Der Winter-Optimismus, der bei den Erdgas-Experten im Oktober 2018 zu beobachten war, ist in diesem Jahr noch nicht so präsent und das, obwohl es mehrere Signale für einen baldigen Wintereinbruch in den Vereinigten Staaten von Amerika gibt.
Diese Divergenz stellt den Markt vor ein Rätsel, das sowohl Investoren als auch Analysten in die Bredouille bringt.
Zu viel Erdgas im Speicher
Die Wettervorhersagen deuten darauf hin, dass die Versorgungsunternehmen mit der Verbrennung von mehr Gas beginnen sollten, da die Verbraucher die Heizung häufiger zu Hause und in Unternehmen aufdrehen.
Dennoch haben die Versorgungsunternehmen in den letzten Wochen häufiger mehr Gas in die Speicher eingespeist als prognostiziert wurde, was beweist, dass die Produktion des Brennstoffs nach wie vor hoch ist.
Dan Myers, Analyst bei der in Houston ansässigen Gasrisiko-Beratungsfirma Gelber & Associates, sagte in einem Bericht:
"Das jüngste Produktionswachstum begrenzt die Gewinne des Marktes und sorgt für Entspannung im kommenden Jahr, da die Lagerbestände inzwischen über dem Fünfjahresdurchschnitt liegen und dieser Überschuss mit dem jüngsten Bestandsbericht ausgebaut haben."
Der Lagerbestandsbericht für Erdgas, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, zeigte eine Zunahme der Bestände von 87 Milliarden Kubikfuß in der vergangenen Woche. Von S&P Global Platts befragte Analysten hatten mit 92 Milliarden Kubikfuß gerechnet.
Die gesamte Lagermenge liegt damit bei 3,606 Billionen Kubikfuß. Das entspricht einem Plus von 519 Milliarden Kubikfuß im Vergleich zum Vorjahr und 28 Milliarden Kubikfuß oberhalb des Fünfjahresdurchschnitts.
Der US-Erdgaspreis für die Sorte Henry Hub schloss am Freitag unverändert bei 2,316 Dollar je Million Btu.
Die Einpreisung einer neuen Kältewelle könnte anders sein als 2018
Der Frontkontrakt schloss die Woche 0,88% im Minus. Bisher hat sich der Benchmark-Kontrakt der Sorte Henry Hub in den letzten sechs Wochen nur einmal erholt und in der vorletzten Woche fast 5% gewonnen. In den vorherigen vier Wochen verlor Erdgas allerdings 5,9%, 2,2%, 5,1% bzw. 3,1%.
Im Vergleich zur Performance des Erdgaspreises von vor einem Jahr sieht die Preisentwicklung aus wie Tag und Nacht.
In der Woche zum 21. Oktober 2018 sanken die Benchmark-Gas-Futures um 2%. In den fünf vorangegangenen Wochen stiegen sie jedoch stetig mit 2,8%, 0,6%, 4,5%, 1% und 7,6% an.
Einige basteln an ihren Preismodellen...
Nun überdenken einige Analysten, die in den letzten zwei Jahren von Mitte September bis Ende Oktober ähnliche Kälteperioden beobachtet hatten, ihre Preismodelle.
Myers erklärte:
"Der Frontmonat erhält weiterhin Unterstützung durch die bevorstehende Kältewelle, wenn auch nicht so sehr, dass er den Widerstand bei 2,30 Dollar nachhaltig durchbrechen kann"
Dominick Chirichella, der Marktrisiko- und Handelsmodelle für das Energy Management Institute in New York untersucht, vertrat ähnliche Ansichten wie Myers und erklärte, dass alle Gewinne in letzter Zeit "wahrscheinlich das Ergebnis von Short Covering" seien.
Er fügte hinzu:
"Die neueste Kurzfristprognose zeigt immer noch kältere Temperaturen als die Normaltemperaturen in einem Großteil der USA."
...andere sind überzeugt, dass sich der Markt erst 2020 erholen wird
Einige Analysten, wie Scott Shelton von ICAP in Durham, North Carolina, glauben, dass der Markt nicht das Zeug dazu hat, sich vor Anfang 2020 zu erholen.
Shelton schrieb in einem Bericht:
"Die Preise scheinen lustlos zu sein, fallen aber viel einfacher als sie steigen, da der Winter-Optimismus, den wir letztes Jahr wegen der geringen Lagerhaltung erlebt haben, dieses Jahr einfach nicht vorhanden ist."
Er sagte, dass sich seine Einschätzung zum Erdgaspreis "langsam in neutral oder bärisch" ändert und merkte an: "Die Optik von Erdgas sieht nicht sehr gut aus."
"Die Nachfrageseite hat auch in diesem Jahr witterungsbedingt nicht enttäuscht, auch dank einer soliden Stromnachfrage. Aber jetzt haben wir den Salat.... Erdgas bleibt in unmittelbarer Nähe zu seinen Tiefs.
Das sagt mir Folgendes. Alle Winter-Spreads für Q1 sehen für mich überbewertet aus."