Am 25. Oktober stehen die Quartalszahlen von Mercedes-Benz (ETR:MBGn) auf der Agenda. Nach zwei Gewinnwarnungen ist die Performance von Juli bis September zwar bedeutend, doch entscheidend bleibt der Ausblick – Volatilität ist programmiert.
- Mercedes-Benz plant zwischen 2025 und 2028 eine umfassende Produktoffensive, um die Elektromobilität voranzutreiben und verlorene Marktanteile zurückzugewinnen.
- Doch der Traditionshersteller sieht sich enormen Druck durch chinesische Wettbewerber ausgesetzt, die den Markt erheblich beeinflussen.
- Der Handelsstreit zwischen der EU und China belastet zusätzlich die Situation und stellt die zukünftige Strategie von Mercedes-Benz auf die Probe.
Toxische Mischung
Mercedes-Benz kämpft mit einer toxischen Mischung aus Herausforderungen, die Anleger seit Monaten zum Verkauf bewegt. Die Aktie notiert bei 57 Euro, ein Rückgang von 26% seit dem Höchststand im April. Der schleppende Übergang zur Elektromobilität und zwei Gewinnwarnungen haben das Vertrauen erschüttert. Besonders problematisch ist das schwächelnde China-Geschäft, wo der Umsatzanteil 17% beträgt. Im dritten Quartal verkaufte Mercedes 503.600 Fahrzeuge – 1% weniger als im Vorjahreszeitraum. In China gingen die Verkäufe um 13% zurück, während die Nachfrage nach Elektroautos sogar um 31% sank. Gerade einmal 42.500 Einheiten fanden Abnehmer. Der Druck von chinesischen Herstellern wie BYD (F:1211) wächst. Sie dominieren nicht nur den heimischen Markt, sondern erobern auch Europa. Dank deutlich niedrigerer Produktionskosten führen sie einen erbarmungslosen Preiskampf. Die EU hat China illegale Subventionen vorgeworfen und angekündigt, ab November Zölle von bis zu 35% einzuführen. Doch die deutsche Automobilindustrie warnt: Gegenmaßnahmen aus Peking würden die Lage weiter verschärfen.
Der Star aus China
In den letzten Jahren hat die Automobilbranche einen tiefen Sturm durchlebt. Hohe Inflationsraten und steigende Zinsen schränkten die Spielräume der Autobauer ein, während Verbraucher große Investitionen wie den Kauf eines Autos zögerlich angingen und lieber sparten. In Deutschland wurde zudem die Förderung von E-Autos gestoppt, was die Nachfrage weiter belastete. Trotz dieser Umstände bleibt Mercedes-Benz eine der wertvollsten Automarken der Welt. Mit einer Marktkapitalisierung von fast 61 Milliarden Euro rangierte der Traditionshersteller auf Platz sieben global und auf Platz zwei in Deutschland, nur hinter der Porsche AG (ETR:P911_p). Doch das Feld wird von Tesla (NASDAQ:TSLA) dominiert, dessen Wert mit 705 Milliarden Euro mehr als zehnmal so hoch war wie der von Mercedes. Danach folgen Toyota (TYO:7203) und BYD. Der Drittplatzierte aus China verkaufte im September erstmals über 400.000 Fahrzeuge – ein beeindruckender Anstieg von 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Wachstumsdynamik stellt eine ernsthafte Herausforderung für etablierte Hersteller dar.
Schwergewicht für Dividendenjäger
Die Aktie notiert aktuell nahe der wichtigen Marke von 55 Euro, die seit 2022 als starker Abfangbereich fungiert und einen weiteren Einbruch verhinderte. Auf der Oberseite wurde die Aktie wiederholt bei 75 Euro gestoppt, was eine mittelfristige Range zwischen diesen beiden Punkten entstehen ließ. Ein Anstieg über das lokale Hoch bei 63 Euro würde das Chartbild aufhellen, doch richtig bullisch wird es erst nach einem Ausbruch über 75 Euro. Sollte die Unterstützung bei 55 Euro nicht halten, könnte der Kurs sogar in Richtung 36 Euro fallen – dort liegt das 78%-Retracement des langfristigen Aufwärtsimpulses. Mit einem Forward-PE von 4,78 ist die Aktie teurer als BMW (ETR:BMWG) oder VW (ETR:VOWG), aber günstiger als die Porsche AG. Die Dividende sticht heraus - 2024 wurden satte 5,30 Euro je Aktie ausgeschüttet. Über die letzten zehn Jahre ergibt sich eine Durchschnittsrendite von 5,59%. Zum Vergleich: Der DAX kommt für den gleichen Zeitraum auf 3,3% und die 10-jährige deutsche Anleihe bringt derzeit gerade einmal 2,19%.
Produktoffensive
Mercedes-Benz steht am Rande einer entscheidenden Wende. Mit einer der größten Produktoffensiven seiner Geschichte plant das Unternehmen, zwischen 2025 und 2028 den Turbo für die Elektromobilität zu zünden und verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Doch die Herausforderungen sind enorm: Die schleppende Nachfrage in China und der erbarmungslose Preiskampf mit Wettbewerbern wie BYD setzen die ikonische Marke unter Druck. Der Spagat zwischen Verbrennern und E-Autos drückt zusätzlich auf die Margen. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss Mercedes-Benz effizientere Produktionsprozesse entwickeln und die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge verbessern. Faktoren wie Reichweite, Ladesäulen und Ladegeschwindigkeit werden entscheidend sein, um die Akzeptanz bei den Verbrauchern zu erhöhen. Sinkende Zinsen und Chinas Konjunkturpaket könnten frischen Rückenwind bringen. Die Verhandlungen zwischen der EU und China werden in den nächsten Monaten von entscheidender Bedeutung sein – ein falscher Schritt könnte den Preiskampf durch Gegenmaßnahmen aus Peking weiter verschärfen. Zudem muss Mercedes-Benz die CO2-Ziele der EU nicht nur erfüllen, sondern sich an deren Spitze positionieren.
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