Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1205 (06:27 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1122 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 108,55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121,63. EUR-CHF oszilliert bei 1,0770.
China hat nicht nur die Corona-Lage im Griff!
Mit vergleichsweise geringeren Unterstützungsprogrammen kommt Chinas Wirtschaft wieder in Fahrt. In einzelnen Sektoren verläuft die Erholung "V"-förmig.
- Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor legte per Mai dynamisch von zuvor 44,4 auf 55,0 Punkte zu und markierte den höchsten Indexstand in der für uns verfügbaren Historie (Juni 2017).
- Per Berichtsmonat Mai stieg der Kfz-Absatz im Jahresvergleich um 11,7% (2,14 Mio. Kfz) nach zuvor 4,4%. Das waren die ersten Umsatzanstiege im Jahresvergleich seit zwei Jahren.
Wir freuen uns über die positiven Akzente, die China setzt. Sie sind grundsätzlich ein Indiz, dass ein ähnliches Bild auch vom Rest der Welt geliefert werden wird.
Die auf den Weg gebrachten oder noch zu bringenden Stabilisierungs- und Konjunkturprogramme werden meines Erachtens unterschätzt. Aktuell hat Russland ein Konjunkturprogramm in der Größenordnung von 65 Mrd. Euro auf den Weg gebracht. Berlin steht vor der Verabschiedung eines Programms in Höhe von circa 100 Mrd. Euro. Diese weitgehend weltweit homogen veranlassten Konjunkturprogramme müssen durch Unternehmensaktivität mit Leben versehen werden. Ergo ergeben sich daraus Skaleneffekte, die die Unternehmensergebnisse beflügeln werden.
"Food for thought!"
Messen mit zweierlei Maß!
Die so genannten westlichen Werte sind erstrebenswert. Sie stehen für Demokratie, für Freiheit, für Freizügigkeit, für Verantwortung und vor allen Dingen für Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Jurisdiktion, denn ohne Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Jurisdiktion sind alle anderen Fruchtstände der westlichen Werte mindestens gefährdet.
Für einen Staat, der für sich westliche Werte reklamiert, gilt dieses Modell nicht nur für die Innenpolitik, nein, sie gilt auch für das außenpolitische Auftreten. Alles andere wäre pure Schizophrenie.
Um sie muss auch in den westlich geprägten Staaten gerungen werden. Es reichen keine billigen Lippenbekenntnisse, die dann im aktiven Handeln sportlich ignoriert werden, denn dann wären die Werte doch nur Feigenblätter für eine Politik, die ganz andere Ziele verfolgte.
Einige Fragen an Sie, ich bin auf Antworten gespannt!
- Wer bricht internationale Regeln, internationale Verträge und/oder Vereinbarungen?
- Wer betreibt offen und verdeckt Regime-Change Politik?
- Wer greift in die Innenpolitik dritter Staaten ein, während gleichzeitig ausländische Einflussnahme im eigenen Land strafrechtlich verfolgt wird?
- Wer verfügt Sanktionen ohne rechtliche Basis?
- Wer ist berechenbar, wer ist unberechenbar?
- Wer konterkariert durch dieses Verhalten latent so genannte westliche Werte?
Wo stellt sich Kontinentaleuropa auf?
In Hongkong kritisierte der Westen massiv die Polizeigewalt bei den Unruhen. Diese Kritik fällt bezüglich der kritischeren Situation in den USA nahezu unter den Tisch. Hongkongs Regierungschefin warf ausländischen Regierungen vor, bei der nationalen Sicherheit mit zweierlei Maß zu messen.
O-Ton: "Sie sind sehr besorgt über ihre eigene Sicherheit, wenn es aber um die Sicherheit Hongkongs gehe, dann blickten ausländische Regierungsvertreter durch getönte Brillengläser. In den USA sehen wir, wie Unruhen durch die örtlichen Regierungen behandelt werden - und das verglichen mit der Position, die sie eingenommen haben, als es vergangenes Jahr in Hongkong fast dieselben Unruhen gab."
Mehr gibt es nicht zu sagen!
Messen mit zweierlei Maß steht im Widerspruch zu den westlichen Werten. Mehr noch werden diese Werte damit untergraben, ebenso der so genannte "moral highground", den der Westen für sich reklamiert.
Kontinentaleuropa ist gut beraten, eigene Wege und nicht Wege Dritter in der Außenpolitik zu verfolgen. Der Preis in der Ostpolitik (Ukraine/Russland) war bereits zu hoch …
Aktuelle Corona-Lage gemäß der Johns-Hopkins-Universität:
Wir weisen darauf hin, dass die Darstellung der Johns-Hopkins-Universität lediglich eine Annäherung an die reale Lage liefert.
Das Thema der Exit-Strategien aus den Extremmaßnahmen bestimmt das Bild. Das gilt vor allen für die Länder, in denen sich Entspannungen ergeben. Es gilt aber auch für Länder, die noch von Verspannung geprägt sind. Zwischen den Zeilen wird daran deutlich, dass das Risikopotential von Covid-19 seitens der Politik als weniger dramatisch eingestuft wird.
In Asien setzt sich die Entspannung (und die wirtschaftliche Erholung) fort. In China liegen 123 akute Infektionen vor. In Südkorea stellt sich die Zahl auf 850. In Japan liegt sie bei 1.350. In Singapur sind es noch 12.637.
In Kontinentaleuropa ist die Lage stabil. Einige Länder liefern keine aktuellen Genesungszahlen laut Johns-Hopkins, so dass wir uns hier nur auf die Länder fokussieren, die ihren Aufgaben nachkommen. In Deutschland liegt die Zahl der akuten Infektionen bei 8.707. Österreich liegt bei 461 Fällen. Die Schweiz bringt es auf 454. In Italien sind es noch 39.893. Irritierend sind die Genesungszahlen aus den Niederlanden (180!), Belgien, Spanien, Frankreich und Schweden (0!).
Die Problemländer sind weiter die USA (1.261.772), das UK (238.732), Brasilien (300.546) und Russland (231.553).
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Nationale Arbeitsmarktdaten ermutigend
In Österreich sank die Arbeitslosenquote per Berichtsmonat Mai von zuvor 12,80% auf 11,50%. In Portugal stieg die Arbeitslosenquote per April von zuvor 6,20% (revidiert von 6,40%) auf 6,30%.
USA: Indikationen zweischneidig
Der ISM New York Business Conditions Index legte per Berichtsmonat Mai von zuvor 4,3 auf 19,5 Punkte zu. Der Redbook Index (ältester Einzelhandelsindex (stationärer Handel) sank in der Berichtswoche per 30. Mai im Monatsvergleich um 1,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 7,2% nach zuvor -5,5%.
Japan: "Turnaround" bezüglich Dynamik
Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor stieg per Berichtsmonat Mai von zuvor 21,5 auf 26,5 Zähler.
China: Das sieht "V"-förmig aus!
Der von Caixin ermittelte PMI für den Dienstleistungssektor legte per Mai dynamisch von zuvor 44,4 auf 55,0 Punkte zu und markierte den höchsten Indexstand in der für uns verfügbaren Historie (Juni 2017).
Australien: Widerstandsfähige Wirtschaft
Das BIP sank per 1. Quartal im Quartalsvergleich um 0,3% (Prognose -0,3%) nach zuvor +0,5%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,4% nach zuvor 2,2%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0620 - 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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