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Die abnormale Risikobereitschaft

Veröffentlicht am 26.06.2020, 11:32
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Die intensive Erwartung, dass wir weitere steuerliche und geldpolitische Anreize sehen werden, lässt nicht zu, dass sich eine gesunde Abwärtskorrektur entwickelt, auch wenn der anhaltende Nachrichtenfluss immer schlimmer wird.

Die wichtigen US-Aktienindizes erholten sich am Donnerstag um mehr als 1%, auch wenn die Wiedereröffnung der Unternehmen in Texas aufgrund der schnell steigenden neuen Fälle gestoppt wurde. Die Infektionen stiegen in Arizona und Kalifornien und Apple (NASDAQ:AAPL) schloss 14 Geschäfte in Florida.

In der Zwischenzeit sind die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA in der letzten Woche um 1,480 Mio. gestiegen und somit höher als die Analysten prognostiziert hatten, was darauf hindeutet, dass die Erholung des Arbeitsmarktes nach Covid nicht so stark ausfällt wie erwartet, und dass von weiteren Schäden auszugehen ist, da an einigen Orten erneut Einschränkungsmassnahmen ergriffen werden.

Die heutigen Daten sollten eine robuste Erholung der US-Verbraucherausgaben im Mai bestätigen, auch wenn das Einkommen deutlich eingebrochen ist, da die Unternehmen geschlossen waren und die Arbeitsmarktbedingungen schwierig sind.

Die US-Banken (NYSE:XLF) (+2,71%) führten die Gewinne an, nachdem der Stresstest der Federal Reserve (Fed) zu dem Ergebnis kam, dass sie solide genug und selbst im schlimmsten Abwärtsfall gut kapitalisiert sind. Dennoch hat die Fed die Dividenden begrenzt und den Banken verboten, Aktienrückkäufe vorzunehmen, um die gesunden Kapitalniveaus auch in den kommenden Monaten beizubehalten. Letztere Massnahmen könnten für die Anleger in Banktitel entmutigend sein, da sie die Banken daran hindern würde, einen negativen Preisschock einzudämmen, sollte der globale Abverkauf stärker werden.

Der US-Senat verabschiedete ein Gesetz, das Banken bestrafen soll, die Geschäfte mit chinesischen Politikern durchführen, die die Autonomie Hongkongs untergraben oder die grundlegenden Freiheiten ausmerzen wollen, die den Menschen in Hongkong über das neue nationale Sicherheitsgesetz versprochen wurde. Aber das Gesetz sollte vom House verabschiedet werden, um eine Reaktion von China und den Anlegern auszulösen.

Die Aktien in Hongkong fielen dennoch (-0,57%), aber anderorts dominierten die Gewinne. Der S&P/ASX 200 und Nikkei stiegen um 1,55% bzw. 1,40%, der Kospi legte 1,17% zu.

Die europäischen Indizes, die frühe Gewinne am Donnerstag schnell wiedergutmachen konnten, dürften positiv in den letzten Handelstag der Woche starten. Der FTSE 100 ist eher etwas angeschlagen als verletzt und wird wohl die Woche unverändert über 6200 schliessen.

Das WTI-Rohöl erholte sich von 37 USD pro Barrel und bereitet sich auf einen anderen Versuch vor, über 40 USD zu klettern. Aber es könnten Ängste aufkommen, dass die globale Ölnachfrage weiter geschädigt werden könnte, verursacht durch den Optimismus, dass wir mehr steuerliche und geldpolitische Anreize sehen könnten und dies könnte das Aufwärtspotenzial über 40 USD begrenzten.

Die robuste Nachfrage nach sicheren Häfen sagt uns, dass die Anleger vorsichtig bleiben, auch wenn die Risikofreude synthetisch erhöht wurde. Gold bleibt über 1750 USD nachgefragt, da die Abwärtsrisiken bei den Aktien aufgrund einer klaren negativen Tendenz bei den globalen Nachrichten vorherrschen. In der Zwischenzeit unterstützen die niedrigen US-Renditen das Edelmetall weiter und halten die Opportunitätskosten auf sehr niedrigen Werten.

An den Währungsmärkten bleibt der US Dollar Index um 97 stabil.

Der EURUSD erfährt bei Rücksetzern eine Nachfrage unter 1,12 und sollte sich über der kritischen Fibonacci-Unterstützung bei 1,1160 halten können, es sei denn, wir sehen eine plötzliche Verschlechterung der globalen Risikofreude.

Cable konsolidiert um 1,24 und der Abwärtsdruck auf das Sterling lässt nach, da der Moment der Wahrheit bei den Brexit-Verhandlungen auf Oktober verschoben wird, was etwas Druck von den Schultern der Anleger nimmt. Aber die EU geht davon aus, dass wir bei den Verhandlungen nächste Woche einen politischen Kompromiss sehen werden und das Vereinigte Königreich hält fest an seiner Entscheidung fest, keinen Kompromiss einzugehen. Die Pfundbullen werden also weiter auf dem Drahtseil balancieren, was das Aufwärtspotenzial vor dem gleitenden 200-Tagesdurchschnitt bei 1,27 begrenzen sollte. Das vierteljährliche Bulletin der Bank of England (BoE) wird wohl weiter das erhöhte Risiko für die Wirtschaftsprognosen aufgrund der Pandemie und den anhaltenden Brexit-Unsicherheiten betonen, aber die Marktreaktion sollte gedämpft ausfallen.

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