Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0350 (05:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0340 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 158,19. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,74. EUR-CHF oszilliert bei 0,9410.
Märkte: Weiter keine klaren Tendenzen
An den Finanzmärkten bleibt es volatil. Klare Tendenzen kristallisieren sich weder an den Aktienmärkten, den Devisenmärkten noch den Edelmetallmärkte heraus. Die positive Tendenz bei Bitcoin wurde gestern konterkariert. Das hat Gründe. Positive Wirtschaftsdaten, zuletzt aus den USA (ISM-PMI, JOLTS Report), werden durch das Prisma potentiell erhöhten Inflationsdrucks diskontiert. Der Anstieg der Renditen am Kapitalmarkt der USA und am Kapitalmarkt Europas (Staatsanleihen) spiegelt diese Diskontierungsform.
Geopolitisch gibt es Gründe für Zuversicht (Ukraine), aber ebenso Gründe für Skepsis. Die Ansagen Trumps bezüglich des Panamakanals, Grönlands und Kanadas liefern potentielle "Hotspots" (siehe unten).
Das Datenpotpourri reüssierte mit prekären Einkaufsmanagerindices für die Eurozone hinsichtlich des Bausektors. Deutschlands Daten fallen gefolgt von Frankreichs Daten innerhalb der Eurozone weiter ab. Italien (seinerzeit Reformland in Defizitkrise) reüssiert hingegen. Das gilt noch stärker für das UK.
Aktienmärkte: Late Dax +0,75%. EuroStoxx 50 +0,78%, S&P 500 -1,01%, Dow Jones -0,35%, US Tech 100 -1,70%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:00 Uhr: Nikkei (Japan) -0,22%, CSI 300 (China) -1,49%, Hangseng (Hongkong) -1,59%, Sensex (Indien) -0,46% und Kospi (Südkorea) +1,11%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,49% (Vortag 2,45%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,69% (Vortag 4,61%) abwirft. Devisenmärkte: Der EUR (-0,0045) gab gegenüber dem USD im Zuge unerwartet guter Wirtschaftsdaten (ISM, JOLTS Report) und der Zinsversteifung am Kapitalmarkt in den USA nach.
Gold (+7,20 USD) legte gegenüber dem USD leicht zu. Silber ( -0,02 USD) verlor geringfügig. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 96.300 (06:04 Uhr) Gegenüber gestern ergibt sich ein Rückgang um 5.320 USD. Auch hier spielen die guten US-Daten und die US-Zinsversteifung am Kapitalmarkt die entscheidende Rolle für den signifikanten Rückgang in der Bewertung.
Trump zeigt Appetit an Kanada, Grönland und dem Panamakanal
Trump hat den Einsatz von militärischem oder wirtschaftlichem Druck bei seinem Bestreben nicht ausgeschlossen, Kontrolle über den Panamakanal und Grönland (US-Sicherheits- und Rohstoffinteressen) zu erlangen. Bezüglich Kanadas will er sein Ziel durch wirtschaftlichen Druck erreichen.
Kommentar: Das sind Ansagen! Das sind Drohungen! Sie stellen die gesamte internationale Ordnung zur Disposition (auch Nato!). Seit mehr als 10 Jahren (begonnen unter Obama) wird diese Ordnung seitens der USA unterminiert. Erst wurde die Schiedsgerichtsbarkeit der WTO (Welthandelsorganisation) kaltgestellt, die es kleinen Ländern ermöglichte, sich rechtlich gegen große Länder durchzusetzen (Basis rechtwidriger US-Sanktionspolitiken). Jetzt kündigen die USA unter Trump faktisch die UN-Charta (Souveränität der Staaten).
Die von Trump genannten Maßnahmen, ob militärischer oder wirtschaftlicher Druck, sind nicht kompatibel mit der internationalen Rechtsordnung. Die USA haben seit mehr als 10 Jahren die rechtsbasierte Ordnung geschwächt. Die USA zielen darauf ab, das Recht des Stärkeren international durchzusetzen. Ist das ein totalitärer Anspruch der USA, der im diametralen Widerspruch zu unseren Werten steht? Wie wird sich Europa diesbezüglich aufstellen? So mutig wie in der Causa Snowden und der Causa North Stream?
Trump warnte vor einer Einflussnahme Chinas.
Kommentar: China verwaltet weder den Panamakanal noch hat China Kontrolle darüber. Es ist Sache souveräner Länder, zu entscheiden, mit wem sie kooperieren. Das ist Freiheit, alles andere ist das Gegenteil dessen. Es entsteht der Eindruck, dass man sich seitens der USA zurück zu den Ansätzen des 19. Jahrhunderts entwickelt ("Land grab" u.a. Mexiko, Hawei).
Trump ging auf die Ausgaben der Nato-Verbündeten für die Verteidigung ein. Seiner Meinung nach sollten die Länder der Allianz (ETR:ALVG) 5% statt 2% des BIP ausgeben.
Kommentar: Nun, die USA liegen bei knapp 3,40%. Die Forderung ist absurd. Aber gegen wen sollen wir uns verteidigen. Stellen die USA die Grenzen zur Disposition (Dänemark)?
Trump gab eine ausländische Investition aus dem arabischen Raum über 20 Mrd. USD in US-Datenzentren bekannt. Weiter sprach er sich für den Einsatz von fossilen Brennstoffen wie insbesondere Erdgas aus und kritisierte die Stromgewinnung durch Windräder.
Kommentar: Die kommenden Jahre werden sehr herausfordernd! Kann Europa Souveränität?
Deutschland: Familienunternehmer fordern Wirtschaftswende
Der Verband "Die Familienunternehmen" forderte eine wirtschaftliche Wende, um die Investitions- sowie Wachstumsschwäche zu beseitigen. Die Präsidentin des Verbandes Ostermann, lobte am Rande der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Bundestag die Wahlprogramme der Union und der FDP. Nötig sei eine Angebotspolitik und eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags, der inzwischen zu einer reinen Strafsteuer für Familienunternehmen, speziell für Personengesellschaften geworden sei.
Die Familienunternehmer lehnten eine Substanzbesteuerung bei der Erbschaftsteuer sowie eine Vermögenssteuer ab. Ostermann kritisiert, dass es während der Ampel-Regierung, aber genau genommen seit 20 Jahren keine grundlegenden Reformen für die Wettbewerbsfähigkeit gegeben habe. Die letzte große Reform sei die Agenda 2010 der damaligen rot-grünen Regierung gewesen.
Kommentar: Zustimmung, es pressiert! Zu hoffen ist, dass die Tragweite der Problemstellungen den zukünftigen Entscheidern in Berlin und München umfänglich klar ist. Wir haben keine Zeit mehr! Jeder Tag ohne massive Neuausrichtung der Leistungsertüchtigung kostet dieses Land Substanz und Zukunftsfähigkeit.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Verbraucherpreise bei 2,4%, Bau-PMIs ex Italien schwach
Eurozone: Die Verbraucherpreise nahmen per Dezember laut Erstschätzung im Jahresvergleich um 2,4% (Prognose 2,4%) nach zuvor 2,2% zu. Die Kernrate verzeichnete einen Anstieg um 2,7% (Prognose und Vormonatswert 2,7%).
Eurozone: Die Arbeitslosenrate stellte sich per November auf 6,3% (Prognose und Vormonatswert 6,3%)
Frankreich: Die Verbraucherpreise (EU-Norm) legten per Dezember laut vorläufiger Berechnung im Jahresvergleich um 1,8% (Prognose 1,9%) nach zuvor 1,7% zu.
Italien: Die Verbraucherpreise stiegen per Dezember im Jahresvergleich um 1,3% (Prognose 1,5%, Vormonatswert 1,3%)
Italien: Die Arbeitslosenrate sank per November von 5,8% auf 5,7% (Prognose 5,9%).
UK: Hauspreise und PMIs im Monatsvergleich rückläufig
Die Hauspreise sanken laut Halifax per Berichtsmonat Dezember im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose +0,4%) nach zuvor +1,2% (revidiert von 1,4%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,30% (Prognose 4,20) nach zuvor 4,70% (revidiert von 4,80%).
Schweiz: Verbraucherpreise (J) nur noch bei 0,6%
Die Verbraucherpreise verzeichneten per Dezember im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,1%. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 0,6% (Prognose 0,6%, Vormonat 0,7%).
USA: Starker ISM-PMI und starker JOLTS-Report
Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat November ein Defizit in Höhe von 78,2 Mrd. USD (Prognose -78,0 Mrd. USD) nach zuvor -73,6 Mrd. USD (revidiert von -73,8 Mrd. USD) aus. Der ISM Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektors stellte sich per Dezember auf 54,1 Punkte (Prognose 53,3) nach zuvor 52,1 Zählern. Der JOLTS-Report wies per November 8,098 Millionen offene Stellen aus (Prognose 7,700 Mio., Vormonat 7,839 Mio. revidiert von 7,744 Mio.).
Japan: Index des Verbrauchervertrauens weiter schwach
Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Dezember auf 36,2 nach 36,4 Punkten.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe