Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1894 (06:34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1849 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105,67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125,68. EUR-CHF oszilliert bei 1,0785.
Am Finanzmarkt gab es zuletzt heterogene Entwicklungen. Während US-Aktienmärkte an Boden gewannen, sah das Bild in Europa und Asien verhalten aus, obwohl beide Regionen mit überraschend positiven Datensätzen und Nachrichten reüssierten.
In China waren es einmal mehr die Konjunkturdaten. Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und urbane Investitionstätigkeit setzten per August unerwartet positive Akzente (siehe Datenpotpourri).
Das zeitnah wahrscheinlicher werdende Investitionsschutzabkommen zwischen China und der EU eröffnet auf beiden Seiten erhöhtes wirtschaftliches Potential. Der Einsatz der Kunst der Diplomatie hat grundsätzlich bessere Erfolge aufzuweisen als stumpfe Eskalationspolitik.
Die Industrieproduktionsdaten der Eurozone (siehe Datenpotpourri) setzten einen positiven Akzent.
Weitere Nachrichten aus dem Wirtschaftsumfeld der Eurozone generierten ein positives Grundrauschen:
- 1. Frankreichs Zentralbank erwartet eine schnellere Konjunkturerholung als bisher erwartet. Das BIP soll jetzt per 2020 „nur“ noch um 8,7% sinken. Zuvor klag die Prognose bei -10,3%.
- 2. Die deutsche Logistikwirtschaft setzt trotz offener Fragen auf eine V-förmige Erholung. Der diesbezügliche Geschäftsklimaindex (IFO, BVL) legte den 4. Monat in Folge zu.
In Kontinentaleuropa belasten derzeit maßgeblich zwei Faktoren:
- 1. Die Bemühungen der britischen Regierung, ihren Kredit durch Bruch internationalen Rechts zu verspielen, belasten Gesamteuropa. Die beachtlichen Schäden bezüglich des Rufes als auch die Schäden pekuniärer Art, die das Brexit-Drama des UK seit 2016 durch Lügengebäude als auch rüpelhaftes und unprofessionelles Verhalten seit 2016 Gesamteuropa beschert, sind markant und sollten in Kontinentaleuropa bezüglich des zukünftigen Umgangs mit der politischen Klasse des UK nicht ausgeblendet werden. Handeln hat bekanntlich Konsequenzen.
- 2. Die höhere Bewertung des Euros, die Ausdruck von Kapitalströmen in die Eurozone ist, findet ihren Weg offensichtlich nicht an die Aktienmärkte.
Die Währungen ohne Fehl und Tadel, wir reden von Gold und Silber, erfreuten sich in den letzten 24 Stunden regen Zuspruchs. Es ist immer wieder erstaunlich, dass bei den obwaltenden Krisenpotpourris in dieser Welt die Erkenntnisse über diese beiden untadeligen Allokationsmöglichkeiten im Mainstream unausgeprägt scheinen. Gut, Warren Buffett hat sich bereits ein wenig bewegt, wann der Rest?
Miteinander reden ist besser als übereinander zu reden (Kunst der Diplomatie)
Konfrontationspolitik mit der Folge von Sprachlosigkeit, wie nach Ausbruch der Ukrainekrise gegenüber Russland durch Abbruch nahezu aller diplomatischen Kanäle durch den Westen, ist Eskalationspolitik und hat wenig mit der Kunst der Diplomatie zu tun.
Im Fall China bedient sich die EU der Kunst der Diplomatie trotz vieler offener Problemstellungen aus europäischer Sichtweise. Das ist begrüßenswert. Der Fruchtstand möglicher Annäherung als Folge des diplomatischen Umgangs steht im Raum.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Kanzlerin Merkel zeigten sich nach dem Videogipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi zuversichtlich, dass die EU und China ein Investitionsschutzabkommen abschließen können. Es hätte erhebliche Fortschritte gegeben.
Das beträfe die Bereiche des Verhaltens der chinesischen Staatsunternehmen, den erzwungenen Technologietransfer sowie die Transparenz bei staatlichen Subventionen für Firmen. Unklar ist, ob einen Einigung noch vor Jahresende erreicht werden kann.
Kanzlerin Merkel betonte, dass ein EU-China-Abkommen zum Schutz gegenseitiger Investitionen nicht gegen die USA gerichtet sei. Die USA verhandelten selbst mit China.
Von der Leyen sagte, man habe Präsident Xi verdeutlicht, dass kontinentaleuropäische Firmen dieselben Vorteile haben müssten wie China das amerikanischen Unternehmen zugesagt habe.
Kanzlerin Merkel betonte die Notwendigkeit, mit China trotz aller Differenzen einen strategischen Dialog zu führen.
Dem stimmen wir umfänglich zu. Augenhöhe, nicht Unterordnung, ist der Anspruch, den die Bürger der EU nicht nur gegenüber China von der politischen Führung der EU und den Ländern der EU erwarten dürfen und müssen.
Fazit: Gestern war ein guter Tag für Annäherungen zwischen der EU und China!
Datenpotpourri der letzten 24 Stunden:
Eurozone: Produktionsdaten besser als erwartet
Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 4,1% (Prognose 4,0%) nach zuvor 9,5% (revidiert von 9,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 7,7% (Prognose -8,2%) nach zuvor -12,0% (revidiert von -12,3%).
China: Erneut starke Daten
Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich per August um 5,6% (Prognose 5,1%) nach zuvor 4,8%. Im Jahresablauf Januar bis August kam es zu einer Zunahme (J) um 0,4% nach zuvor -0,4%.
Die Einzelhandelsumsätze nahmen erstmalig im Jahresvergleich per August seit Dezember 2019 zu. Der Anstieg lag bei 0,50% nach zuvor -1,1%. Im Jahresablauf Januar bis August ergab sich ein Rückgang (J) um 9,21% nach zuvor -10,44%.
Die urbane Investitionstätigkeit verzeichnete per August im Jahresvergleich einen Rückgang um 0,3% (Prognose -0,4%) nach zuvor -1,6%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1620 – 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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