Die nächste Chance kommt bestimmt

Veröffentlicht am 01.04.2014, 10:32


Die gute Ausgangslage der US-Märkte in der vergangenen Woche konnten die Bullen nicht in weitere Kursanstiege ummünzen. Ein altes Börsen-Bonmot lautet: Können die Kurse nicht steigen, müssen sie fallen! Und genau das ist Ihre Chance!

Das Enttäuschungspotenzial wächst

Natürlich ist keineswegs sicher, dass es nun zu einem größeren Kurseinbruch kommt. Immerhin zeigten sich die Bullen bis jetzt vergleichsweise stark, und die Bären hatten nichts entgegenzusetzen. Dennoch: Das Enttäuschungspotenzial wächst – und wird durch volkswirtschaftliche Daten untermauert.

So korrigierte die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung ihre Prognosen für die US-Konjunktur nach unten. In Deutschland sind zuletzt sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die entsprechende Erwartungskomponente des ifo-Geschäftsklimas zum zweiten Mal nacheinander gesunken. In Japan enttäuschte das Exportwachstum, und die Meldungen aus China sind ohnehin seit geraumer Zeit ernüchternd.

Die Kursanstiege der vergangenen Woche, insbesondere in den europäischen Indizes und dem DAX, gehen auf die Hoffnung zurück, dass die EZB auf ihrer bevorstehenden Sitzung am Donnerstag neue geldpolitische Lockerungsmaßnahmen beschließen könnte. Grund dafür könnten die zuletzt deutlich rückläufigen Inflationstendenzen sein. Dass sie das tut, ist jedoch eher unwahrscheinlich – zumindest sehen die meisten Ökonomen dazu keinen Anlass, zumal auch EZB-Chef Draghi klarstellte, dass die EZB nur eine grundsätzliche Verschlechterung ihres konjunkturellen Ausblicks zum Anlass für weitere geldpolitische Maßnahmen nehmen würde.

Außerdem wird in dieser Woche wieder der US-Marktbericht veröffentlicht, und dieser ist bekanntermaßen für Überraschungen jeder Art gut. Es könnte also durchaus ungemütlich werden in den kommenden Tagen.

Brisante Charttechnik

Auch die Charttechnik ist durchaus brisant, denn sie liefert aus übergeordneter Sicht insbesondere beim Dow Jones Index durchaus Hinweise auf ein mögliches – vorläufiges – Ende der Rally:
DJIA
So ist der Index bereits im Dezember 2013 an die Trendlinie gelaufen, die auf den Hochs von 2000 und 2007 liegt. Der damalige Ausbruchsversuch scheiterte jedoch. Seitdem konnte der Dow Jones die Hochs von Dezember bzw. Januar nicht einmal annähernd erreichen. Mit dem Bruch der Aufwärtstrendlinie müssten wir uns dann mit den möglichen Korrekturszenarien vertraut machen. Gefährdet ein markanter Einbruch die langfristige Rally?

Im Chart oben sind die Korrekturniveaus eingezeichnet, die bei einem Rückfall nach einer Rally am häufigsten erreicht werden (dunkelblaue Linien). Je nach Stärke und Dynamik der Korrektur fällt der Kurs entweder um 38,2 %, 50 % oder 61,8 % des vorangegangenen Anstiegs zurück. Allerdings würde ein Kursrückgang auf diese Niveaus Verluste von 22,1 %, 29,4 % bzw. 36,7 % – ausgehend vom aktuellen Kurs des Dow Jones – bedeuten!

Sie dürfen getrost davon ausgehen, dass nicht nur die notorischen Crash-Propheten wieder neue Untergangsstimmung verbreiten, wenn es dazu kommt. Insbesondere, wenn der Rückfall unter 14.200 Punkte geht und damit das Hoch von 2007 unterschreitet, wäre formal der Ausbruch vom März 2013 (siehe Pfeil) gescheitert. Idealerweise dreht daher der Kurs oberhalb dieser Marke, an der sich übrigens das 23,6%-Korrekturniveau (hellblau) befindet, das aber in der Praxis weit weniger relevant ist als die anderen.

Dennoch gilt: Mit dem Erreichen jedes dieser Korrekturniveaus bleibt die Chance auf Fortsetzung der Rally prinzipiell gewahrt. Theoretisch könnte also der Dow Jones die besagten 36,7 % bis auf 10.335 Punkte einbrechen und dennoch gäbe es formal keinen Grund, einen neuen Bärenmarkt auszurufen! (Hierzu ein Hinweis: Vielfach werden insbesondere im US-amerikanischen Raum Kurseinbrüche ab 20 % grundsätzlich als Bärenmarkt bezeichnet. Feste Regeln gibt es hierzu jedoch nicht.) Chancen sind für Sie wichtiger als Risiken!

Aus langfristiger Sicht dürften daher die genannten Kursniveaus sehr gute Einstiegsgelegenheiten aus langfristiger Sicht sein, zumal in der Nähe dieser eher theoretischen Werte auch handfeste charttechnische Unterstützungen liegen (siehe hellgrüne Linien).

Auch wenn die genannten Zahlen natürlich empfindliche Kurseinbrüche bedeuten würden – fast immer sind solche Einbrüche langfristige Kaufgelegenheiten. Das gilt vor allem für kurzfristige Schocks: Egal, ob Kubakrise 1962, der Crash von 1987 oder der Einbruch nach dem US-Haushaltsstreit und der Euro-Schuldenkrise in 2011 – die Kursniveaus der damaligen Tiefs wurden nie wieder erreicht. Im Gegenteil, die Kurse stiegen seit damals um 6,8, 9,1 bzw. 20,5 % pro Jahr.

Natürlich weiß niemand, ob eine nun folgende Korrektur tatsächlich der Ausgangspunkt für ähnliche Kurssteigerungen in der Zukunft ist. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Märkte drei, dreizehn oder dreißig Jahre später deutlich höher stehen werden, ist sehr hoch. Daher sollten Sie stets nach den Chancen Ausschau halten, welche die Märkte Ihnen bieten. Denn diese müssen Sie selbst finden und ergreifen, während Risiken und Gefahren Ihnen von den Warnern meist „frei Haus“ geliefert werden.

Torsten Ewert
Stockstreet GmbH

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