von Robert Zach
Der Goldpreis sitzt in der Klemme. Sollte man meinen. Denn das gelbe Metall verlor vom Jahreshoch bereits mehr als 100 Dollar an Wert. Zudem unterschritt es jüngst den langfristigen Aufwärtstrend bei 1.270 Dollar. Eigentlich Grund genug, um eine sich fortsetzende Schwächeentwicklung in 2018 zu erwarten; aber weit gefehlt. Denn Hoffnung gibt ein seit 2011 immer wiederkehrendes Handelsmuster.
Seit 2011 erfolgt regelmäßig nach der letzten Fed-Sitzung im Dezember eine Bodenbildung im Goldpreis. Das führt im Folgejahr in schöner Regelmäßigkeit zu einer steilen Erholungsbewegung, die häufig bis zur Jahresmitte reicht. Auch dieses Mal könnte es so laufen. Denn der Goldpreis scheint vorläufig den Boden gefunden zu haben. Voraussetzung dafür ist aber ein Tagesschlusskurs oberhalb des o.g. Aufwärtstrends.
Zwar bleibt die Risikobereitschaft der Investoren recht hoch, was auch das so genannte Angstbarometer VIX widerspiegelt, das unter 10 Punkten notiert. Zugleich befinden sich die amerikanischen Aktienmärkte wieder auf Rekordjagd. Donald Trump sei dank. Aber die Investoren scheinen derzeit die politischen Risiken, die im kommenden Jahr auf uns zu rollen, noch nicht diskontiert zu haben.
Wenn ich von politischen Risiken spreche, dann meine in in erster Linie die Wahl in Italien, die im Frühjahr 2018 stattfinden wird. Bis spätestens Mai muss dort das Parlament stehen. Den jüngsten Umfragen zufolge droht Europa dabei erneut eine Belastungsprobe. Denn die Sozialdemokraten liegen deutlich hinter der von Beppe Grillo angeführten Fünf-Sterne-Bewegung. Und somit sieht sich Europa zum wiederholten Mal dem Aufstieg der populistischen und nationalistischen Politikern gegenüber.
Aber auch der schwellende Konflikt in Nordkorea dürfte in 2018 für Furore sorgen. Außerdem hat Deutschland noch immer keine neue Regierung gebildet. Das trägt nicht gerade zur Stabilität Europas bei. Aus solch einem Stoff entspring in der Regel eine dynamische Goldpreiserholung.
Aber auch die groß angekündigte US-Steuerreform birgt Nebenwirkungen. Sie soll Unternehmensinvestitionen fördern, Arbeitsplätze schaffen, Löhne steigern, den Konsum ankurbeln und damit auch die Inflation anheizen. Ein dynamischer Preisanstieg wäre ein klares Zeichen für eine Goldpreiserholung. Denn beides ist eng miteinander verknüpft.
Dann wäre da noch die im vierten Quartal regelmäßig hochschnellende Nachfrage nach Gold in Indien und China, die für das sich wiederholende Szenario eines Goldpreisanstiegs spricht.
Angesichts der politischen Risiken, der drohenden Inflation und der hohen Goldnachfrage aus Indien und China, sind Investoren gut beraten, wenn sie ihr Portfolio im kommenden Jahr mit Gold diversifizieren. Als Alternative zu einem Investment in Gold bieten sich auch inflationsgeschützte Anleihen an.