Jahresausklang mit Rekorden: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen, verkürzten Handelswoche zugelegt und einige neue Rekordstände verzeichnet. Am Montag und Dienstag trieben die Einigung auf ein Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien sowie die Verabschiedung eines Konjunkturpakets in den USA die Kurse. Zusätzliche Unterstützung kam von den Erwartungen an die begonnenen beziehungsweise beginnenden Impfungen gegen das Corona-Virus in vielen Ländern. Nachdem die Pandemie den größten Teil des Jahres die Märkte beherrscht hatte, behielt damit zu Jahresschluss die Hoffnung auf deren Überwindung die Oberhand. Zwar realisierten auch etliche Anleger in den letzten Handelstagen des Jahres Gewinne, eine positive Wochenbilanz verhinderte dies aber nicht. Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl für die Südseiten der Börse München vor.
Jahresausklang mit Rekorden
Der Deutsche Aktienindex (Dax) übersprang am Montag erstmals die Marke von 13.800 Punkten, am Dienstag fiel die 3.900-Zähler-Marke, der neue Höchststand liegt nun bei gut 13.903 Punkten. Am Mittwoch schloss der Dax dann bei 13.718,78 Zählern, im Vergleich zu seinem Endstand vor Heilig Abend ein Plus von 1,0 Prozent. Auf Jahressicht bedeutete dies im Corona-Jahr 2020 – nach einem zeitweiligen Einbruch um rund 40 Prozent – einen Zuwachs um rund 3,5 Prozent. Größte Indexgewinner des Jahres mit einem Kursplus von fast 80 Prozent waren Delivery Hero (DE:DHER), die erst im August in den Dax aufgestiegen waren – sie ersetzen hier Wirecard (DE:WDIG) nach dessen vorangegangenem Bilanzskandal. Am Ende der Jahresverliererliste standen die Titel von Bayer (DE:BAYGN) mit einem Minus von über 30 Prozent. Der MDax markierte in der vergangenen Handelswoche bei über 31.000 Punkten ebenfalls ein neues Rekordhoch, das Jahr beendete er bei 30.796,26 Zählern – ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber der Vorwoche und von beinahe 9 Prozent gegenüber Jahresbeginn. Der TecDax stieg um 0,9 Prozent im Wochen- beziehungsweise knapp 7 Prozent im Jahresvergleich auf 3.212,77 Punkte. Der m:access All-Share, der in der vergangenen Handelswoche ebenfalls ein neues Rekordhoch verzeichnete, verbesserte sich gegenüber der Vorwoche um 2,3 Prozent auf 2.870,94 Zähler. Auf Jahressicht gewann er über 9 Prozent.
Anleihen weiter ohne klare Richtung
Die deutschen Anleihemärkte haben sich in der vergangenen Woche erneut ohne eindeutige Tendenz präsentiert. Die Umsätze hielten sich in engen Grenzen, der Handel zwischen den Jahren verlief ruhig. Die zeitweilig sehr gute Stimmung an den Aktienmärkten drückte etwas auf die Kurse der als sicher geltenden Bundespapiere. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe sank gegenüber der Vorwoche von -0,55 auf -0,58 Prozent. Die Umlaufrendite dagegen stieg von -0,60 auf -0,56 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte die zehnjährige Bundesanleihe mit -0,29 Prozent rentiert, die Umlaufrendite lag bei -0,30 Prozent.
Rekorde auch in den USA
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche alte Rekordstände überboten und Gewinn verzeichnet. Der Dow-Jones-Index gewann gegenüber dem Donnerstag der Vorwoche 1,3 Prozent auf 30.606,48 Punkte, im Gesamtjahr 2020 stieg er um rund 7 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500-Index beendete 2020 bei 3.756,07 Zähler, was einen Gewinn von 1,4 Prozent gegenüber der Vorwoche und von über 16 Prozent auf Jahressicht bedeutete. Der technologielastige Nasdaq-100 verbesserte sich gegenüber der Vorwoche um 1,4 Prozent auf 12.888,28 Punkte. Im Jahresvergleich war dies ein Plus von über 46 Prozent.
Frühe Zurückhaltung
Trotz der Rekorde zu Ende 2020 geben sich die meisten Beobachter zurückhaltend, wenn es um die erste Handelswoche des neuen Jahres an den deutschen Aktienbörsen geht. Einiges sei durch die jüngsten Kurssteigerungen vorweggenommen worden, die Hoffnungen auf die Corona-Impfungen und die Erleichterung über das Handelsabkommen mit Großbritannien könnten weitgehend eingepreist sein, heißt es. Zudem sind die Corona-Infektionszahlen weiter hoch und eine Verlängerung des Lockdowns in Deutschland scheint wahrscheinlich. Auch für das Gesamtjahr 2021 dürfte die Pandemie eine bedeutende Rolle spielen, denn bis zur Rückkehr zu einer weitgehenden Normalität dürfte noch einige Zeit vergehen. Dies dürfte sich auch in den Konjunkturdaten niederschlagen.
Virusfolgen werden sichtbar
Wie sehr das Virus und die Folgen zuletzt die Wirtschaft beeinträchtigt haben, dürfte aus den in den kommenden Tagen anstehenden Konjunkturzahlen hervorgehen. Hier stehen neben den Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks vor allem die US-Arbeitsmarktzahlen im Fokus. Allerdings müssen die Anleger hier auch auf ein schwächeres Ausfallen nicht unbedingt negativ reagieren, erhöht ein solches doch die Chancen auf zusätzliche Hilfen durch Geldpolitik oder staatliche Maßnahmen. Hierzulande dürften die Marktteilnehmer unter anderem auf die Industrieproduktion und die Werksaufträge achten. Daneben werden Inflationszahlen erwartet. Solche könnten nach Einschätzung einiger Analysten im weiteren Jahresverlauf an Bedeutung gewinnen, da sich die anhaltend sehr lockere Geldpolitik nach deren Meinung bei einer Erholung der Wirtschaft in steigenden Inflationsraten niederschlagen wird.
Für die kommenden Tage wie auch für die darauffolgenden Wochen rechnen jedenfalls viele Marktteilnehmer mit einer unverändert hohen Schwankungsanfälligkeit. In der aktuellen Woche könnte die dadurch verstärkt werden, dass etliche Investoren noch in den Ferien weilen und geringere Handelsumsätze Kursschwankungen begünstigen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
- Dienstag, 05.01.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Arbeitslosenzahlen für Deutschland; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA
- Mittwoch, 06.01. (Feiertag Heilige Drei Könige, Börsenhandel findet statt): Verbraucherpreise in Deutschland; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); Protokoll der vergangenen Sitzung der US-Notenbank; Werksaufträge in den USA; Markit PMI Dienstleistungsindex (USA);
- Donnerstag, 07.01.: Werksaufträge in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Verbraucherpreise in der Eurozone; Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; ISM-Dienstleistungsindex (USA); Handelsbilanz der USA
- Freitag, 08.01.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz Deutschlands; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; US-Arbeitsmarktbericht; Verbraucherkredite in den USA