirmen zugutekommen dürfte.
Wir haben fünf wesentliche Anlagethemen identifiziert, die 2022 in China wichtig werden.
Wachsende Nachfrage nach Premiumgütern und Luxuswaren
Unternehmen mit Konsumbezug dürften sich allgemein gut behaupten, da China eine unabhängige Wirtschaft anstrebt, die stärker auf den Binnenkonsum als die Exporte ausgerichtet ist. Wir glauben an den Premiumisierungstrend in China – wir sind davon überzeugt, dass die Urbanisierung und der wachsende Wohlstand der Mittelschicht die Nachfrage nach Premiumgütern und -dienstleistungen langfristig ankurbeln werden. Dies steht im Einklang mit dem Ziel Chinas, bis 2035 zu einer moderat wohlhabenden Nation zu avancieren. Wir haben unser Portfolio so positioniert, dass es vom anhaltenden Wachstum der Mittelschicht profitiert. Obschon die Regierung bestrebt ist, die grundlegenden Lebenshaltungskosten der breiten Bevölkerung einzudämmen, rechnen wir nicht damit, dass sie die Ermessensausgaben für hochwertige Güter und Dienstleistungen einschränken wird. Eine Ausnahme war die Reform des Bildungssektors, in deren Folge Nachhilfeanbieter keine Gewinne mehr erwirtschaften dürfen. Das regulatorische Risiko im Baijiu-Segment (Premium-Schnaps) schätzen wir weiter positiv ein, da der Wettbewerb im Sektor angesichts eines breiten Spektrums an Preissegmenten (d. h. kein Monopol) weiter stark ausfällt, bestehende Hersteller als „nationale Schätze“ durch die Politik geschützt scheinen und große Produzenten in einigen der ärmsten Provinzen Chinas (z. B. Guizhou) zu den größten Steuerzahlern zählen. Ultra-Luxusgüter (z. B. europäische Modemarken und Autos) könnten aufgrund des Drucks auf die Superreichen in China zwar in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies ist allerdings kein Schwerpunktbereich in unserem Portfolio.
Fortschreitende Digitalisierung
Dieses Thema steht im Einklang mit dem Streben der Regierung nach Unabhängigkeit und einer stärkeren Binnenwirtschaft sowie einer höheren Produktivität, niedrigeren Kosten, mehr Innovationen und einem stärkeren Wirtschaftswachstum. Unsere Engagements in diesem Sektor betreffen vor allem Titel mit Softwarebezug. Dank ihrer Marktkenntnisse und der Bevorzugung lokaler Anbieter in Segmenten wie Cybersicherheit und Cloud-Dienste genießen inländische chinesische Unternehmen Vorteile im Softwarebereich. Cybersicherheit und Datenschutz spielen auch im Hinblick auf die nationale Sicherheit eine wichtige Rolle, was den lokalen Markt und die Unabhängigkeit ebenfalls stärken dürften. Das Bewusstsein für Cybersicherheit ist in China zwar geringer als anderswo in der Welt und die diesbezüglichen Ausgaben sind niedriger, aber wir gehen davon aus, dass sich dies ändern wird. Wenn China weiter daran arbeiten will, zu einer digitalen Volkswirtschaft aufzusteigen, wird das Land vertikale Branchen digitalisieren müssen (z. B. Software-as-a-Service im Bausektor). Hersteller intelligenter Haushaltsgeräte scheinen dem Risiko regulatorischer Maßnahmen weniger stark ausgesetzt zu sein, wenngleich politische Schritte, die sich auf Wohneigentum oder die Transaktionsvolumina bei Immobilien auswirken, indirekt auch dieses Segment beeinflussen könnten.
Grüne Zukunft
Dieses Thema steht im Zusammenhang mit der Regierungspolitik in Bezug auf Dekarbonisierung und das Erreichen von Klimaneutralität bis 2060. China hat mit 90 % bei Solarkraft und 75 % bei Batterien den größten Anteil an den globalen Produktionskapazitäten für erneuerbare Energieerzeugung und -speicherung. Die Dekarbonisierungsmaßnahmen des Landes entsprechen überdies den Emissionsreduzierungszielen im Rest der Welt. Die Dekarbonisierung der Volkswirtschaften erfordert enorme Investitionen in die erneuerbare Energieerzeugung und -speicherung, wovon China profitieren dürfte. Andere Branchen werden ebenfalls zur Dekarbonisierung beitragen müssen, sodass wir mit höheren Investitionsausgaben für die Aufrüstung von Anlagen und die Verbesserung der Energieeffizienz rechnen. Zu unseren Engagements zählen Solar-Wafer-Produzenten, Komponentenhersteller, Anbieter von Batterien und dazugehörigen Bestandteilen, Firmen mit Bezug zur Automation und ein Unternehmen mit Fokus auf die Aufrüstung der Stromnetze für eine von erneuerbaren Energien geprägte Zukunft.
Flächendeckende Gesundheitsversorgung
Wir weisen eine Übergewichtung im Bereich Gesundheitsdienstleistungen auf, darunter Unternehmen, die innovative Research- und Dienstleistungen für klinische Studien bieten, welche dazu beitragen, dass hochwertige Behandlungsmöglichkeiten kostengünstig und rasch auf den Markt gebracht werden. Diese Engagements stehen auch im Einklang mit dem übergreifenden Ziel der Regierung, die Gesundheitsversorgung günstiger zu gestalten und jedermann zugänglich zu machen. Dieses Ziel stellt eine wichtige Säule des gemeinsamen Wohlstands dar. Es bestehen zusätzliche Anreize, für eine erschwinglichere und leichter zugängliche Gesundheitsversorgung zu sorgen, da sich China demografischen Herausforderungen wie einer rasch alternden Gesellschaft gegenübersieht. Wir sind auch bei einer Krankenhauskette für Augenheilkunde engagiert, die Privatpatienten diskretionäre Augenbehandlungen anbietet. Unseres Erachtens hält sich das regulatorische Risiko in diesem Bereich in Grenzen. Pharmaunternehmen sind untergewichtet, da sie aufgrund des Drucks auf die Medikamentenpreise einem höheren regulatorischen Risiko ausgesetzt sind. Die Verlagerung der Produktion und des Vertriebs von Gesundheitsausrüstung ins Inland ist ebenfalls ein Bereich, in dem wir Chancen erkennen.
Aufbau und Sicherung von Wohlstand
Dieses Thema steht im Einklang mit dem Ziel Chinas, bis 2035 ein moderat wohlhabendes Land zu werden. Der Finanzdienstleistungssektor spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Wohlstand aufzubauen und zu sichern. Unsere Engagements tragen zur Schaffung starker Finanz- und Kapitalmärkte bei. Dazu zählen Chinas qualitativ hochwertigste Verbraucherbank sowie Softwarefirmen, die die Weiterentwicklung der Kapitalmärkte (z. B. im Hinblick auf Trading und Portfoliomanagement) fördern. Die Nachfrage nach Versicherungsleistungen fällt in China verglichen mit dem Rest der Welt weiter niedrig aus. Daher erkennen wir einen umfangreichen adressierbaren Markt für Lebens- und Krankenversicherer, zumal die Bevölkerung rasch altert. Die jüngsten regulatorischen Maßnahmen gegen Online-Versicherer dürften Unternehmen höherer Qualität zugutekommen und den allgemeinen Standard in der Versicherungsbranche anheben.
Quelle: Aberdeen