Der US-Dollar-Index ist in diesem Jahr um über 6 % gestiegen, was vor allem auf die Entwicklung nach den Wahlen zurückzuführen ist. Während viele Industrieländer mit stagnierendem oder sogar rückläufigem Wirtschaftswachstum kämpfen, bleibt die US-Wirtschaft erstaunlich robust. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed nach der FOMC-Sitzung am Mittwoch eine Pause bei Zinssenkungen einlegt oder diese sogar einstellt, gibt dem USD zusätzlichen Auftrieb.
Die Fed wird daher als geldpolitisch restriktiver angesehen als andere große Zentralbanken. Trotz der aktuellen Stärke des Dollars erwarten viele Marktteilnehmer, dass der USD seinen Höhepunkt im Jahr 2025 erreichen und anschließend nachgeben wird. Laut einem Bloomberg-Bericht prognostizieren führende Banken wie Morgan Stanley, JPMorgan Chase und Societe Generale, dass der US Dollar Index bis Ende nächsten Jahres um bis zu 6 % fallen könnte.
Wenn die Wall Street mit dieser Einschätzung richtig liegt, stellt sich die Frage, wie sich dies auf die Allokation zwischen US-amerikanischen und globalen Aktien auswirken könnte. Untersuchungen von Crescat liefern dazu interessante Erkenntnisse. Ihre Daten zeigen eine enge Korrelation zwischen dem USD-Index und den relativen Renditen des S&P 500 im Vergleich zu globalen (nicht-US-amerikanischen) Aktien.
Crescat hebt hervor, dass beide Linien zuletzt Anzeichen einer möglichen Trendumkehr gezeigt haben – ein Hinweis auf einen potenziellen Wendepunkt beim USD.
Aktuell gibt es nur wenige Hinweise darauf, dass sich die langfristige Stärke des US-Dollars umkehrt. Sollte jedoch eine Rezession eintreten, könnte sich das Bild rasch ändern. In einem solchen Szenario könnten Anlagen in Nicht-US-Aktien attraktiver werden, insbesondere wenn eine wirtschaftliche Schwäche in den USA mit einer nachlassenden Dollarstärke einhergeht. Anleger sollten daher die weitere Entwicklung des US-Dollars genau im Auge behalten und gegebenenfalls ihre globale Anlagestrategie anpassen.
Trading Update
Gestern haben wir darauf hingewiesen, dass sich der Zeitraum für Neugewichtungen und Ausschüttungen aus Portfolios für den Monat Dezember dem Ende zuneigt. Während der Markt im Vorfeld der Fed-Sitzung am Mittwoch noch volatil bleiben könnte, ist er gut positioniert, um sich bis zum Jahresende zu erholen. Unternehmen dürften ihre Aktienrückkäufe abschließen, und Fondsmanager werden ihre Portfolios für einen positiven Jahresabschluss optimieren.
Zu Beginn des neuen Jahres sollten Anleger jedoch die sehr niedrigen Volatilitätsindizes im Blick behalten. Diese gelten oft als Warnsignal für mögliche kurzfristige Korrekturen oder Konsolidierungen. Ein Umschwung auf dem aktuellen Niveau wäre nicht überraschend, da der VIX deutlich unter seinem 50-Tage-Durchschnitt notiert und aus Sicht der relativen Stärke als überverkauft gilt. In Kombination mit dem derzeit hohen Optimismus der Anleger und den günstigen Absicherungskosten deutet dies auf eine gewisse Sorglosigkeit am Markt hin.
Auch wenn wir vor Jahresende keine größere Korrektur erwarten, wäre ein Rücksetzer nach der Amtseinführung im Januar im Einklang mit historischen Mustern. Für den Jahresendspurt empfehlen wir daher, die aktuelle Aktienallokation beizubehalten. Sobald das neue Jahr begonnen hat, werden wir die dann herrschenden Marktbedingungen neu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen bei der Portfoliogewichtung und Risikosteuerung vornehmen.
Eine der wohl aufsehenerregendsten Nachricht jüngst war die bevorstehende Aufnahme von MicroStrategy (NASDAQ:MSTR) in den Nasdaq 100 Index. Historisch gesehen haben Indexergänzungen jedoch oft einen zweifelhaften Ruf. Die betroffenen Aktien leiden häufig unter dem sogenannten „Fluch der Indexaufnahme“, während die gestrichenen Titel im Anschluss oft besser abschneiden.
Ein aktuelles Beispiel ist Super Micro Computer (NASDAQ:SMCI), das kurz vor einer mehr als 60%igen Kurskorrektur in den S&P 500 aufgenommen wurde. Dieses Phänomen wird häufig auf die gleiche „emotionale“ Voreingenommenheit zurückgeführt, die viele Anleger während einer FOMO-Phase (Fear of Missing Out) treibt und auch die Entscheider hinter den Indizes beeinflussen kann.
Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die Aufnahme von MicroStrategy im Jahr 2025 auswirkt – sowohl für die Aktie selbst als auch für die allgemeine Marktstimmung.
Interessanter Kommentar von unserem nächsten Finanzminister
Wir sind kürzlich auf eine Rede des zukünftigen US-Finanzministers Scott Bissent gestoßen. Vor sechs Monaten sprach er vor dem Manhattan Institute und äußerte sich überraschend offen über seine Sicht auf die globale wirtschaftliche Zukunft:
„Wir befinden uns auch geopolitisch in einem einzigartigen Moment, und ich könnte mir vorstellen, dass wir in den nächsten Jahren eine Art großer weltwirtschaftlicher Neuordnung brauchen, so etwas wie ein neues Bretton Woods oder, wenn Sie zurückgehen wollen, so etwas wie eine Rückkehr zu den Stahlabkommen oder zum Versailler Vertrag. Es besteht eine sehr gute Chance, dass wir das in den nächsten vier Jahren haben werden, und ich würde gerne ein Teil davon sein.“
Die historische Referenz an die Konferenz von Bretton Woods, bei der der US-Dollar als Weltreservewährung etabliert wurde, ist mehr als symbolisch. Eine wirtschaftliche Neuordnung dieser Größenordnung könnte tiefgreifende Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte und den US-Dollar selbst haben.
Angesichts der möglichen Bedeutung seiner Vision wird es spannend sein, die künftigen Reden von Bissent genau zu verfolgen, um besser zu verstehen, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen er anstrebt und wie realistisch solche globalen Neuausrichtungen tatsächlich sind.
DIY-Research - Aktienfaktoren
Die aktuelle Simplevisor-Faktoranalyse zeigt, dass die meisten Marktfaktoren absolut betrachtet überkauft sind – ein Signal für anhaltenden Marktoptimismus. Im Vergleich zum S&P 500 sind jedoch nur fünf dieser Faktoren relativ gesehen überkauft. Das deutet darauf hin, dass die Marktbewegungen trotz der allgemeinen Stärke differenziert betrachtet werden müssen.
Ein Rückblick auf die erste Jahreshälfte zeigt ein klares Bild: Große Mega-Cap-Aktien waren die eindeutigen Gewinner, während Value- und Small-Cap-Titel weit hinterherhinkten. Diese ungleiche Entwicklung könnte jedoch nicht von Dauer sein. Sollte es zu Umschichtungen sowohl durch institutionelle als auch private Anleger kommen, könnten sich die Rollen umkehren. Bereits in der kommenden Woche könnten Value- und Small-Caps wieder an Boden gewinnen, während Large-Caps an Momentum verlieren.
Ein Beispiel für eine ordentliche Aufholjagd ist der ARK Innovation ETF (NYSE:ARKK) von Cathie Wood. Nach einer längeren Phase schwacher Performance hat sich der Fonds deutlich erholt. Noch Anfang Juni lag der ETF im laufenden Jahr unverändert bis leicht im Minus, während die breiteren Märkte bereits mehr als 20 % zugelegt hatten.
Seitdem hat sich das Blatt gewendet: Innerhalb von etwas mehr als einem Monat legte der ARKK um über 20 % zu und schloss damit die Performance-Lücke zum S&P 500 nahezu vollständig. Einen bedeutenden Beitrag zu dieser Erholung leistete Tesla (NASDAQ:TSLA), das mit einem Anteil von mehr als 15 % im ETF vertreten ist. Die Tesla-Aktie stieg seit Anfang November um fast 70 % und trieb damit die Performance des Fonds entscheidend voran.