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Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
nach den Turbulenzen der jüngsten Zeit stellt sich mit Blick auf den (kleinen) Oktober-Verfallstag am Freitag dieser Woche die Frage, wo der DAX zum Verfallstermin landen könnte. Der Kursverlauf der Vorwoche hat dabei schon die Richtung vorgegeben.
Das Verfallstagsdiagramm ist so spannend wie lange nicht mehr:
Das liegt an der großen Put-Position (rote Balken) bei 15.300 Punkten, die genau im aktuellen Kursbereich des DAX liegt, der zurzeit bei 15.200 Punkten steht.
Die Konstellation ist also klar: Bei Kursen oberhalb von 15.300 Punkten ist diese Position aus dem Geld und verfällt damit wertlos. Jeder Punkt unter dieser Marke kostet die Stillhalter viel Geld, was sie natürlich vermeiden wollen.
Das dürfte ein Grund gewesen sein, warum sich der DAX in der Vorwoche nach seinem Sturz unter 15.000 Punkte so schnell wieder erholte: Die Bullen konnten auf die Unterstützung der Stillhalter dieser großen Put-Position setzen, die ebenfalls ein Interesse daran hatten, den DAX wieder nach oben zu hieven.
Der Blick auf den Chart verrät, dass es vermutlich schon seit einiger Zeit um genau diese Marke bei den Kursbewegungen des DAX geht:
Es gab erstaunlich viele punktgenaue Treffer dieser Marke (blaue Linie), die sich bis April zurückverfolgen lassen (siehe gelbe Kreise/Ellipse). Und noch häufiger kehrte der Kurs sehr rasch wieder zurück an diese Marke, wenn er sich von ihr etwas entfernt hatte (siehe violette Bögen).
Aber warum sollten sich die Trader schon im April oder so auf den Oktober-Verfallstag positionieren? Das haben sie natürlich nicht gemacht – diese Kursbewegungen kamen aus anderen Gründen zustande. Aber dadurch wurde diese Linie „ausgezeichnet“ und hat sich nun offenbar für diese große Put-Position angeboten.
Hinzu kommt, dass die 15.300er Marke etwa die Mittellinie der großen Seitwärtsbewegung ist (blaues Rechteck), die der DAX durch seinen Rücksetzer in der Vorwoche nun endgültig bestätigt hat. Auch dadurch ist die 15.300-Punkte-Marke ein fast schon „magisches“ Niveau, an dem sich viele Anleger orientieren dürften.
Sie merken schon, worauf das hinausläuft: 15.300 Punkte sind also das klare Kursziel zum Verfallstermin. Das erscheint zwar aus aktueller Sicht wenig attraktiv, weil der DAX schon in dessen Nähe notiert. Aber wenn es, wie in den Vorwochen, zu Kursausschlägen in die eine oder andere Richtung kommt, ergeben sich sicherlich gute Trading-Gelegenheiten auf dieses Ziel.
Die 15.300er Marke bietet sich auch deshalb als perfektes Kursziel an, weil bei 15.400 Punkten das Minimum der Max-Pain-Kurve liegt, also der ideale Abrechnungskurs für alle Stillhalter.
Was sind die alternativen Szenarien? Aus markt- und stimmungstechnischer Sicht kommt ein Kursanstieg infrage, denn die Anlegerstimmung hat die bullishe Divergenz zum Kursverlauf, auf die ich bereits in der Vorwoche hinwies, durch einen leichten Anstieg bestätigt. (siehe unterster Chartteil im folgenden Chart).
Und auch die Advance-Decline-Linie zeigt eine kurzfristige bullishe Divergenz zum Kursverlauf (siehe blaue Kurve). Das ist insofern bemerkenswert, da sowohl Sentiment als auch A/D-Linie zuvor übergeordnete bearishe Divergenzen zum Kursverlauf aufwiesen (die offenbar Vorboten der jüngsten Korrektur waren) und vor allem die Technologiewerte der Nasdaq zuletzt sehr schwach waren.
Die aktuellen kleinen bullishen Divergenzen sind zwar kein Zeichen dafür, dass die laufende Korrektur schon vorbei ist, aber sie deuten zumindest auf eine vorübergehende Erholung hin. Und diese könnte gut und gerne bis zum Verfallstag oder noch etwas länger gehen.
In diesem Fall könnte der DAX bis Freitag wieder deutlich in Richtung 15.800 Punkte marschieren, zumal bei 15.300 Punkten auch die größte Call-Position (blaue Balken) des aktuellen Kursbereichs liegt. Diese könnte Absicherungsmaßnahmen nach sich ziehen. Diese – sowie die Auflösung der Absicherungen für die riesige Put-Position – könnten den DAX unter Umständen dynamisch nach oben katapultieren.
Doch dazu müssen nicht nur Bullen, Bären und Stillhalter, sondern auch die Unternehmen mitspielen. In dieser Woche geht die Quartalsberichtssaison in den USA in die Vollen. Den Anfang machen wieder einmal die Großbanken: Am Mittwoch berichten JPMorgan (NYSE:JPM) Chase und Goldman Sachs (NYSE:GS), am Donnerstag folgen die Bank of America (NYSE:BAC), Citigroup (NYSE:C), Wells Fargo (NYSE:WFC) und U.S. Bancorp (NYSE:USB_pa).
Die Banken hatten zuletzt – dank steigender Zinsen – auch an der Börse einen Lauf. Die Ergebnisse könnten also gut bis sehr gut ausfallen. Auch die Ausblicke dürften optimistisch sein. Außerdem legen der Rohstoffkonzern Alcoa, der Vermögensverwalter Blackrock, die Fluggesellschaft Delta Airlines (NYSE:DAL), der Krankenversicherer UnitedHealth (NYSE:UNH) und die Apothekenkette Wallgreen ihre Zahlen vor. Auch von diesen Kandidaten sind zumindest gute Ergebnisse zu erwarten.
Ich schätze daher das positive Überraschungspotenzial für die Märkte etwas höher ein als die Gefahr eines erneuten Rückschlags – zumindest, sofern es keine weiteren externen Schocks, z.B. vom chinesischen Immobilienmarkt, gibt. Demnach sollte der DAX zum Verfallstermin am Freitag bei 15.300 Punkten oder höher notieren.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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