Der Dollar steigt und zieht eine Spur der Verwüstung durch die Risikoassets. Der Dollar-Index hat am 22. September ein kritisches technisches Widerstandsniveau überschritten. Jetzt könnte es richtig nach oben abgehen.
Gleichzeitig bricht der Euro zusammen und dieser macht einen erheblichen Teil des Dollar-Index aus. Ein Euro-Ausverkauf und Umschichtungen in den Dollar dürften zu einem Ausverkauf bei Aktien und Rohstoffen führen.
Der Renditespread zwischen der US-amerikanischen 10-Jahresanleihe und der deutschen 10 jährigen Bundesanleihe könnte Öl ins Feuer gießen. Die Renditedifferenz zwischen den beiden Anleihen steht kurz vor dem Ausbruch. Sollte es dazu kommen, würde dies wahrscheinlich dazu beitragen, den Anstieg des noch zu verstärken, was ihn noch schmerzhafter für Risikowerte macht.
Der Dollar-Index, der den Dollar gegenüber einem Währungskorb abbildet, stieg am 22. September über ein technisch relevantes Widerstandsniveau bei 93,50. Seitdem ist der Index auf rund 94,30 geklettert. Der Index scheint dabei zu sein, ein bullisches Umkehrmuster zu vervollständigen, das als inverse Schulter-Kopf-Schulter-Formation (head and shoulders, H&S) bekannt ist. Auf dieser Grundlage scheint der Index auf sein nächstes signifikantes Widerstandsniveau bei 96 und möglicherweise auf bis zu 97,70 vorzudringen.
Der Euro zeigt ähnliche Anzeichen einer Wende, aber in diesem Fall nach unten. Der Euro hat kürzlich versucht, aus einem langfristigen Abwärtstrend gegenüber dem Dollar auszubrechen, der im Juli 2008 begann. Dieser Abwärtstrend hielt und der Euro konnte im letzten Jahrzehnt dreimal nicht ausbrechen. Im Juli konnte der Euro jedoch erstmals über den Abwärtstrend mit rund 1,17 gegenüber dem Dollar steigen. Aber jetzt bricht dem Euro bei 1,17 die Unterstützung weg und er bewegt sich möglicherweise wieder unter den Abwärtstrend. Sollte der Euro unter den Abwärtstrend fallen, könnte dies dazu führen, dass die Währung auf rund 1,14 sinkt.
Anzeichen auf einen weiteren Euro-Rückgang findet man im RSI, der seit Juli trotz des Ausbruchs des Euro tendenziell eher tief ist. Das schuf eine bärische Divergenz zwischen einem steigendem Kurs und einem fallendem RSI, was bedeutet, dass der Euro im Laufe der Zeit eher nach unten tendiert.
Der Anstieg des Dollars könnte sogar etwas an Fahrt gewinnen, insbesondere wenn die Zinsen in den USA steigen oder die deutschen Renditen fallen. Die Spanne zwischen den Zinssätzen ging im März stark zurück, da die Renditen für US-Staatsanleihen viel schneller fielen als für deutsche Bundesanleihen. Es scheint, dass sich der steile Rückgang des Spreads stabilisiert hat und die Zinsdifferenz bald wieder größer werden könnte, möglicherweise zurück auf 1,5% von 1,2%.
Ein starker Dollar ist wahrscheinlich eine schlechte Nachricht für inflationsgebundene und inverse Korrelationsgeschäfte wie Gold und Silber. Beide Metalle haben bereits begonnen, den Schmerz des stärkeren Dollars zu spüren, wobei Gold gegenüber seinen Höchstständen von Anfang August um bis zu 10% gefallen ist. Der technische Chart deutet an, dass Gold noch weiter fallen könnte, möglicherweise wieder auf rund 1.790 USD.
Chart von TradingView
Dies könnte auch für Aktien problematisch sein, da multinationale Unternehmen wahrscheinlich den stärkeren Dollar in ihren Ergebnissen spüren würden. Dies würde den multinationalen US-Unternehmen schaden, da es deren Umsatz- und Gewinnzahlen verringern würde. Darüber hinaus gab der Rückgang des Dollars dem Aktienmarkt einen erheblichen Schub, als er zu fallen begann.
Im Folgenden Chart sehen Sie den Dollar-Index (invertiert) im Vergleich zum S&P 500. Es ist deutlich zu sehen, wie eng die beiden Werte miteinander korrelieren.
Chart von TradingView
Vor ein paar Wochen wurde nicht viel über eine Dollarumkehr gesprochen. Nun scheint dies zu geschehen, als die Coronavirus-Fallzahlen in der Eurozone wieder hochgehen und Investoren in den Dollar schicken. Es bleibt abzuwarten, ob der jüngste Anstieg des Dollars nur mittelfristig zu einem längerfristigen Abwärtstrend führen könnte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er in der Zwischenzeit den Anlegern kein Kopfzerbrechen bereiten kann.