Der US-Dollar kletterte gegenüber dem japanischen Yen auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Im Fokus der Devisenhändler steht heute die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Auch nach der ersten Wochenhälfte bleibt die ungebrochene Nachfrage nach dem US-Dollar der wichtigste Impulsgeber auf dem Devisenmarkt.
Obwohl die US-Aktienmärkte ein ständiges Hin und Her durchliefen, verbuchte der USD/JPY seinen siebten Gewinntag in den letzten acht Tagen. Normalerweise geben die Yen-Crosses in Konsolidierungsphasen in einem unruhigen Marktumfeld nach, doch die Stärke des USD/JPY ließ alle Yen-Crosses am Mittwoch auf Mehrjahreshochs steigen.
Die aggressive Straffung der US-Notenbank in diesem Jahr ist der Hauptgrund für die robuste Dollar-Nachfrage, aber die Aussicht auf eine quantitative Straffung (QT), also das Gegenstück zur quantitativen Lockerung (QE), ließ die Händler die gemischten Konjunkturdaten vergessen und ihre Käufe in diesem Monat erhöhen.
Letzten Monat stellte die Zentralbank einen Plan zur Verkleinerung ihrer Bilanz ab dem 1. Juni vor. Der QT-Prozess sieht eine nicht-Wiederanlage von getilgten Anleihen vor, so dass mehr Anleihen zum vorgesehenen Zeitpunkt fällig werden können.
Die erste Tranche wird jedoch erst am 15. Juni fällig, so dass die Auswirkungen auf die Wirtschaft noch nicht abzusehen sind.
Eine der kritischsten Folgen der QT ist die Verschärfung der finanziellen Bedingungen und die Verringerung der Liquidität auf dem Markt für Staatsanleihen, was die Renditen und den US-Dollar in die Höhe treibt.
Am Freitag stehen außerdem die Inflationsdaten auf dem Programm, und jeder ist besorgt über den rasanten Anstieg der Preise. Selbst die Politiker klagen über die hohen Preise. Laut Finanzministerin Janet Yellen ist eine Inflation von 8 % schlichtweg inakzeptabel.
Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass der Verbraucherpreisindex am Freitag die Notwendigkeit eines aggressiven und dringenden Handelns der Fed untermauern wird.
Auch wenn sich die Aktienmärkte für den Moment noch wacker schlagen, macht die Kombination aus QT und Zinserhöhungen die Aktien- und Kryptomärkte besonders anfällig. Für den Devisenmarkt resultiert daraus eine Schwäche der High-Beta-Währungen.
Die Europäische Zentralbank hat sehr deutlich gemacht, dass sie die Zinsen im Juli anheben will, und wird daher auf ihrer Sitzung am Donnerstag die Voraussetzungen für eine Straffung schaffen.
Der Grund, warum die EZB den Juli und nicht den Juni für eine Zinserhöhung gewählt hat, liegt zum Teil darin, dass für die Sitzung in diesem Monat Wirtschaftsprojektionen erstellt und veröffentlicht werden, die als Argument für eine Straffung dienen. Die Inflation, die im Mai mit 8,1 % ein neues Rekordniveau erreicht hat, ist der primäre Grund für diesen Schritt.
Aufgrund der turmhohen Preise, der Probleme in der Beschaffungskette, der Invasion Russlands und der steigenden Zinsen könnten die Wachstumserwartungen zurückgeschraubt werden. Vor dem Hintergrund der restriktiven Haltung der EZB und der Aussicht auf einen neuen Straffungszyklus ist eine erneute Nachfrage nach dem Euro zu erwarten, insbesondere in Bezug auf die Crosses.
Eine Rallye beim EUR/USD auf 1,08 ist zwar nicht ausgeschlossen, aber die Händler müssen dabei die Nachfrage nach EUR und USD genau austarieren, so dass die Gewinne insgesamt begrenzt sein könnten.
Trotz der RBA-Zinserhöhung war der australische Dollar in dieser Woche kaum gefragt. Im Falle eines Abverkaufs an den Aktienmärkten und eines weiteren Anstiegs des US-Dollars dürften AUD und NZD am stärksten fallen.
Der kanadische Dollar hingegen wird durch steigende Ölpreise, einen stärkeren IVEY PMI und die Aussicht auf gute Arbeitsmarktzahlen am Freitag unterstützt.