Letzte Woche waren die Folgen des Coronavirus auf die Märkte größtenteils spekulativ.
Es fehlte an Informationen über die Krankheit selbst - wie schnell sie sich ausbreiten würde, wie tödlich sie sein würde, wie viele Menschen infiziert sein würden und welches Ausmaß die Quarantäne erreichen würde.
Spekulationen schossen dennoch ins Kraut. Das Ergebnis: Investoren konnten die Auswirkungen auf die Ölpreise, die Weltwirtschaft und speziell die chinesische Wirtschaft nicht genau abschätzen - insbesondere dessen Arbeitskräfte, Produktion und Transportwesen.
In den kommenden Tagen und Wochen werden konkretere Daten zur Konjunktur im Schatten des Ausbruchs hereinkommen.
Nachfolgend finden Sie eine Aufschlüsselung der bekannten Auswirkungen des Virus auf die Ölmärkte:
SARS-Vergleiche
Viele Investoren und Analysten haben Vergleiche mit dem SARS-Ausbruch im Jahr 2003 angestellt. Die Märkte gingen zurück, als das Virus im Jahr 2003 auftrat, und so auch die Märkte in 2020 - sowohl Aktien als auch die Ölpreise - sind abgetaucht.
Der Vergleich ist nicht belastbar in der Darstellung des Einflusses eines Ausbruchs auf das globale Wirtschaftswachstum. Da der SARS-Ausbruch in China mit der US-Invasion im Irak zusammenfiel, ist es schwierig, die beiden Hauptereignisse voneinander zu trennen.
Chinas Wirtschaft hat sich seit dem SARS-Ausbruch 2003 gewandelt und die Nation scheint heute verantwortungsbewusster auf das Coronavirus zu reagieren. Die Ausbrüche ereigneten sich ebenfalls zu verschiedenen Jahreszeiten.
Schon angeschlagenen Branchen
Mehr als eine Woche nach den ersten öffentlichen Berichten über den Ausbruch beginnen sich die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und die Ölnachfrage zu zeigen. Das Coronavirus wird sich nachteilig auf Fluggesellschaften und den Preis von Kerosin auswirken.
United Airlines (NASDAQ:UAL), Air Canada (TSX:AC), American Airlines (NASDAQ:AAL), Lufthansa (DE:LHAG), British Airways (OTC:BABWF) und Cathay Pacific Airways (OTC:CPCAY) haben alle ihre Flugpläne nach China geändert.
Einige setzen Flüge zwischen China und Nordamerika oder Europa für einen Zeitraum von mehreren Wochen aus. Andere reduzieren ihre Fluglast. Langstreckenflüge zwischen Asien und den USA oder Westeuropa verbrauchen viel Kerosin.
Zum Beispiel: Bei einem Einwegflug zwischen Los Angeles und Tokio werden ungefähr 9.500 Gallonen Düsentreibstoff verbraucht, was ungefähr 226 Fass entspricht. In den kommenden Tagen werden möglicherweise weitere Fluggesellschaften Flüge nach China streichen und Fluggesellschaften innerhalb Chinas haben bereits damit begonnen, Verbindungen einzustellen.
Langzeitsorgen wachsen, OPEC versucht mitzuhalten
Die größere Sorge unter den Händlern ist, dass das Virus zu einem allgemeinen und anhaltenden Rückgang der Wirtschaftstätigkeit in China und möglicherweise in anderen Teilen der Welt führen wird.
Die Auswirkungen des Coronavirus auf die weltweite Rohölnachfrage geben der OPEC klar Anlass zur Sorge.
OPEC und ihre OPEC+-Partner glaubten, mit ihren neuen Produktionskürzungen im ersten Quartal hätten sie das Problem der schwachen Nachfrage im Q1 und Q2 gelöst. Die Mitglieder diskutierten bereits darüber, auf das geplante März-Treffen zu verzichten und einigten sich darauf, diese Kürzungen bis Juni zu verlängern. Dann ließen die Ängste vor dem Coronavirus die Ölpreise in der vergangenen Woche und in dieser Woche einbrechen.
In einem Schachzug, der nach Verzweiflung riecht, kündigte Algerien, das derzeit seine einjährige Amtszeit als OPEC-Präsident ausübt, an, dass die OPEC erwägt die März-Sitzung auf Februar zu verlegen.
Viele Anleger fragen sich daher, ob die OPEC in Panik gerät. Der saudische Ölminister sagte vor einigen Tagen, dass sie die Ölmärkte „genau beobachten“, was vergleichsweise zurückhaltend war. Es ist unklar, wie ein überstürztes OPEC+-Treffen zur Stabilisierung der Preise beitragen würde, da die OPEC+ mit ihren jüngsten Produktionskürzungen kaum die Preise erhöhen konnte, obwohl eine Million Fass Öl aus Libyen derzeit am Markt zusätzlich fehlen.
Wenn das Coronavirus in den kommenden Wochen und Monaten die Händler weiterhin verschreckt, sollten die Ölhändler ihre Geologen-Freunde gegen Epidemiologen eintauschen.