Ausverkauf oder Korrektur? Zeit für kluge Investments – So gehst du vor!Raus aus dem Risiko

Droht dem Benzinpreis mit den Vorratsdaten ein neuer Ausverkauf?

Veröffentlicht am 24.03.2020, 13:49
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Steht der erste Anstieg der US-Benzinvorräte in acht Wochen vor der Tür? Zumindest ein altgedienter Beobachter der Energiemärkte scheint dies zu denken.

Dominick Chirichella, der seit über 37 Jahren die Öl- und Gasmärkte verfolgt, erwartet, dass die US-Energieinformationsagentur in ihrem wöchentlichen Vorratsbericht am Mittwoch mitteilen wird, dass die Benzinvorräte letzte Woche um 1,5 Millionen Fass gestiegen sind.

Sollte sich dies bestätigen, wäre dies ihre erste Zunahme seit der Woche zum 24. Januar. Für die letzten zwei Monaten hatte die EIA einen Rückgang der Benzinvorräte um insgesamt 20,34 Millionen Barrel berichtet, der in der letzten Woche mit 6,18 Millionen Fass ein Hoch erreichte.

RBOB Benzin-Futures

Natürlich dürfte ein erster Hinweis auf eine Zunahme der Benzinvorräte von dem US-Branchenverband American Petroleum Institute kommen, der heute um 21:30 Uhr MEZ seine wöchentliche Vorratsschätzung herausgeben wird. Die Stichprobe der letzten Woche hatte einen Rückgang der Gasvorräte um 7,8 Millionen Fass angezeigt.

Am Montag ergab eine von Investing.com durchgeführte Befragung unter Analysten, dass diese einen weiteren Rückgang der Benzinvorräte über die Woche um durchschnittlich 1,67 Mio Fass vorhersagen.

Realität und Wirtschaft machen auch vor Benzin nicht halt

Und doch geht Chirichella davon aus, dass die Lagerbestände einen Anstieg verzeichnen werden, da die Realität und die Folgen für die Wirtschaft von Covid-19, das Amerika im Würgegriff hält, nun auch auf den Benzinmarkt durchschlagen.

"Der Verbrauch bei Autofahrten ist im Sturzflug und daher sinkt der Benzinverbrauch in den USA (und auf der ganzen Welt) exponentiell", schrieb Chirichella, Direktor für Risiko und Handel am Energy Management Institute in New York, in seiner täglichen Notiz am Montag.

"Das passiert halt, wenn alle zu Hause bleiben", fügte er hinzu.

Chirichellas Prognose kommt zu einem besonders besorgniserregenden Zeitpunkt für Benzin, das am Montag im New Yorker Terminhandel Rekordtiefs erreichte, in Erwartung einer Zerstörung der Nachfrage nach Kraftstoffen aufgrund der zunehmenden Ausgangssperren in den USA wegen der Pandemie.

Benzinpreis unter 40 Cent je Gallone - Tankstellenpreis in Kentucky unter 1 USD

Der US-amerikanische RBOB-Benzinpreis Frontkontrakt fiel am Montag auf zu Handelsende 41,18 Cent die Gallone und erlitt damit einen Tagesverlust von 32%. Zuvor war er auf bis zu 37,80 Cent eingebrochen, dem niedrigsten Wert für einen Front-Month-Benzinkontrakt, seit in 1984 der Handel mit Futures auf das Ölprodukt an der New Yorker Warenterminbörse Mercantile Exchange begann. Seit Jahresanfang sind RBOB-Benzin-Futures um 73% gefallen.

Das Rekordtief bei den Futures kam, als der durchschnittliche Tankstellenpreis für Benzin in den USA am Wochenende von einem Januarhoch von 2,67 USD auf 2,14 USD die Gallone fiel, so die American Automobile Association.

In einigen Gebieten der USA lagen die Preise jedoch unter der Hälfte dieses Durchschnittswerts.  

London City, in Kentucky, war beispielsweise die erste Stadt, in der die Kraftstoffpreise unter 1 US-Dollar pro Gallone fielen, ein Resultat der Ausgangssperren gegen die weitere Ausbreitung der Coronaviren, berichtete Bloomberg. 

Das letzte Mal, dass der Einzelhandelspreis für Benzin unter 1 US-Dollar pro Gallone lag, war noch vor den 1990er Jahren.

"Es ist kaum noch zu verkaufen", sagte Paul Bingham, leitender Transportökonom bei IHS Markit Ltd, gegenüber Bloomberg und beschrieb damit das neueste Phänomen bei der Preisbildung.

"Die Preiselastizität hat sich total verändert. Es handelt sich um eine Komplettzerstörung der Nachfrage."

Raffineriemargen unter Druck

Was jedoch zerstört wird, ist nicht nur der Endpreis für Benzin, sondern auch die Raffineriemarge oder das, was im Marktjargon als „Crack“ bekannt ist.

Im Handel am Montag lag der RBOB-Crack-Spread auf minus 2 USD das Fass. 

"Es wird nicht lange dauern, bis die Raffinerien ihre Produktion drosseln", schrieb Chirichella. 

"Zum Glück für die Raffinerien ist der ULSD-Crack immer noch relativ robust, da sich die Nachfrage nach Diesel weitaus besser hält als die nach Benzin, als LKWs und Züge mit voller Kapazität fahren, um Lebensmittel und essentielle Waren ständig neu in die Regale zu bringen", sagte er und verwies auf die Marge für Destillate, eine Kategorie, die Diesel und Heizöl umfasst.

Allerdings gab es am Montag im Energiehandel zumindest einen Lichtblick, aufgrund des RBOB-Cracks.

West Texas Intermediate, der in New York gehandelte Benchmark für US-Rohölpreise, stieg um 73 Cent oder 3,2% auf 23,36 USD das Fass, da die Marktteilnehmer auf die relativ besseren Fundamentaldaten von Rohöl gegenüber Benzin bauten. John Kilduff, Gründungspartner des New Yorker Energie-Hedgefonds Again Capital, sagte:

"Machen Sie sich keine Illusionen - der heutige Anstieg des Rohölpreises hatte alles mit Crack-Spread-Wetten zwischen Benzin und Rohöl zu tun und nichts mit einer realen Verbesserung der Fundamentaldaten beim Öl."

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