Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
seit November letzten Jahres ging es mit dem Erdgaspreis stets bergab: Vom einstigen Hoch bei 4.929 US-Dollar im November 2018 fiel die Notierung des Energieträgers bis zum Mehrjahrestief bei 2.159 US-Dollar im Juni. Einen solch heftigen Rückgang von mehr als 50 Prozent sieht man nicht alle Tage. Jede noch so kleine Erholung wurde immer wieder im Keim erstickt.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung von Erdgas seit November 2018 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze, Candlestick-Chart, eine Kerze entspricht einem Tag):
Quelle: onvista.de
Das Chartbild zeigt einen ordentlichen Abwärtstrend an. Aufgrund gestiegener Erdgaslagerbestände in den USA gab es am Montag nach vorherigen Erholungen wieder einen Rückschlag, der Kurs gab dieses Mal aber nur leicht nach. Ist dies als erstes Stärke-Zeichen zu werten?
Abwärtstrend vor Auflösung?
Einige Indikatoren weisen darauf hin, dass es nach der massiven Talfahrt des letzten Jahres möglicherweise bald zu einer Gegenbewegung kommen könnte. Doch warum? Schauen wir uns das Chartbild oben nochmal genauer an.
Deutlich zu sehen ist der Abwärtstrend seit November bzw. Dezember letzten Jahres. Die Abwärtsdynamik wird geringer, der Verlauf wird flacher. Seit Ende Juni sehen wir eine Gegenbewegung, die zum Teil von sehr kräftigen Aufwärtstagen gekennzeichnet gewesen ist.
Sollte nun in den nächsten Tagen der Bereich um 2.500 US-Dollar überwunden werden, müsste dies als positives Signal gewertet werden. In diesem Fall ist mit Anschlusskäufen bzw. mit weiterem Aufwärtspotenzial zu rechnen.
Erdgas in den Sommermonaten saisonal stark
Auch das saisonale Bild gibt grünes Licht und weist insbesondere für den Monat Juli bis etwa Mitte August ein ordentliches Aufwärts-Momentum an (siehe unten).
Quelle: seasonalcharts.com
CoT-Daten im Hinterkopf behalten
Doch es kommt noch besser! Wir sehen im nächsten Schaubild die CoT-Daten aufbereitet. Interessant ist die Positionierungen der Commercials (rot), sowie der großen Trader (blau): Ein wunderbar inverses Bild. Die Commercials gehen ordentlich long und die großen Trader sind deutlich short positioniert (gehen also von fallenden Kursen aus).
Quelle: Insider Capital Group
Häufig sind gerade die Long-Positionierungen der Commercials die treibende Kraft schlechthin. Die Leerverkaufspositionen der großen Trader müssten demnach irgendwann eingedeckt werden - und dürften somit für Schub im Markt sorgen. Vor diesem Hintergrund sind in den kommenden Monaten meiner Meinung nach eher steigende als fallende Notierungen im Erdgas wahrscheinlich.
Freundliche Grüße aus Köln
Ihr
Bernd Raschkowski