Zwischen dem Schlusskurs vor einer Woche im XETRA-Handel und dem Schlusskurs vor zwei Tagen liegen rund 100 Punkte Verlust. Man könnte somit meinen, die Coronakrise ist am Aktienmarkt bereits verarbeitet oder zumindest eingepreist. Ebenso verhält es sich mit dem US-Arbeitsmarkt. Gibt hierzu das Chartbild bereits Entwarnung?
Abnehmende Vola im DAX
Die starken Kursschwankungen sind erst einmal Geschichte. Die Märkte beruhigen sich etwas und – nach den fast schon panikartigen Verkäufen am Aktienmarkt – engt sich die Bandbreite der Bewegungen am Gesamtmarkt wieder ein.
Im Wochenverlauf gab es mehrfach die Chance, die Korrektur zu vergrößern und über 10.000 Punkte auszubauen. Doch hier waren die Bären auch in dieser Woche stärker und fingen den DAX immer wieder ein. Somit bleibt der Bereich über 10.000 Punkten weiterhin ein Widerstand im Markt:
Das neue Quartal und der neue Börsenmonat starteten eher verhalten und zeugten von einer abwartenden Haltung.
Gerade der US-Arbeitsmarkt wurde mit Spannung erwartet. Nach mehr als 3 Millionen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe war der erste Schock in der Woche zuvor gerade verdaut, schon standen in dieser Woche sogar 6,6 Millionen neue Erstanträge auf dem Ticker. Diese Werte erweitern sogar die langjährige Statistik auf der Oberseite, wie godmode-trader in einem Fachartikel zeigte:
Entsprechend schwach sahen die Bewegungen am Aktienmarkt Donnerstagnachmittag zunächst aus und die 9.400 wurde dabei unterschritten. Doch kurz darauf sorgte der Ölmarkt für eine Kehrtwende. Eine von US-Präsident Trump in Aussicht gestellte Einigung zwischen Russland und Saudi Arabien ließ den Preis zeitweise um 40 Prozent anziehen und mit ihm die verbundenen Sektoren. Dieser Trend wurde am Freitag fortgesetzt, doch hat letztlich die Verluste am Ölmarkt der letzten Wochen noch nicht aufgeholt:
Kommen wir zurück zum Deutschen Aktienmarkt.
Das Einpendeln des DAX in der Nähe seiner Wocheneröffnung zeugt davon, dass hier auf den nächsten Trend gewartet wird:
Hatten wir Mitte März noch teilweise 900 Punkte Tagesschwankungen erlebt, so schmolz diese nun wieder über mehrere Tage dahin. Unter 400 Punkte und sogar unter 200 Punkten am Freitag zeigen eine Normalisierung der Wettbewerbskräfte am Markt an. In der Handelsrange der vergangenen Tage wird dies deutlich:
Dabei ist auch das Volatilitätsbarometer DAX gut zurückgekommen, wenn auch noch immer weit entfernt von den gewohnten Vergangenheitswerten. Das Chartbild von finanzen.net zeigt dies auf:
Um die Werte aus dem letzten Jahr zu erreichen, müsste der DAX mehrere Wochen in Folge eine so geringe Schwankung wie am Freitag aufweisen. Damit ist wohl kaum zu rechnen, denn die Bilanzsaison steht vor der Tür. Und damit auch ein entsprechend konkreter Blick auf die Wirtschaftslage einzelner Unternehmen im aktuellen Umfeld.
Dabei könnte es erneut zu Enttäuschungen kommen und somit zu erneuter Kursschwäche am Aktienmarkt.
Der Blick auf die Monatsperformance im DAX zeigt auf, dass wir bereits den fünften Monat in Folge Verluste aufweisen. Es stach hierbei vor allem der März mit einem zweistelligen Kursminus ins Auge:
Als ersten Gedanke schwebt uns Börsianern sicherlich eine Erholung vor Augen, doch die Börse hat ihre eigene Dynamik und Trends können länger anhalten als man sich vorstellt. Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Chartbilder objektiv zu beurteilen.
Die Strecke der Erholung ist im Verhältnis zum Abschwung als normale Korrektur zu werten. Dies zeigt sich sehr gut im Tageschart:
Erst ein Ausbruch über 10.000 würde für mittelfristige Entspannung sorgen. Der rote Bereich berührte auf der Unterseite übrigens die so genannte „Midas Linie“ – eine historische Linie der DAX-Kurs-Buchwert-Verhältnisse, die in vergangenen Börsenkrisen einen Umkehrpunkt boten. Dazu konnte ich mich am Samstag mit einem Händler der LS_X austauschen – schauen Sie sich dies gerne in folgendem Video ab Minute 7 an:
Ausblick auf die KW15/2020
Basierend auf dem Chartbild der Handelsrange in der KW14/2020 ist ein Ausbruch abzuwarten. In welche Richtung ist er wahrscheinlicher?
Die Oberseite ist mit der mittelfristigen Widerstandszone oberhalb der 10.000er-Marke erst einmal gedeckelt. Dynamik in diese Richtung könnte ein Ausbruch über 9.660 Punkte generieren, da hier ein entsprechendes GAP zu sehen ist:
Da die Range sich hier über mehrere Tage erstreckte, kann ein Ausbruch entsprechend dynamisch erfolgen. Das Ziel wäre wie gezeigt im ersten Anlauf das GAP-close um 9.900 Punkte und in einer Ausdehnung auch die 10.000er-Barriere.
Bricht der DAX auf der Unterseite der Range bei 9.500 Punkten aus, sind die Tiefs der Woche bei 9.33x die nächstgelegene Unterstützung und darunter das Ausbruchsniveau auf der Oberseite aus März bei 9.200 Punkten. Erst darunter würden die Anzahl der Verkäufer aus meiner Sicht wieder stärker zunehmen und damit womöglich auch die Tiefs aus dem März noch einmal anlaufen.
Abhängig von der Ausdehnung der Coronakrise und den Einschränkungen auf die Wirtschaft ist dies zur Monatsmitte neu zu beurteilen. Parallel dazu werden erste Bilanzen in der Berichtssaison veröffentlicht – ein spannender Mix an Impulsen somit.
Wirtschaftstermine in der neuen Handelswoche
Die neue Handelswoche wird laut dem Wirtschaftskalender erst ab Mittwoch richtig spannend. Hier steht 20.00 Uhr das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank an.
Am Donnerstag fasst die EZB die geldpolitischen Statements 11.00 Uhr zusammen und 14.30 Uhr werden die neuen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erwartet. Das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan rundet den Donnerstag 16.00 Uhr entsprechend ab.
Für den Freitag blicken wir noch 14.30 Uhr auf die US-Verbraucherpreise und freuen uns dann auf ein paar freie Ostertage.
Entsprechende Prognosen dieser wichtigsten Wochentermine sehen Sie in folgender Übersicht:
Starten Sie mit diesen Informationen und Ihrer eigenen Handelsvorbereitung erfolgreich in die vorosterliche Zeit.
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