Die Deutschen Bank (WKN 514000) ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Meldungen von den Medien überdramatisiert werden (siehe auch Ausgabe vom 27.01.2016, „China-Wachstum auf 25-Jahres-Tief – Wie Medien überdramatisieren“). In der vergangenen Woche hat die Deutsche Bank AG (DE:DBKGn) Details zu ihrem Geschäftsbericht 2015 bekanntgegeben. Die Bilanz des Unternehmens ist für das vergangene Jahr 2015 noch etwas schlechter ausfallen als ursprünglich gedacht. Der neue Vorstandschef John Cryan legte mehr Geld für Gerichtskosten zurück, weshalb ein Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro gemeldet wurde.
Weltuntergang oder schlichtes Aufräumen?
Die Medien haben dies wie einen Weltuntergang aussehen lassen. Investoren wurden damit auf dem falschen Fuß erwischt, denn zeitweise lösten sich noch einmal nahezu 10 % der ohnehin schon auf nur noch 24 Mrd. Euro gesunkenen Marktkapitalisierung in Luft auf. Doch am Ende des Handelstages blieb nur noch ein moderates Minus von 3,4% übrig. Wer hier also auf dem Weg zum Tagestieg bei 16,03 Euro ausgestiegen ist, dürfte nur wenig später in die Röhre geschaut haben.
Schön und gut, die Skeptiker haben natürlich nicht unrecht, notierte die Aktie doch inzwischen so niedrig wie zuletzt im März 2009, als das Finanzkrisentief erreicht wurde.
Bereinigung der Bilanz zur Stabsübergabe
Doch erinnern wir uns zurück: John Cryan wird im kommenden Jahr alleiniger Chef des Geldhauses. Und es ist nicht unüblich, dass bei einer Übergabe der Leitung eines Unternehmens die Bilanz bereinigt wird. Genau das könnte daher der Grund sein, warum die erste und letzte Jahresbilanz von Cryan als Co-Chef mit einem Verlust von 6,8 Milliarden Euro derart tiefrot aussieht.
Ein Großteil der Verluste war längst bekannt
Zumal bereits im Oktober berichtet wurde, dass das dritte Quartal 2015 mit einem Rekordverlust von 6,2 Milliarden Euro nach Steuern abschließen wird (siehe auch Geldanlage-Brief-Ausgabe vom 28.10.2015, „Deutsche Bank AG – Gewinnwarnung und Rekordverlust – Na und?!“). Die nun gemeldeten 6,8 Mrd. Euro für das Gesamtjahr sind also nicht von heute auf Morgen entstanden. Sie waren zu großen Teilen längst bekannt. Davon war allerdings in den jüngsten Medienberichten natürlich nichts mehr zu lesen.
Weitere Rückstellungen für Prozesse und Jobabbau
Zu den bereits bekannten Kosten und Aufwendungen kamen nun im vierten Quartal weitere 1,2 Milliarden Euro für Rückstellungen hinzu. Insgesamt hat der Konzern damit hierfür 5,2 Milliarden Euro an Rückstellungen gebildet, eine weitere Milliarde Euro für den angekündigten Jobabbau. (Von den fast 100.000 Mitarbeitern sollen in den nächsten Jahren maximal 75.000 übrig bleiben.) Zum Jahresende ist es so erneut zu einem Quartalsverlust gekommen, der sich auf 2,7 Milliarden Euro vor Steuern und rund 2,1 Milliarden Euro unter dem Strich beläuft. Der Brite räumt also in der Bilanz weiter auf, um möglichst bereinigt ins Jahr 2016 starten zu können.
Bärische Chartformation ließ Kursverluste erwarten
Charttechnisch war die Aktie bereits Mitte Januar unter die wichtige Unterstützung bei 20,785 Euro gerutscht. Schon in der Analyse vom 28. Oktober 2015 hatten wir auf eine bärische Chartformation hingewiesen und daher kurzfristig noch Kursturbulenzen für möglich gehalten. Den Abonnenten unseres Börsendienstes „Geldanlage Premium Depot“ hatten wir schon in den vergangenen Hauptausgaben (zuletzt am 08.01.2016) für den Fall eines bärischen Ausbruchs aus der Keilformation ein Kursziel von knapp 15 Euro ausgerufen. Und genau dieses Kursziel wurde nun erreicht.
Möglicher „Sell-Off“
Den aktuellen Kursrutsch begründen wir also nicht mit den (zum Großteil längst bekannten) Verlusten in der Bilanz, sondern mit einer technischen Kursreaktion, die man auch als „Sell-Off“ werten kann.
Fundamentale Bewertung irrwitzig günstig
Die fundamentale Bewertung ist damit inzwischen irrwitzig günstig. Die Bank wird nur noch mit der Hälfte ihres Buchwerts gehandelt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das kommende Jahr liegt weit unter 10. Wir geben daher kein einziges Stück unserer Aktien aus der Hand. Vielmehr sollte man jetzt noch einmal nachkaufen.
Weitere Kapitalerhöhung könnte nötig werden
Allerdings kann man damit auch noch etwas warten. Denn Aktionäre sollten einkalkulieren, dass die Deutsche Bank eine weitere Kapitalerhöhung benötigt. Seit 2012 beläuft sich der Aufwand für Rechtsrisiken inzwischen auf insgesamt 12,4 Milliarden Euro. Die beiden Kapitalerhöhungen über insgesamt 11,5 Milliarden Euro, die noch unter dem im Juni 2015 zurückgetretenen Co-Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain durchgeführt worden waren, sind daher längst aufgebraucht. Im Rahmen einer möglichen weiteren Kapitalerhöhung würden wir daher spätestens neue Aktien der Deutschen Bank ins Depot holen.
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(Quelle: Geldanlage-Brief vom 03.02.2016)
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Sven Weisenhaus