- Bei reiner Betrachtung des Unternehmens ist die Story von CrowdStrike eine der attraktivsten auf dem Markt
- Selbst nach dem starken Kurseinbruch ist die Bewertung aber auch weiterhin problematisch
- Die Anleger sind lange geduldig geblieben, man muss sich aber fragen, ob das so bleibt
Als Unternehmen hat CrowdStrike (NASDAQ:CRWD) alles, was sich ein Investor nur wünschen kann. Das Unternehmen für Cloud-Workloads und Endpunktsicherheit verfügt über eine attraktive Struktur, wachsende Endmärkte und das Potenzial für solide Gewinnmargen in der Zukunft.
Als Aktie scheint das in Texas ansässige Unternehmen jedoch immer noch als eine etwas riskante Wahl, insbesondere in einem Markt, der plötzlich Rentabilität gegenüber Wachstum bevorzugt. Die bereinigten Zahlen von CrowdStrike deuten auf ein positives Ergebnis in diesem Jahr hin, allerdings liegt das in erster Linie an der Art der Bereinigung.
In den letzten Monaten haben sich die Anleger mehr auf das Geschäft als auf die Bewertung konzentriert: CRWD hat seit dem 1. Juni 6 % zugelegt, während der technologielastige Nasdaq 100 um 12 % gefallen ist.
Die Robustheit der Aktie folgt sicherlich einer gewissen Logik. Es ist jedoch fraglich, wie lange CrowdStrike diese Art von Bewertung in einem derartigen Markt halten kann, ganz gleich, wie beeindruckend das Geschäft auch sein mag. So gesehen gibt es auch für langfristig orientierte Investoren kaum einen Grund für einen überstürzten Einstieg.
Das Problem der Bewertung
Ein Abverkauf von 41 % gegenüber der Allzeithochs vom November könnte CRWD "billig" erscheinen lassen. Das ist aber einfach nicht der Fall.
Höhere Kurse in der Vergangenheit bedeuten ja nicht unbedingt, dass niedrigere aktuelle Kurse "besser" sind. Und es ist mittlerweile klar, dass die Anleger im November bereit waren, teurer, wohl zu teuer, für Wachstum zu bezahlen. In einem normalisierten Zinsumfeld gibt es eine derartige Nachfrage nicht.
Und selbst wenn ein Anleger die Entwicklung der Vergangenheit einbeziehen möchte, ist es erwähnenswert, dass sich CrowdStrike seit 2020 verdreifacht hat.
Zur Bewertung ist es jedoch am logischsten, sich die Fundamentaldaten und die Jahresprognose von CrowdStrike anzusehen. Die Prognose des Unternehmens wurde nach der Vorlage der Q2-Zahlen Ende August angehoben. CrowdStrike erwartet nun für das Gesamtjahr einen Umsatz von etwa 2,23 Mrd. USD und einen bereinigten Gewinn pro Aktie zwischen 1,31 und 1,33 USD.
Mit einer Netto-Liquidität von rund 6 USD pro Aktie in der Bilanz verfügt CrowdStrike über einen Unternehmenswert von knapp 40 Mrd. USD. Die Aktie wird also mit dem 18-fachen des diesjährigen Umsatzes und dem 125-fachen des bereinigten Gewinns pro Aktie für dieses Jahr gehandelt.
Aber selbst diese letztere Zahl gibt noch kein vollständiges Bild. Wie die meisten Tech-Unternehmen weist auch CrowdStrike aktienbasierte Vergütungen in den bereinigten Zahlen nicht aus. Diese Vergütungen sind beträchtlich: sie betreffen fast 23 % der Einnahmen in der ersten Hälfte dieses Jahres. Hinzu kommt, dass die Ausgabe von Aktien ein tatsächlicher Aufwand ist - und CrowdStrike bleibt unrentabel.
Selbst in diesem Markt ist die Tatsache, dass CrowdStrike auf dieser Basis unrentabel ist, nicht sofort ein Verkaufsargument für die Aktie. Dennoch ist eine Bewertung von 40 Mrd. USD bei einem Unternehmen, das immer noch Geld verliert, auch wenn es keine Liquidität verbrennt, etwas, das man häufiger in einem Aufwärtsmarkt als in einem Abwärtsmarkt sieht.
Ein beeindruckendes Geschäft
Wie gesagt, selbst in diesem Bärenmarkt waren die Anleger bereit, diese Bewertung aufrechtzuerhalten. Und wenn man nur das Unternehmen an sich betrachtet, ist es leicht zu verstehen, warum. Fast jeder Aspekt von CrowdStrike erfüllt die Erwartungen, die Investoren an ein börsennotiertes Unternehmen stellen.
Der Sektor Cybersicherheit ist sehr beliebt. Er hat im Laufe der Jahre eine Reihe großer Gewinner hervorgebracht: Palo Alto Networks (NASDAQ:PANW) beispielsweise hat seit dem Börsengang vor etwas mehr als zehn Jahren eine Rendite von 860 % erzielt. Die Software-Märkte sind extrem defensiv - heutzutage können Unternehmen ihre Ausgaben für Cybersicherheit nicht kürzen, geschweige denn eliminieren. Selbst wenn in vielen Unternehmen der Gürtel enger geschnallt wird, bleibt die Branche "immun gegen makroökonomischen Gegenwind", wie es ein Analyst formulierte.
CrowdStrike wird mit den Worten eines anderen Analysten zunehmend zum "Goldstandard" für den Sektor. CrowdStrike war das erste Unternehmen, das seine gesamte Plattform in der Cloud aufgebaut hat. Auf diese Weise ließ sich der schwierige und kostspielige Übergang von “physisch am Standort“ befindlichen Geräten vermeiden, der einigen älteren Unternehmen zum Verhängnis wurde.
Die Art des Cloud-Geschäfts ist auch wirtschaftlich attraktiv. Sobald eine Plattform wie Falcon von CrowdStrike aufgebaut ist, sind zusätzliche Nutzer und Konten außerordentlich profitabel: Die meiste Arbeit ist bereits erledigt. Die Gewinnmargen steigen daher schnell an, ein Grund, warum Investoren bereit sind, so hohe Multiplikatoren für cloudbasierte Softwareangebote aller Art zu zahlen.
Nochmals: Abgesehen von der Bewertung ist CrowdStrike eine der besten Unternehmensstories auf dem Markt. Es ist genau die Art von Unternehmen, die Investoren besitzen wollen und für die sie bereit sein sollten, viel Geld zu bezahlen.
Ja, die Aktie ist drastisch gefallen, aber bei einer Bewertung von 40 Mrd. USD sind noch immer viele der guten Nachrichten bereits im Kurs berücksichtigt. Insofern lohnt es sich vielleicht, die Füße weiter stillzuhalten und abzuwarten, ob die Bewertung bei gleichbleibenden langfristigen Aussichten weiter nachgeben kann. Die Frage ist letztlich, welchen Preis man für CrowdStrike zahlen sollte.
Offenlegung: Vince Martin hält bei Redaktionsschluss keine Positionen in hier besprochenen Wertpapieren.