Nach der Fed-Sitzung am 4. Mai zogen die Kurse zunächst kräftig an, doch das hielt nicht lange an. Die Aufwärtsbewegung war offenbar doch etwas voreilig, denn die Kursgewinne wurden am 5. Mai komplett aufgezehrt. Offenbar richteten die Marktteilnehmer ihr Augenmerk wieder auf die entscheidenden Punkte der Sitzung: Die Fed wird die Zinsen weiter anheben und - was noch wichtiger ist - infolgedessen die finanziellen Bedingungen verschärfen.
Die Finanzbedingungen haben sich, gemessen am Chicago Fed National Financial Condition Index, bereits verschärft. Seit Jahresbeginn haben sich diese Bedingungen sogar erheblich verschärft und lagen am 28. April bei -27 Basispunkten, gegenüber etwa -60 Basispunkten zuvor. Im gleichen Zeitraum ist der S&P 500 um fast 14 % eingebrochen.
Die Finanzbedingungen sind immer noch locker
Die finanziellen Bedingungen müssen sich jedoch wohl noch weiter verschärfen und sich in Richtung neutral bewegen, damit die Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation überhaupt erfolgreich sein kann. Die Chicagoer Fed weist darauf hin, dass ein Indexwert von unter 0 in der Vergangenheit mit überdurchschnittlich lockeren Finanzbedingungen in Verbindung gebracht wurde. Im Gegensatz dazu sind positive Werte traditionell mit überdurchschnittlich straffen finanziellen Bedingungen verbunden.
Trotz des aktuellen Indexanstiegs sind die finanziellen Bedingungen zumindest historisch gesehen noch immer locker und deuten darauf hin, dass in Zukunft noch weitere Straffungsmaßnahmen erforderlich sein werden. Wir können den Schaden bereits sehen, der dem Markt durch den aktuellen Anstieg der Finanzbedingungen um etwa 32 Basispunkte entstanden ist. Der Schmerz könnte gewaltig sein, zumal wir noch einmal fast den gleichen Umfang an Straffung vor uns haben.
Straffere Bedingungen bedeuten Schmerzen für Aktien
Aus den Daten der Vergangenheit lässt sich ziemlich einfach ablesen, dass eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen in der Regel mit einer Volatilität des S&P 500 einhergeht, die sich von dem, was wir in letzter Zeit erlebt haben, nicht großartig unterscheidet. So verschärften sich beispielsweise 2018 die Finanzbedingungen dramatisch, als die Fed die Zinsen anhob, was den S&P 500 um fast 20 % abstürzen ließ.
Auf ähnliche Weise haben sich die Finanzbedingungen 2014 während des Zinserhöhungszyklus, der Ende 2015 begann, dramatisch verschärft. Diese Verschärfung führte zu einer langen Phase der Instabilität im S&P 500, und erst als sich die Bedingungen zu lockern begannen, legten die Kurse schließlich wieder zu.
Dies deutet darauf hin, dass eine signifikante Erholung des Aktienmarktes zum aktuellen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich ist, solange die finanziellen Bedingungen angespannt bleiben. Noch schlimmer ist, dass eine weitere Verschärfung der Bedingungen den Aktienmarkt voraussichtlich noch stärker belasten wird.
Wie weit wird die Fed gehen?
Wenn die Fed von einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen spricht, kann das für die Aktienkurse nur schlecht sein. Angesichts des Umfangs der noch vor uns liegenden Straffung kann das Problem für den Aktienmarkt nur noch schlimmer werden. Wenn die Fed beabsichtigt, die Bedingungen über das neutrale Niveau hinaus zu verschärfen und die finanziellen Konditionen restriktiv zu gestalten, droht sich die Lage noch weiter zu verschlechtern.
Besonders schmerzhaft könnte dies für Aktien mit hohen Multiples und wenig Gewinn werden. Durch die Verschärfung der finanziellen Bedingungen werden wichtige Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder das Kurs-Umsatz-Verhältnis weiter sinken. In dem Maße, in dem diese Bewertungen sinken, werden ihre künftigen Erträge weniger wert, und wenn ein Unternehmen keine Erträge vorweisen kann, macht dies die Bewertung dieser Aktien noch riskanter.
Eine andere Frage ist natürlich, wie weit die Fed in diesem Prozess letztlich gehen wird. Doch wenn sich nicht bald etwas an der Inflationsfront ändert, ist es sehr schwer vorstellbar, dass sich die finanziellen Bedingungen in absehbarer Zeit entspannen.
Sobald diese finanziellen Bedingungen ihren Höhepunkt erreicht haben und sich allmählich wieder abschwächen, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass das Schlimmste an den Aktienmärkten vorüber ist.