China konterte Trumps Handelsbluff und erließ am Wochenende Vergeltungsmaßnahmen dafür, dass die USA Hongkongs Vorteile streichen wollen. Die betroffenen Rohstoffmärkte reagierten gelassen auf das Wechselspiel.
Nachdem Trump wochenlang behauptet hatte, er sei unglücklich darüber, dass China die USA mit Covid-19 lahmgelegt habe - und zuweilen geradezu drohte, sich von dem Phase-1-Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern, dessen er sich zuvor noch gerühmt hatte, zu verabschieden - beendete Trump seine Show am Freitag mit einer Ohrfeige für Peking wegen der Sicherheitsgesetze in Hongkong. Die Aktien an der Wall Street stiegen in einer Rallye der Erleichterung, ebenso wie Rohöl an der NYMEX.
Aber China war noch nicht fertig mit dem US-Präsidenten. Peking forderte staatliche Unternehmen am Wochenende auf, den Kauf von Sojabohnen und Schweinefleisch aus den USA stoppen, berichtete Reuters unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Chinesische Importeure haben nach Trumps Kommentaren am Freitag 10.000 bis 20.000 Tonnen an Aufträgen für US-Schweinefleisch storniert - das entspricht ausgehend von den letzten Monaten etwa einer Woche an Lieferungen - sagte eine der Quellen.
China ist bereit, die Einfuhr von weiteren landwirtschaftlichen Produkten aus den Vereinigten Staaten zu stoppen, wenn Washington neue Maßnahmen gegen Hongkong ergreift, so die Insider.
Laut einer der Quellen wurden auch umfangreiche staatliche Käufe von US-Mais und Baumwolle ausgesetzt, als Reaktion auf Trumps Drohung am Freitag, die Sonderrechte für Hongkong zur Bestrafung Pekings zu beseitigen.
China hat in diesem Jahr Sojabohnen, Mais, Weizen und Sojaöl aus den USA gekauft, um seine Verpflichtungen aus dem Handelsabkommen zu erfüllen. Peking kaufte auch mehr US-Schweinefleisch, nachdem die tödliche afrikanische Schweinepest seinen Schweinebestand dezimiert hatte.
Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete, dass China im ersten Quartal 2020 Sojabohnen im Wert von 1,028 Mrd. USD und Schweinefleisch im Wert von 691 Mio. USD gekauft habe.
China versprach, im Rahmen des initialen Handelsabkommens, das die beiden Länder im Januar unterzeichnet hatten, über einen Zeitraum von zwei Jahren im Vergleich zu 2017 zusätzliche US-Agrarprodukte im Wert von 32 Milliarden US-Dollar zu erwerben.
Falls Trump China erneut in die Mangel nehmen sollte, stellt China die Käufe ganz ein
Im schlimmsten Fall wird Peking, sollte Trump auch weiterhin China ins Visier nehmen, das Phase-Eins-Handelsabkommen aufkündigen müssen, sagte eine zweite Quelle, die mit den Planungen der Regierung in Peking vertraut ist.
"Es kann nicht sein, dass Peking Waren aus den USA kauft, wenn sie von Trump ständig angegriffen wird", erklärte der Insider.
Die Nachrichten haben die Märkte im Handel am Montag kaum irritieren können.
"Sollen wir uns auf eine weitere Folge im Handelskonflikt vorbereiten? Ich habe an diesem Punkt den Überblick verloren, welche es mittlerweile ist … die dritte, die sechste oder vielleicht die achte, sie alle beginnen sich ineinander zu verwischen", schrieb Dan Hueber vom Hueber Report in St. Charles, Illinois, in Bezug auf Trumps mehrfache Drohungen, mit harten Sanktionen zu reagieren, sollte China weiter mit harter Hand in Hongkong durchgreifen.
Hueber weiter:
"China hat bereits kommentiert, dass sie, wenn diese schwerwiegend sind, Vergeltungsmaßnahmen ergreifen werden, indem sie die Einkäufe aus den USA reduzieren, und es hat bereits die staatlichen Getreideunternehmen Cofco und Sinograin angewiesen, den Kauf von US-Agrarerzeugnissen auszusetzen".
"Natürlich hat niemand definiert, was 'schwerwiegend' bedeuten könnte, also müssen wir abwarten, wie sich das in den kommenden Tagen entwickelt".
Jeffrey Halley, ein leitender Marktanalyst bei OANDA in New York, hat ungefähr die gleiche These.
US-China Handelsdeal ist nicht in Gefahr
Chinas Anweisung an staatliche Handelsunternehmen, den Kauf von US-Sojabohnen und Schweinefleisch einzustellen, verursachte über Nacht nur eine Delle an den Märkten, weil "privaten Unternehmen nicht die gleichen Auflagen erteilt wurden", sagte Halley.
Und weiter:
"Und die Aktion, zusammen mit den PBOC-Fixings des USD/CNY Referenzkurses in letzter Zeit, scheinen eher ein Schuss vor den Bug der USA wegen Hongkong zu sein und keine unmittelbare Androhung eines Rückzugs aus dem Handelsabkommen zwischen den USA und China. So etwas würde in diesen schweren Zeiten natürlich niemandem helfen."
US-Sojabohnen-Futures am Chicago Board of Trade gaben am Montag um weniger als 0,5% nach und setzten damit ihre Verluste von 1,8% im Mai, 3,4% im April und 0,9% im März fort - die alle von der Pandemie verursacht wurden.
Am Dienstagmorgen stiegen die Soja-Futures im asiatischen Handel jedoch gerade genug, um in den grünen Bereich zurückzukehren.
"China ist in Südamerika nach wie vor ein sehr aktiver Käufer, auch wenn es seine Käufe von Sojabohnen hier in den USA erhöht hat. Daher entspricht die Gesamtabnahme aus den USA möglicherweise nicht ganz dem Handelsdeals", meinte Jack Scoville, Vizepräsident für Agrarrohstoffe bei der Price Futures Group aus Chicago, in seiner Montagsnotiz.
Scoville gehört zu denen, die die Geschichte, dass China den USA kein Soja mehr abnehmen will, nicht abkaufen.
"Die Preise in Brasilien sind für den Rest der Welt gestiegen, da die Sojabohnen für den Export knapp werden. China und der Rest der Welt werden daher nach zusätzlichen Lieferungen in die USA und Argentinien umsehen".
Auch technisch könnte US-Soja noch etwas mehr Aufwärtspotenzial bieten. Der technische Tagesausblick von Investing.com sieht CBOT-Sojabohnen für Juli bei 8,4238 USD den Scheffel am Dienstag als 'neutral' an. Bei einem Widerstand bei 8,6272 USD bleibt dem Kontrakt jedoch noch ein Spielraum von 20 Cent oder 2,4% nach oben.
CBOT-Futures auf mageres Schweinefleisch, die als Maß für die Schweinefleischkäufe aus China dienen, fielen am Montag um 4%, als der Handel mit dem Juni-Kontrakt begann
Dies setzte den Preisrückgang bei US-Schweinefleisch von fast 4% im Mai fort, der auf Bedenken hinsichtlich der Schließung von Fleischfabriken aufgrund von Covid-19-Ausbrüchen zurückzuführen war. CBOT-Schweine-Futures hatten sich tatsächlich erst vor einen Monat aus einem tiefen Preistal berappelt und sich im April um 13% erholt, nachdem sie im März aufgrund der Pandemie um 16% abgestürzt waren.
Zum Montagspreis von 55,30 Cent pro Pfund wurden CBOT-Futures auf mageres Schweinefleisch von Investing.com als "starker Verkauf" eingestuft. Mit einer maximalen Aufwärtsprognose von 58,22 für den Benchmark-Kontrakt für Juli hat der Markt jedoch kurzfristig noch ein Potenzial von 5%.
Selbst wenn magere Schweine in den nächsten Monaten billiger würden, könnte dies mehr mit der Verlagerung der US-Nachfrage und der Marktdynamik als mit China zu tun haben, sagte Scoville von der Price Futures Group.
"Der Rückstau bei Rindern und Schweinen wird in diesem Szenario langsam verschwinden und die Groß- und Einzelhandelspreise für Fleisch werden fallen“, sagte Scoville. "Das wird einige Zeit dauern, aber es beginnt sich abzuzeichnen."
Im Fall von Mais gaben die CBOT-Juli-Futures am Montag um 0,6% nach, bevor sie am Dienstag um 0,1% zulegten. Investing.com hat für Mais für Juli bei 3,2362 USD pro Scheffel eine "starken Kauf" Empfehlung stehen und den Maximalwiderstand bei 3,3609 USD. Das bedeutet ein Aufwärtspotenzial von für weiteren 12,47 Cent oder fast 4%.
Baumwolle sieht Investing.com mit 60,24 Cent pro Pfund beim Juli-Kontrakt ebenfalls als einen 'starken Kauf' bei einem maximalen Aufwärtspotential bis 64,47 Cent oder einen Anstieg um weitere 7%.