Nach sechs starken Handelstagen mit einer 500-Punkte-Rally scheint der deutsche Aktienmarkt langsam ins Stocken zu kommen. Das ist angesichts dieser dynamischen Bewegung auch alles andere als verwunderlich. Und doch fragen wir uns: Wie geht es jetzt weiter?
Und aus diesem Grund werfen wir einmal einen Blick auf das Anlegerverhalten der bisherigen Kursreaktionen und der möglichen Entwicklung zukünftiger Kursbewegungen.
Analyse der bisherigen Bewegungen
Getragen von einer insgesamt schon sehr optimistischen Gesamtstimmung am Aktienmarkt, war der DAX in den Bereich des psychologisch wichtigen Widerstands bei 10.000 Punkten gelaufen. Am 21.01.2014 wurde schließlich das bisherige Allzeithoch bei 9.794 Punkten ausgebildet.
Da viele Anleger im Bereich markanter Marken ihren Ausstieg planen, stieg der Verkaufsdruck an. Auf der anderen Seite reichte die Kraft der Bullen nach dieser langen Rally der vergangenen Monate nicht mehr aus, um diesen Verkaufsdruck zu kompensieren. Der Kurs brach ein, was weitere Anleger zum Ausstieg veranlasste.
Hoffen auf gute Einstiegskurse
Dadurch, dass die Stimmung zuvor so optimistisch war, warteten jedoch einige Anleger auf gute Einstiegsniveaus. Das waren einerseits Anleger, welche die Rally verpasst haben. Auf der anderen Seite diejenigen, die zu früh ausgestiegen sind und nun auf einen guten Wiedereinstieg warten. Hinzu kamen weitere, die einfach ihre Investitionsquote bei einer Konsolidierung erhöhen wollen.
Im Bereich der 9.000er-Marke war dieses Einstiegsniveau offensichtlich für einige Anleger attraktiv genug. Der Kurseinbruch stoppte und die Kurse zogen wieder an. Als dann die Kurse sogar dynamischer aufwärts kletterten, gerieten viele der wartenden Bullen in Sorge, sie könnten erneut den Einstieg verpassen und stiegen hektisch ein. Das befeuerte die Kurse zusätzlich.
Auf der anderen Seite wurden Anleger, die in dem Kurseinbruch auf fallende Kurse gesetzt hatten, bei steigenden Kursen nervös und stiegen aus den Short-Positionen aus (Short-Squeeze). Auch das unterstützte die Dynamik.
Das sind die Hauptfaktoren, die schlussendlich zum schnellen 500-Punkte-Anstieg führten.
Aktuelle Situation
Die beteiligten Anleger-Gruppen haben also zu einem großen Teil gehandelt – deren Themen sind damit durch. Jetzt kommt es eben auf die weitere Entwicklung an. Die alles entscheidende Frage lautet: Kommt es im Bereich und oberhalb der 10.000-Punkte-Marke zu Anschlusskäufen? Denn das wird nur geschehen, wenn hauptsächlich institutionelle Anleger zu der Überzeugung gelangt sind, dass der DAX im Bereich der 10.000-Punkte-Marke noch attraktiv für neue Investments ist. Bleiben diese Anschlusskäufe jedoch aus, manifestiert sich der 10.000er-Widerstand. Dann wird es immer schwieriger, diesen zu überwinden, ohne dass zuvor eine größere Konsolidierung den Markt bereinigt hat. Diese größere Konsolidierung (die auch seitwärts verlaufen kann) ist erforderlich, um bei den institutionellen Anlegern wieder ein Anlageinteresse entstehen zu lassen.
Charttechnik und Psychologie
Das ist im Prinzip die etwas vereinfachte psychologische Komponente hinter den charttechnischen Marken und damit hinter den Prognosen, die ich in den vergangenen Tagen hier erstellt habe. Erst bei einem neuen Hoch, beziehungsweise einem nachhaltigen Überwinden der 10.000er-Marke, wird es wieder deutlich bullisher. Bis dahin kann all das, was wir in den vergangenen Tagen gesehen haben, noch Teil der Konsolidierung sein.
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens