Die Aktienmärkte standen den zweiten Tag in Folge unter Druck. Es scheint, als hätte die Risikobereitschaft der Anleger einen deutlichen Dämpfer bekommen. Bereits seit letzter Woche gibt es mehr Verlierer als Gewinner an den Börsen, was die negative Marktstimmung klar widerspiegelt. Besonders auffällig: Der NYSE McClellan-Oszillator, ein Indikator für die Marktbreite, ist spürbar gefallen und deutet auf eine potenzielle Trendwende hin. Noch ist nichts entschieden, aber solche Signale sollte man im Auge behalten – sie sind oft Vorboten für eine sich verschlechternde Liquiditätssituation.
Ein Rückgang des McClellan-Oszillators ist kein Grund zur Panik, doch wenn dieser Wert längere Zeit im negativen Bereich verweilt, bedeutet das in der Regel, dass institutionelle Anleger Kapital abziehen. Eine solche Entwicklung kann zu Kaskadeneffekten führen, wenn die Verkaufswelle anhält. In der Vergangenheit waren ähnliche Rückgänge häufig Vorboten größerer Marktbewegungen.
Europa: Plötzliche Veränderungen im 5-jährigen Swap-Spread
In Europa sorgt derweil der Markt für 5-jährige Zins-Swaps für Aufsehen. Der 5-jährige EUR-Swap-Spread ist auf das niedrigste Niveau in der Geschichte gefallen – ein Zeichen dafür, dass sich etwas verschoben hat. Der Spread misst die Differenz zwischen einem 5-jährigen variabel verzinsten ESTR-OIS-Swap und einer festverzinslichen deutschen Bundesanleihe mit der gleichen Laufzeit.
Was steckt dahinter?
Die Antwort scheint in der Kombination aus quantitativer Straffung (QT) und einer Welle neuer deutscher Schulden zu liegen. Die deutsche Regierung hat in den letzten Monaten massiv neue Anleihen ausgegeben, die der Markt nicht ohne Weiteres aufnehmen konnte. Das führte zu höheren Renditen für deutsche Staatsanleihen, während die Swapsätze stabil blieben – eine seltene und bemerkenswerte Entwicklung.
USA: Die gleiche Geschichte – nur größer
Auch in den USA lässt sich ein ähnliches Phänomen beobachten. Dort hat der 10-jährige SOFR-Swap begonnen, mit einem erheblichen Abschlag gegenüber den Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen zu handeln. Das ist ungewöhnlich, da sich diese beiden Zinssätze historisch gesehen meist eng aneinander orientieren.
Die Ursache liegt auch hier in der massiven Schuldenaufnahme der US-Regierung. Allein in den letzten Monaten wurden US-Staatsanleihen in nie dagewesenem Umfang emittiert. Das hat zu einer Art „Überangebot“ an sicheren Anlagen geführt, das die Marktmechanik aus dem Gleichgewicht bringt.
Fehlende Liquidität sorgt für Marktstörungen
Die zugrunde liegende Problematik scheint ein genereller Mangel an Liquidität zu sein. Ein solches Defizit kann weitreichende Auswirkungen haben und den Finanzmarkt durch plötzliche Verwerfungen destabilisieren. Auffällig ist beispielsweise der jüngste Anstieg des 5-jährigen EUR/USD-Basisswaps in den positiven Bereich – eine seltene Entwicklung, die auf ernsthafte Liquiditätsprobleme hinweisen könnte.
Eine direkte Folge der jüngsten Ereignisse ist die plötzliche Verengung der Kreditspreads in den USA. Auf den ersten Blick ein positives Signal: Weniger Risikoaufschläge bedeuten normalerweise, dass die Kreditmärkte stabiler werden. Doch Vorsicht: Diese Interpretation greift zu kurz.
Die aktuelle Bewegung ist vielmehr das Ergebnis einer künstlich erzeugten Nachfrage, die durch den Mangel an liquiden Mitteln getrieben wird. Anstatt auf verbesserte wirtschaftliche Fundamentaldaten hinzuweisen, deuten die engen Spreads vielmehr darauf hin, dass der Markt verzerrt ist und sich Investoren in vermeintlich sicheren Anlagen wie Unternehmensanleihen verschanzen.
Ein Blick auf den CDX High Yield Index
Ein gutes Beispiel ist der CDX High Yield Index, der die Entwicklung hochverzinslicher Unternehmensanleihen abbildet. Trotz der angespannten Marktlage sind die Spreads zuletzt gesunken. Anstatt dies als Entspannungssignal zu deuten, könnte es jedoch auch auf eine Flucht in festverzinsliche Wertpapiere hinweisen – ein Hinweis darauf, dass Anleger in riskanteren Märkten vorsichtiger geworden sind.
Die jüngsten Entwicklungen an den globalen Märkten sind ein Hinweis darauf, dass sich Liquiditätsprobleme anbahnen könnten. Während viele Anleger in den letzten Monaten auf Wachstum und starke Quartalszahlen setzten, zeigt sich jetzt, wie fragil das Marktumfeld tatsächlich ist. Solche Verwerfungen in den Swap- und Kreditmärkten sollte man nicht ignorieren – sie waren in der Vergangenheit oft erste Anzeichen für größere Marktkorrekturen.
Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Bewegungen stabilisieren oder ob weitere Turbulenzen bevorstehen. Anleger sollten sich jedenfalls auf einen volatilen Herbst einstellen – die Märkte scheinen auf wackeligen Beinen zu stehen.